Teil des Projektes Creative Coffee Breaks
Für die 36. Creative Coffee Break haben wir Stefan Beham und sein Team, besser bekannt als SBÄM, besucht. SBÄM ist einer der wichtigsten Player der nationalen und internationalen Punkrockszene, entwirft Artworks für große Punkrock-Bands wie NOFX, Sum 41, Lagwagon oder für die österreichische Band Russkaja und hat ein Platten-Label. Außerdem veranstaltet SBÄM ein eigenes Punkrock-Festival, das am 30. und 31. Juli 2022 in der Tabakfabrik stattfinden wird. Woran Stefan, Birgit, Magdalena, Amy und Roland derzeit noch arbeiten und was ihre persönlichen Highlights sind, haben sie uns bei einem Kaffee erzählt.
Was macht SBÄM?
Birgit: SBÄM macht Artworks hauptsächlich für Plattencovers, Tour-Poster, Merchandise Produkte für Bands im Punkrockbereich, hat ein eigenes Punkrock-Festival und ein Plattenlabel – SBÄM Records.
Wie hat alles begonnen?
Stefan: Begonnen hat alles mit Artworks mit einem Preisausschreiben vom Sänger von Lagwagon, der einen Preis ausgeschrieben hat für sein Tour-Poster für seine Australien-Tour. Und ich habe da einfach aus Spaß mit gemacht und habe das gewonnen. Da habe ich ein bisschen Blut geleckt, dass ich das machen möchte und dann hat er mich eingeladen zur Show von Me First and the Gimme Gimmes – das ist eine Super-Group von den Foo Fighters, NOFX und Lagwagon – nach Amsterdam, wo ich dann gleich in die Gracht hineingefallen bin neben ihnen und ich glaube, das hat sich irgendwie eingebrannt bei denen! Dort habe ich natürlich auch sehr viele Manager kennengelernt und dann ist es einfach losgegangen. Mit zigtausend E-Mails schreiben an Bands, die das nicht interessiert hat und die nicht oft zurückgeschrieben haben. Aber da war eine Hartnäckigkeit und dann ist das immer besser geworden – dann sind immer mehr und mehr Artworks für größere Bands entstanden, wie NOFX, Zebrahead, Blink-182, Sum 41.
Wie steht es um den Punkrock in Österreich?
Amy: Grundsätzlich nicht so schlecht meiner Meinung nach. Es gab schon Zeiten, wo viel, viel weniger los war in der Szene. Man merkt, dass sich international viel mehr tut, viele junge Bands nachkommen aus den USA oder aus verschiedenen europäischen Ländern, natürlich auch aus Österreich. Wir versuchen auf jeden Fall, auch etwas dazu beizutragen. Einerseits mit Signings von jungen österreichischen Punkbands, andererseits wollen wir natürlich auch die nächste Generation der österreichischen Punk-Community in das Ganze mit einbinden und deshalb gibt es bei allen SBÄM Konzerten und auch beim SBÄM Fest ein Kontigent für Personen unter 18 Jahren, die die Konzerte oder das Festival bei freiem Eintritt besuchen können.
Stefan: Es ist uns auch sehr wichtig, mehr female Acts einzubinden, also auch ins Festival und bei uns ins Label, weil der Rockbereich eine sehr männerdominierte Szene ist und wir das ändern wollen. Bei den meisten Festivals sind nur 1-2 % female Acts, die letzten Acts, die wir gesignt haben, waren zum Großteil female Acts, wir haben dieses Jahr am Festival ca. 25 % female Bands, die auftreten und das Ziel ist, dass wir 2024, 2023 evtl. schon, 50 % des Line-Ups mit female Bands haben.
Wie gestaltet sich das Arbeiten über die österreichische Landesgrenze hinaus?
Stefan: Das war eigentlich bei uns schon immer so, dass das Arbeiten eher international war, weil die meisten Bands aus der Szene, mit denen wir arbeiten oder mit denen wir begonnen haben zu arbeiten, aus den USA kommen, also war das von Anfang an ein Fixpunkt, dass du viel mit den USA zu tun hast. Es ist schon eine Herausforderung, weil du früh anfängst und für den europäischen Markt arbeitest und um 17:00 Uhr langsam die Amis munter werden und so wird ein Tag ziemlich lang. Wir arbeiten dort mit einigen Fulfillment-Firmen zusammen, also PR-Mitarbeiter sind von uns vor Ort in Nordamerika. Es ist eine Herausforderung, aber es ist spannend.
Wie steht ihr zu Social Media?
Amy: Wenn man im Jahr 2022 nicht auf Social Media präsent ist, dann existiert man sozusagen nicht. Ich persönlich als Social Media Managerin sehe das aber mehr als Segen als als Fluch, weil wir genau die Leute erreichen, die es interessiert, genau unsere Zielgruppe über unsere Kanäle und können ihnen angefangen bei Pre-Order von einem Album über ein Line-Up-Update vom Festival einfach direkt die News liefern. Und andererseits ist es schon auch so, dass die Kommunikation vom Stefan mit vielen internationalen Größen einfach auf Social Media begonnen hat.
Was macht Linz für euch als Arbeitsort interessant?
Stefan: Ich bin seit über 20 Jahren in Linz und wir haben super Partner hier wie die Tabakfabrik, wie die Brau Union und zig andere. Wir haben Freunde hier, die ganzen Clubs, wo wir Konzerte veranstalten, sind hier, wir sind in die Szene hineingewachsen. Wir haben zwar das SBÄM Fest kurz in Wels gemacht, was natürlich total super war – die Venue war toll, die Leute waren toll – aber es ist einfach viel zu klein geworden und jetzt haben wir einen super Partner in der Tabakfabrik gefunden.
Was waren für euch die unvergesslichsten Arbeitsaufträge und Projekte?
Birgit: Mein unvergesslichstes Projekt war definitiv 2019 für eine NOFX-Show, wo ich im Vorfeld für Fat Mike ein Latex-Kleid, eigentlich nicht nur ein Kleid, einen Slip, ein Kleid und eine Biker-Jacke entwerfen und fertigen dürfen habe.
Magdalena: Ich glaube für Amy, Roland und mich wird das große Highlight mit dem diesjährigen SBÄM Festival noch kommen. Für mich persönlich sind es oft ganz kleine Sachen, die ein Highlight sind. Ich finde es voll spannend zu beobachten, wohin wir überall Tickets verkaufen. Die gehen wirklich in die ganze Welt – nach Amerika, nach England.
Stefan: NOFX war mein Einstieg in die Punkrockszene neben Green Day und Offspring und Fat Mike, der Sänger von NOFX, war immer mein Hero, und ich hab dann mal die Möglichkeit gehabt, einige Sachen für sein Label zu machen und für die Band selbst, aber ich hab nie direkt mit ihm korrespondiert. Und dann hat er einmal Sachen gepostet von seinem Label, die ganzen Sampler, und da waren von den neun Sampler, die er gepostet hat, acht von mir, und ich habe ihm dann ein sms geschrieben, die Nummer hatte ich von irgendwoher, keine Ahnung woher, und er hat dann sofort zurückgeschrieben und hat gesagt, soll ich dich markieren und danke für alles und dann habe ich gesagt, ich würd gern wieder was für NOFX machen und er hat gesagt, er hätte sofort ein Projekt und möchte mir die Idee sagen. Er wollte dann sofort telefonieren und das war für mich wie ein kleiner Herzinfarkt, ich habe gesagt, ich kann gerade nicht und obwohl ich eh Zeit gehabt hätte und ich glaube, ich hab mir ein Bier aufgemacht und habe durchgeatmet und dann hat es eine Stunde gedauert, bis ich abheben konnte.
Welche Projekte können wir von SBÄM in naher Zukunft erwarten?
Birgit: Ganz bald unseren Online-Shop in den USA und unsere Niederlassung in den USA, in Arizona. Eine Doku über SBÄM und das SBÄM Fest, die auch ein amerikanisches Filmteam drehen wird.
Stefan: Hier in Linz. Die sind ein Monat in Linz, haben schon einige Dokus gedreht in der Musikszene auch für Fat Wreck Chords, für NOFX usw. Die kommen dann ein Monat nach Linz und bleiben hier und filmen den ganzen Alltag.
Roland: Ein weiteres Highlight wird das Side-Event vom SBÄM Festival, SBÄM Sports, wo wir mit Vans kooperieren und da wird unter anderem der Steve Caballero zu Gast ein und der ist einfach ein Hero in der Skate-Szene, ist Mitgründer vom Skaten, kann man sagen, mit Bones Brigade, wo Tony Hawk und so auch dabei waren und darauf freue ich mich einfach voll.
Bei wem sollten wir unbedingt auf eine Creative Coffee Break vorbeischauen?
Birgit: Definitiv bei CANLAB, die machen Graffitis, unter anderem die Kunstwerke bei uns herinnen im Büro und bei Studio Mitte, die unseren Webshop programmiert haben.
Roland: Und bei Stroncton, die machen Apparel und Clothing und mit denen werden wir für das SBÄM Fest zusammenarbeiten.
Credits Artikelbild: Hannah Husar