TREWIT – Das sind die drei Wittmann-Geschwister Sophie, Rudi und Max. Sie stehen für traditionelles Handwerk, innovative Ideen, höchste Designansprüche und Topqualität. 1879 als Wagnerei in Scharnstein gegründet, hat sich das Familienunternehmen zur hoch spezialisierten Tischlerei für Sessel und Hobelbänke entwickelt.
Sophie, Rudi und Max haben erst kürzlich die Geschäfte übernommen und führen das Unternehmen mit progressivem Design und ökologisch hochwertigen Materialien in die Zukunft des heimischen Möbelbaus. Innovative Fertigungsmethoden treffen in der Scharnsteiner Werkstatt auf traditionelles Tischlereihandwerk.
Das eingespielte Dreiergespann erzählt bei der aktuellen Ausgabe der Creative Coffee Break, welche Vorteile sie darin sehen, als Geschwister das Unternehmen zu führen und wo dabei die Herausforderungen liegen. Außerdem erklären sie unter anderem, warum sie den Firmennamen zu TREWIT geändert haben und was sie sich davon für eine erfolgreiche Zukunft versprechen.
Creative Coffee Break #34 mit TREWIT zum Nachlesen
Claudia Kappl/Creative Region: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe der Creative Coffee Break. Wir sind heute bei TREWIT. Sophie und ihre Brüder Rudi und Max haben das Familienunternehmen vor Kurzem übernommen. Sie erzählen uns heute, wie sie Innovation und Tradition verbinden und welche Bedeutung Handwerk für sie hat. Seid gespannt und viel Spaß beim Zuschauen!
Creative Region: Was macht TREWIT?
Sophie Wittmann: TREWIT macht Stühle und Tische aus Massivholz.
Creative Region: Wer seid ihr und wie gestaltet sich euer Arbeitsablauf?
Max Wittmann: Mein Name ist Max Wittmann. Ich bin zuständig für die Produktion und für die Digitalisierung.
Sophie Wittmann: Mein Name ist Sophie und ich mache Kundenberatung und Innenraumkonzepte.
Rudolf Wittmann: Mein Name ist Wittmann Rudi. Ich mache die Arbeitsvorbereitung und Entwicklung für das Unternehmen.
Creative Region: Was fasziniert euch an der Arbeit mit dem Werkstoff Holz?
Rudolf Wittmann: Es ist einfach eine natürliche, nachwachsende Ressource. Es ist leicht für sein Volumen und hat einfach viele gute Eigenschaften, die angenehm sind.
Max Wittmann: Es lässt sich super zu anderen Sachen umwandeln. Im Vergleich zu Metallen zum Beispiel, die mit sehr viel Kraftaufwand umgeformt werden, ist Holz sehr angenehm zu verarbeiten.
Sophie Wittmann: Es verzeiht auch gewisse Fehler in der Verarbeitung. Wenn man etwas zu tief bearbeitet oder schleift, kommt man immer noch auf eine schöne Maserung und nicht auf ein Trägermaterial und dadurch etwas freilegt, was man nicht sehen sollte. Was mich aus einer gestalterischen Perspektive fasziniert, ist die Individualität der Oberfläche.
Creative Region: Ihr habt gemeinsam die Geschäftsführung übernommen. Was hat euch dazu veranlasst, diesen Schritt zu wagen?
Sophie Wittmann: Ich finde, die Möbelbranche ist mit Abstand eine der attraktivsten Branchen – schöne Materialien, schöne Formen. Was für mich der Beweggrund war: Ich habe vorher etwas anderes studiert und war während des Studiums viel in Asien. Dort habe ich einen Branchenreport schreiben dürfen über die Möbelindustrie in China. Irgendwie war das sehr augenöffnend, weil ich davor sehr blind war für den Wert des Handwerks, den wir haben, und das hat sehr viel für mich offengelegt. Dann hat es nur mehr eine Entscheidungsmöglichkeit für mich gegeben.
Max Wittmann: Ich habe mich eher immer gewehrt gegen das Ganze. Und hab dann aber doch nach dem Studium – eigentlich auf Wunsch von Sophie – angefangen, dass ich auch zuhause im Unternehmen etwas mache, ursprünglich auf begrenzte Zeit gesehen. Mir hat es aber dann auch einfach Spaß gemacht und ich habe gemerkt, dass der Gestaltungsrahmen doch ein ganz anderer ist. Die Produkte sind spannend, die ganze Branche ist spannend. Ich bin also eigentlich erst später dazugekommen.
Rudolf Wittmann: Ich war eigentlich schon vor ihnen da und hab schon einmal mit dem Gedanken gespielt, das Unternehmen zu übernehmen. Ich habe mich dann aber eigentlich dagegen entschieden, bin dann studieren gegangen und als ich gesehen habe, es sind noch zwei andere dabei und ich muss das nicht alleine schupfen, war es dann doch wieder greifbarer, es doch zu machen. Obwohl ich es für mich noch immer zeitlich begrenzt sehe.
Creative Region: Wie geht ihr selbst mit der dazugewonnenen Verantwortung um?
Max Wittmann: Für mich ist es sehr wichtig, dass ich mit meinen Geschwistern das gemeinsam mache, weil es doch oft große Entscheidungen sind, die zu treffen sind. In den vorherigen Jobs, in denen man gearbeitet hat, hat man in dieser Kragenweite noch nie etwas entschieden. Und da ist es schon angenehm, wenn man mit zwei Geschwistern arbeitet, die man sein ganzes Leben lang kennt.
Sophie Wittmann: Max hat vorher angesprochen, dass man sehr viel Spielraum hat und genau das extrem attraktiv ist. Das ist einerseits wahnsinnig positiv, die Kehrseite der Medaille ist, dass wenn man in so ein Familienunternehmen relativ jung hineinkommt, die Kragenweite groß ist. Es gibt manchmal Momente, in denen man sich wünscht, in einem Start-up zu sein und mit dem Unternehmen mitwachsen zu können. So muss man selbst sehr schnell wachsen, um in gewachsene Strukturen reinzupassen.
Rudolf Wittmann: Ich denke auch, dass es gut ist, dass wir das als Geschwister gemeinsam machen, weil wir einen sehr direkten und sehr ehrlichen Draht zueinander haben. Das ist schon wichtig. Wir können auch richtig streiten und uns danach im besten Fall auch wieder in die Augen schauen.
Creative Region: Weshalb habt ihr euch dazu entschieden, den Namen eures Familienbetriebs zu ändern?
Sophie Wittmann: Ich sehe es generell so, dass Familienbetriebe, die über mehrere Generationen bestehen, in jeder Generation Herausforderungen haben. Wenn man in der Familie den weiteren Kontext hat, sieht man, wie viel schon passiert ist, wie viele Sachen sich auch ändern können. Man bekommt einen lockeren Zugang zum Thema Veränderung. Unsere Themen sind die Digitalisierung, der Fachkräftemangel und eben auch der Außenauftritt, der bisher nicht wichtig war. Wir haben gemerkt, dass wir ganz stark eigenständige, charakteristische Möbel fertigen, die wirklich einen innovativen Charakter haben. Unser Firmenauftritt muss mindestens genauso eigenständig und einzigartig sein. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, weil es auch Verwechslungsgefahren gegeben hat.
Creative Region: Welche Veränderungen sind mit dem neuen Markenauftritt verbunden?
Sophie Wittmann: Prinzipiell bleibt sehr viel gleich, weil wir an etwas anknüpfen, auf das wir sehr stolz sind. Das ist die ganz hohe Qualität und viel Erfahrung. Es kommen aber Veränderungen auf uns zu, die zum Teil schon begonnen haben, die wir dadurch jetzt viel offener tragen können. Das sind Entwicklungen im Möbelbereich, die viel designlastiger, progressiver – wenn man so will – und innovativer sind.
Creative Region: Stichworte – Tradition und Innovation: Wie lassen sich die beiden Begriffe in eurem Unternehmen vereinen?
Rudolf Wittmann: Tradition ist der Werkstoff, Innovationen sind unsere Fertigungstechniken. Das ist recht einfach – für mich zumindest.
Max Wittmann: Das Produkt im Groben bleibt gleich, wir machen noch immer Sessel, daher traditionell. Nur wie wir es machen, wie die Sessel aussehen, ist dann eben innovativ.
Sophie Wittmann: Ich glaube, gerade im Handwerk braucht es Innovation, denn sonst wird die Tradition zu einem Museumsbegriff. Tradition kann nur etwas sein, das ausgeübt wird. Deshalb braucht es Innovation, man kann sich dem nicht verschließen. Hätte sich das unser Großvater, der noch Wagnermeister war, gedacht, würden wir heute nicht hier sitzen und Holz verarbeiten.
Creative Region: Ihr arbeitet regelmäßig mit anderen Creatives zusammen. Was ist für eine gute Kollaboration ausschlaggebend?
Rudolf Wittmann: Das Produkt muss zu uns passen. Wir können nicht hergehen und sagen, wir bauen ein Auto oder so. Es muss oder soll schon aus Massivholz sein. Und wenn dann das Design auch noch halbwegs stimmig ist und zu uns passt, dann trauen wir uns drüber – meistens. Wenn es nicht zu extrem ist oder zu filigran.
Sophie Wittmann: Ja, voll. Ich finde, einerseits muss es zu uns passen, andererseits finde ich es extrem cool, wenn man mit anderen Kreativen zusammenarbeitet und dann einen ersten Vorentwurf bekommt, der einen voll überrascht. Bei dem man sich denkt: Darauf wäre ich nie gekommen. Das holt einen dort ab, wo wir selbst nicht hingekommen wären, und man den frischen Wind von außen bekommt, wo einem sonst die Betriebsblindheit im Weg steht.
Max Wittmann: Das ist für uns als massivholzverarbeitender Betrieb extrem schön, aber wir haben auch unsere Grenzen. Wir können keine Polstermöbel machen. Da brauchen wir dann andere Firmen, mit denen wir kooperieren und eben auch Designer, wie du schon gesagt hast, die uns auf neue Gedanken bringen und mit komplett anderen Ansätzen daherkommen.
Creative Region: Was macht für euch ein Möbelstück zu einem Erfolg?
Rudolf Wittmann: Wenn es nicht zusammenbricht, auf jeden Fall! Das wäre sehr gut.
Max Wittmann: Wenn es nicht wackelt!
Sophie Wittmann: Ich finde es oft total spannend und besonders schön, wenn es so viele Details hat, dass man sich immer wieder daran erfreut. Mein Lieblingssessel, auf dem Max gerade sitzt, – der Kofel – das ist einer, an dessen Details man sich jeden Tag wieder erfreut. Voll cool ist auch, wenn Freunde kommen und sagen: „Das Ding möchte ich mir unbedingt irgendwann einmal gönnen.“
Rudolf Wittmann: Cool ist auch, wenn man sich in der Entwicklung denkt, man bringt es nicht zusammen und dann bringt man es doch zusammen. Das ist dann auch schön.
Creative Region: Ihr seid regelmäßig auf Messen vertreten. Was erwartet ihr euch von der Teilnahme?
Sophie Wittmann: Das ist wichtig. Wir sitzen hier im Almtal, was zwar sehr schön ist, aber es ist ein Talschluss. Man muss immer wieder mit den Möbeln auch rausgehen. Das ist einfach toll, um Kontakte zu knüpfen, sich interessantes Feedback zu holen und einfach den direkten Kontakt zu haben. Uns macht es total Spaß, z. B. auf der VIENNA DESIGN WEEK, wenn man Events veranstaltet oder innerhalb der Ausstellung mit Freunden oder neuen Bekanntschaften anstoßt. Die Zusammenarbeit mit anderen Kreativen, ob es grafische Gestaltung oder die Ausstellungsgestaltung betrifft, ist richtig lustig.
CREATIVE REGION: Gibt es ein „Lieblingsprodukt“ eurer Arbeiten, auf das ihr besonders stolz seid?
Max Wittmann: Für mich ist es der Sessel, auf dem Rudi sitzt. Das ist ein Lieblingssessel von mir, weil er – für mich als Produktionsleiter – einfach zu produzieren ist, für unsere Rahmenbedingungen angepasst ist und vom Design her aktuell ist. Da kann ich nicht mehr dazu sagen.
Rudolf Wittmann: Und bequem.
Max Wittmann: Ja, und bequem.
Rudolf Wittmann: Die Hobelbänke mach ich ganz gern. Sie sind ein Nischenprodukt von uns. Das ist das älteste Produkt, das wir noch erzeugen, das noch aus der Wagnerei stammt und das ist ja doch schon über 100 Jahre her.
Sophie Wittmann: Bei mir ist es eben der Sessel „Kofel“, auf dem Max sitzt, weil er so charakteristisch ist. Aber man merkt auch, wenn etwas anderes dazukommt und man den Sessel in einer spannenden Holzart macht, dass man wieder etwas Neues entdeckt und der dann wieder phasenweise der neue Lieblingssessel ist.
Creative Region: Welche Projekte können wir von TREWIT in naher Zukunft erwarten?
Sophie Wittmann: Im Moment entwickeln wir für ein Projekt in Bayern einen komplett eigenen Stuhl, also er ist schon entwickelt, er wird gerade produziert. Und demnächst auf der VIENNA DESIGN WEEK stellen wir den Sessel vor, den Max als erstes Stück serienreif gemacht hat. Da sind wir schon extrem stolz. Das wird ein sehr cooles Modell.
Creative Region: Bei wem sollten wir unbedingt auf eine Creative Coffee Break vorbeischauen?
Sophie Wittmann: Ich würde vorschlagen, einfach ein paar Häuser weiter zu Wildflorie zu gehen. Das sind extrem spannende Damen der Naturfloristik und Landschaftsarchitektur.
Rudolf Wittmann: Das Kollektiv Raumteiler in Linz bzw. Kollektiv Hydra, heißt es eigentlich, ihr Atelier ist der Raumteiler. Da kann man in jedem Fall auch vorbeischauen.