Teil des Projektes Creative Review
Wie erreicht man als regionale Designer*in die Aufmerksamkeit internationaler Unternehmen? Carina Lindmeier hat mit ihrer Arbeit den Software-Konzern Adobe beeindruckt – und zählt das Unternehmen jetzt zu ihren Kund*innen. Doch die Illustratorin verfolgt noch größere Ziele mit ihrer Arbeit.
Künstlerisch arbeiten und dabei eine Community aufbauen: Für Carina Lindmeier ist das ein essenzieller Bestandteil ihres Jobs. Die Illustratorin arbeitet nicht nur für Unternehmen und Medien, ihre Werke sind auch in der Adobe Stock Datenbank zu finden – und damit bekommen ihre Botschaften ein breites Publikum.
Community als Inspiration
Ihre Anfänge als international gefragte Illustratorin machte Carina auf Social Media: „Ich habe irgendwann begonnen, meine Arbeiten in den sozialen Medien zu teilen und bekam erste Aufträge. Natürlich spielt es auch eine Rolle, in welche Richtung man sein Portfolio aufbaut und welche Kund*innen man ansprechen möchte. Viele freie Arbeiten haben dann zu bezahlten Aufträgen geführt“, erklärt die Linzerin, wie es zu ihrem internationalen Kundenstock kam. „Die eigene Arbeit mit anderen zu teilen, halte ich für sehr wichtig, weil es dabei hilft, kontinuierlich an der eigenen künstlerischen Entwicklung zu arbeiten und die zugehörige Community zu finden“, ergänzt sie.
Neben mehr als 13.000 Follower*innen auf Instagram und einem gefragten Profil auf der Designplattform Behance hat Carina diese Community auch bei Adobe gefunden. Dort ist sie Stock Artist und außerdem in anderen Rollen freiberuflich für das US-Unternehmen tätig. Grundsätzlich können Designer*innen, Fotograf*innen und Videograf*innen selbst ihre Werke in der Stock-Datenbank anbieten. Carina ging vergangenes Jahr noch einen Schritt weiter: „Letztes Jahr im Frühling wurde ich auf das Adobe Stock Advocates Program aufmerksam und habe mich beworben. Nach einiger Zeit kam dann die Einladung zu einem Call für die zweite Runde und ich konnte mein Konzept persönlich präsentieren und damit überzeugen.”
Wie Stock-Material die Medienlandschaft verändern kann
Im Rahmen dieses Programms will Adobe die Sichtbarkeit von unterrepräsentierten Gruppen und Minderheiten erhöhen. Wer dazu mit eigenen Arbeiten beitragen möchte, kann sich für den Adobe Development Fund bewerben und Werke in unterschiedlichen Kategorien einreichen.
Carina Lindmeier hat 500 Assets für den Development Fund 2021 illustriert, „die dabei helfen sollen, die visuelle Medienlandschaft inklusiver zu machen“. Ihre Arbeiten beschäftigten sich mit den Themen „Identity & Gender“ und „Celebration of Self“. Besonders Stock-Medien bieten laut Carina die Möglichkeit, die Medienlandschaft nachhaltig und aktiv mitzugestalten und zu verändern. „Die Aufgabe dieses Programms besteht darin, herausragende neue Stimmen und Bilder, die ehrlich und wirkungsvoll sind, zu präsentieren und zu unterstützen. Das fand ich sehr ansprechend und spannend“, erklärt sie weiter.
Nicht nur mit ihren 500 Illustrationen ist die Designerin jetzt bei Adobe zu finden. „In den letzten Monaten wurde ich eingeladen, zusammen mit anderen Kreativen einige Live-Streams auf Behance und YouTube mitzugestalten, bei denen ich Adobe Fresco zum Illustrieren und Arbeiten verwendet habe”, schildert sie die weitere Zusammenarbeit. Dieses Format heißt Adobe Live und dient zur Weiterbildung und zum Austausch der Kreativen: „Sie sollen neue Dinge, Tools und Features ausprobieren, in Arbeitsprozesse integrieren und vielleicht auch eine neue Leidenschaft entdecken.“ Außerdem möchte sie Menschen dabei helfen, ihrer eigenen Kreativität Ausdruck zu verleihen.
Frauen als zentrales Thema der Illustrationen
Ein weiteres Herzensthema von Carina Lindmeier, das auch in ihren Illustrationen zu finden ist, ist Female Empowerment: „Auch aus persönlichen Erfahrungen heraus sind mir die mangelnde Repräsentation und das Lohngefälle für Frauen und nicht-binäre Menschen ein absolutes Anliegen.” Generell wünscht sie sich eine stärkere Vertretung von Frauen in ihrer Branche: „Als Frauen wird uns ständig gesagt, was wir tun können und was nicht. Das geschieht quasi unser ganzes Leben lang und das muss sich ändern. Und wenn ich nur eine Person dabei unterstützen kann, Selbstzweifel, Ängste oder Unsicherheiten zu überwinden, dann habe ich etwas zum Empowerment beigetragen.“
Carina thematisiert die Chancengleichheit für Frauen nicht nur künstlerisch, sondern fördert sie auch als Mitglied in Netzwerken wie den „Illustration Ladies“ und „Ladies, Wine & Design“. „Es gibt viele Frauen und viele verdammt gute Designerinnen, allerdings bietet man ihnen nur sehr selten eine angemessene Bühne für ihre Fähigkeiten”, kritisiert die Illustratorin und ergänzt: „Allzu oft setzt sich der Feminismus nur für die Gleichstellung weißer, heterosexueller Frauen ein. Feminismus sollte alle Menschen einschließen und sich für die Gleichberechtigung aller Menschen einsetzen, unabhängig von ihrem Aussehen, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Nationalität, ihrem Alter oder ihren Fähigkeiten.“
Kreative Gemeinschaften
Ihre Tätigkeiten für ein großes Softwareunternehmen wie Adobe bringt Carina auch einen Netzwerkeffekt – und der ist für sie Inspiration: „Netzwerken finde ich in meiner Arbeit sehr wichtig, vor allem weil die Inhalte auch trendabhängig sind.“ Designer*innen, die ebenfalls für große Unternehmen, Plattformen und internationale Kund*innen arbeiten wollen, empfiehlt sie, offen für Communitys und Feedback zu sein. „Für mich selbst hat es gut funktioniert, mir konkret Gedanken zu machen, was ich erreichen will und mit wem ich arbeiten möchte”, erinnert sie sich.
Außerdem zahle es sich aus, neugierig und offen für Neues zu sein – aber auch dafür einzustehen, was einem wichtig ist: „Vor alle, die Pandemie hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, eine Gemeinschaft zu haben, die ehrlich, einfallsreich und unterstützend ist! Es geht darum, den gleichen kreativen Geist zu haben.“
Credits Artikelbild: Carina Lindmeier