Teil des Projektes Creative Review
Die Designerin Klara Schuster fertigt unter ihrem Label frauklarer Wohnaccessoires wie Vasen, Übertöpfe und Schalen, aber auch andere Blickfänger und Objekte. Dabei greift sie auf das Trendmaterial Jesmonite zurück. Seit kurzer Zeit bietet sie zudem Workshops an, in denen Teilnehmer*innen selbst Hand anlegen dürfen und ihre eigenen Unikate fertigen können.
Das Gespräch mit Klara Schuster beginnt mit dem Thema Umziehen. Denn frauklarer ist schon oft umgezogen und heute dort gelandet, wo sie ist. In der Nestroystraße 10 in Urfahr. So etwas passiert, wenn eine Idee größer und größer wird – und sich verändert.
Doch zurück zum Beginn: frauklarer, also Klara Schuster startete 2014 aus Freude am Handwerk in der eigenen Wohnung mit ihren ersten Vasen und Objekten aus Beton. Freunde sagten: „Das schaut so toll aus, warum stellst du das nicht online?“ Also stellte sie sie probeweise auf Social Media und bekam sogleich riesiges Feedback und Anfragen. Das führte dazu, dass sie einen Webshop auf etsy einrichtete. Der erste Verkauf ging nach Frankreich. Amerika und Australien folgten. Nach einiger Zeit zog das Geschäft auch in good old Austria an und die eigene Wohnung war schnell zu klein, ein Atelier musste her. Schon aus dem einfachen Grund, weil Klara alles sehr professionell angeht und auf keinen Fall in die Falle „Frau bastelt daheim” tappen wollte. Deswegen auch von Anfang an die Kollaboration für ihr Logo mit Wolfgang Ortner von OrtnerSchinko, die es damals so noch nicht gab, und Jürgen Grünwald, der die ersten professionellen Fotos machte. Dadurch hat sie sich schnell stark von ihrer Konkurrenz und dem „Handmade-Chic“ abgehoben.
Ein Start mit der Creative Region
Ungefähr zwei Jahre fertigte sie mit Beton und fuhr auf alle möglichen Designmärkte. Kunst&Design, Feschmarkt und wie sie alle heißen. Ihre Entwürfe sind allesamt geprägt von einer puristischen Formensprache und klaren Linien. Gerade diese unaufgeregte Reduktion und Klarheit verleihen den wunderschönen Stücken besondere Raffinesse und einen unverkennbaren Charakter. Und von Anfang an war die Creative Region Unterstützerin. „Das erste war ein Workshop, den wir bei den Bubbledays damals am Hafen gemeinsam gemacht haben. Wir haben einen Hocker aus Beton gemeinsam entwickelt und das How-To dazu. Ein Jahr darauf fand der Salone del Mobile in Mailand statt, dafür habe ich mich beworben und bin mit der Creative Region hingefahren, um meine ersten Stücke auf der internationalen Messe für Möbel und Interior präsentieren zu können. Danach bin ich noch zweimal mit ihnen nach Paris auf Messen gefahren.“ Und auch sonst hat Klara das Workshop-Angebot in der Tabakfabrik gut für sich genutzt. Sie baute ihren eigenen Webshop auf und optimierte ihre Social Media-Präsenz.
Aus Nebenher wird ein echtes Geschäftsmodell.
2016 wurde aus dem Kleinunternehmertum nebenher schließlich eine echte Selbstständigkeit. Sie besuchte Gründerkurse beim AMS, lernte professionell zu kalkulieren, sie lacht kurz auf: „Ich glaube, das lernt man auf der Kunstuni auch nicht!“ Auf die Frage, ob sie denn dort war, erzählt sie: „Nein, ich habe eine Lehre als Grafikerin gemacht und dann über den zweiten Bildungsweg die Matura nachgeholt und Lehramt für Volksschule studiert, also etwas ganz anderes. Danach war ich lange Zeit in einer freien Montessori-Schule, habe dort zusätzlich die Montessori-Ausbildung gemacht und bin dann wieder einen ganz anderen Weg gegangen. Ich war dort an der Schule aber für den Kreativbereich zuständig und habe nach drei Jahren nebenbei mit frauklarer angefangen.”
Back to basic. Dafür glücklicher.
In dieser ersten Phase hat sich Klara sehr darauf konzentriert, dass ihre Waren professionell in Concept-Stores und Interiorgeschäften verkauft werden: in London, Paris und Dubai. Das würde sie heute nicht mehr machen, denn damit dieser Weg funktioniert, braucht man extrem hohe Stückzahlen und muss sehr viel verkaufen. Das hätte in Folge auch bedeutet, die Produktion aus der Hand geben und ins Ausland verlegen zu müssen. Irgendwo irgendjemanden suchen, der ihre Dinge billig produziert. Diesen Weg wollte sie einfach nicht gehen. „Mir ist es wichtig, dass alles bei mir bleibt. Das merke ich heute und hier und jetzt im Studio. Ich habe zwar eine Mitarbeiterin, die zweimal die Woche kommt und mir hilft, aber es bleibt bei mir und ich kann die Dinge so gestalten, wie ich es für richtig halte und muss mich nicht an den Marktgepflogenheiten orientieren”, erklärt sie.
Drei Standbeine und alles aus einer Hand
Klein und fein bleiben ist also die Devise. frauklarer steht mittlerweile auf drei Standbeinen: wie schon am Anfang der klassische Onlinehandel, daneben Workshops für Firmen und Kund*innen, die mithilfe von Handwerk Teambuilding betreiben oder ihren Mitarbeiter*innen zur Abwechslung etwas Besonderes bieten wollen. Dieser Bereich ist zwar in der Corona-Krise ein bisschen eigebrochen, wird nun aber wieder vermehrt nachgefragt. „Und nach der Krise ist das vielleicht für viele Teams eine echte Chance, wieder ins gemeinsame Tun zu kommen.“ Das dritte Standbein ist vielleicht von Außen betrachtet das spannendste. Sie arbeitet für Firmen oder Architekturbüros, indem sie spezielle Unikate und Kleinserien kreiert. Als Beispiel nennt sie den internationalen Schirmhersteller aus Braunau, Doppler Schirme, der bei ihr ein spezielles Display für die Produktpräsentation bestellt hat. Anfangs waren es 50 Stück, mittlerweile liegen die Bestellungen bei mehr als 1.000 Stück. Diese Produktion hat sie allerdings in den Sozialbereich ausgelagert. Ein weiteres Projekt sind Wandobjekte, die sie für ein kanadisches Architekturbüro entworfen hat und die demnächst ein paar Suiten in einem Hotel in Dubai zieren werden. Diese werden bei unserem Besuch gerade eingepackt und versandfertig gemacht.