Teil des Projektes Creative Coffee Breaks
Visual Storytelling aus Leidenschaft
Helene Deisenhammer erzählt in der 6. Folge der Creative Coffee Breaks über ihre Arbeit als Visual Storyteller, Stylistin und Creative Director. Mit viel Leidenschaft arbeitet sie an der Konzeption, Produktion und Umsetzung von visuellen Geschichten, einzigartigen Corporate Designs und stimmungsvollen Interior Designs für erfolgreiche Kunden wie Josko, Berger feinste Confiserie, POLYPEX, Leitner Leinen. Sie setzt Film- und Fotosets in Szene und schafft so außergewöhnliche Markeninszenierungen. Im Rahmen der Creative Coffee Break verrät Helene uns, warum die Linzer Altstadt ihre Ideen beflügelt und wo sie Inspiration für ihre lebendigen Markenbilder findet.
Creative Coffee Break #6 mit Helene Deisenhammer zum Nachlesen
CREATIVE REGION: Was macht Helene Deisenhammer?
Helene Deisenhammer: Visual Storytelling for Brands. Das heißt, ich stärke Unternehmen in der Öffentlichkeit, ihren Auftritt im Außen, mache den Auftritt greifbar, sichtbar, vor allem aber emotional erlebbar, indem ich ganz spezielle, einzigartige, ästhetisch sehr hochwertige, visuelle Sprachen entwickle. Visuelle Sprachen können sein: gesamte Corporate Designs, die ich entwickle und auch umsetze. Das können aber auch sein: Fotostylings oder Rauminszenierungen oder einfach nur Produktinszenierungen.
Und da wären wir dann schon bei meinen drei Tätigkeitsfeldern. Meine Tätigkeitsfelder sind auf der einen Seite das Styling, Styling für Film und Foto. Aufgrund der Entwicklung dieser Branche in den letzten Jahren auch Stylingkonzepte für CGI-Studios, da viele Räume nicht mehr fotografiert, sondern mittlerweile am Computer generiert werden. Aus dem Styling heraus, aus dieser konzeptionellen Arbeit, denn ein Stylist arbeitet wirklich auch selber sehr viel konzeptionell, haben sich zwei weitere Tätigkeitsfelder entwickelt. Zum einen, durch die räumlichen Inszenierungen, das Interior Design. Interior Design für Büros, Hotels, Praxen, aber auch Wohnungen und Häuser. Und das dritte Feld ist Creative Direction, Creative Direction mit dem Schwerpunkt visuelle Konzepte für Unternehmen.
CREATIVE REGION: Wer sind deine Kunden?
Helene Deisenhammer: Meine Kunden? Das ist jetzt etwas breiter gefächert. Das können Unternehmen/Marken direkt sein, das sind aber auch Werbeagenturen, das sind Fotografen, Filmproduktionen, Architekturbüros, Designstudios – Menschen, die meine Arbeiten kennen, gesehen haben und mich hinzu holen.
CREATIVE REGION: Erzähl uns von deinem Werdegang. Wie hat alles begonnen?
Helene Deisenhammer: Ich arbeite jetzt seit 26 Jahren, 20 davon selbstständig. Ich komme aus der Modebranche. Ich habe die Modeschule in Hallein absolviert. Danach wäre mein Traum gewesen: St. Martins College in London. Leider war das finanziell nicht möglich. Deshalb bin ich mit 19 gleich einmal ab in eine Bekleidungsindustrie. Da ich mir eingebildet habe ich möchte Textiltechniker werden, wollte ich wirklich meine Praxis sehr verbessern und habe mich sogar als Akkordnäherin gemeldet. Ich habe das Glück gehabt, dass der Chef dieses Unternehmens, es handelt sich hier um Airfield in Seewalchen, meine Talente erkannt hat und gesagt hat: „Na, na, Moment. Also nicht an der Nähmaschine da jetzt versauern, sondern wir schauen, dass du unser Unternehmen durchläufst.“ Das habe ich dann auch zwei Jahre lang gemacht.
Danach, weil ich einfach sehr gern kreativ gearbeitet habe und das ist von den Designern dort auch erkannt worden, bin ich nach Kitzbühel zur Firma Sportalm. Die haben mich genommen, ich habe dort das Design für Sportalm gemacht in der Trachtenkollektion, einige Jahre lang. Und während dieser Zeit bin ich beruflich sehr viel gereist und da hat sich für mich herauskristallisiert: Ich möchte gern noch einmal etwas länger im Ausland auch arbeiten und bin dann nach Bali – also auf die Insel Bali – gegangen, habe dort längere Zeit gelebt und als Textiltechniker dort gearbeitet, vor allem für deutsche Bekleidungsindustrien.
Der nächste Schritt wäre dann Hongkong gewesen für eine Firma, nur da ist mir inzwischen wieder klar gewesen, ich möchte doch zurück in die europäischen Strukturen, weg von Asien. Und das war dann auch der Zeitpunkt an dem ich nach Linz gekommen bin. Ich habe mich 1999 selbstständig gemacht im Modedesign. Ich habe Kinderkollektionen entworfen und diese auch produziert, in Izmir, in der Türkei. Das heißt ich habe ein paar Monate in der Türkei gelebt und den Rest wieder in Österreich.
Und parallel dazu habe ich dann mit dem Styling angefangen, weil es jetzt möglich war. Ich war selbstständig, habe durch meine Tätigkeit in den unterschiedlichen Modeunternehmen Fotografen gekannt, die mich schon immer als Stylistin buchen wollten, was ja nicht möglich war, weil ich ja angestellt war. Und bei denen habe ich mich gemeldet und so ist das Ganze ins Laufen gekommen.
CREATIVE REGION: Wo holst du dir Inputs und Inspirationen?
Helene Deisenhammer: Natürlich on- und offline. Online: Websites von großen Agenturen, Websites von Fotografen, die mich faszinieren, Instagram: Ich habe mir, wie jeder, einen Feed zusammengestellt, der mir schon auch wichtig ist. Offline: Sehr wichtig für mich sind Magazine und Bücher, weil ich ein haptischer Mensch bin. Mir ist etwas zu fühlen sehr wichtig, mir sind Veredelungen wichtig, Gerüche. Bei Magazinen sind es diverse Möbelmagazine, wie RUM, wie ELLE Decoration, ganz unterschiedlich. Es gibt mal bessere, mal schlechtere Ausgaben. Da hole ich mir sicher Inspirationen und Eindrücke. Wobei ganz wichtig für mich ist der Aufenthalt in der Natur. Ich gehe wahnsinnig gerne wandern, ich schaue auch, dass ich das tatsächlich jede Woche machen kann.
CREATIVE REGION: Welchen Personen folgst du aktuell online?
Helene Deisenhammer: In letzter Zeit, Omar Sator, er ist Italiener, lebt in Mailand, er fotografiert Sets – in meinen Augen sehr zeitgemäß, zurzeit eben sehr bunt, sehr aufgeblitzt. Und das Pendant zu ihm, der mich aber auch sehr inspiriert, obwohl er in meinen Augen das komplette Gegenteil ist, Peter Lippmann, ein New Yorker, der still lifes fotografiert – wunderschön, angelehnt vom Stil her an alte Gemälde. Ellen von Unwerth, weil ich ihren Stil witzig finde – erotisch, provokant.
CREATIVE REGION: Welche Routinen und Rituale begleiten dich durch den (Arbeits-) Tag?
Helene Deisenhammer: Womit ich jeden Morgen beginne und was mir sehr gut tut ist: Ich stehe auf, ohne, dass ich auf mein Handy zuerst schaue und setzte mich an den Tisch und schreibe mir tatsächlich auf, was ich von diesem Tag erwarte. Allerdings keine To-do-Liste in diesem Sinn, zu der komme ich später, sondern eher emotional gemeint, was erwarte ich mir von diesem Tag, was würde diesen Tag wundervoll für mich machen. Das ist das Eine.
Auf der anderen Seite, wofür ich dankbar bin. Ich habe einfach festgestellt, wenn ich das regelmäßig mache, und ich mache es tatsächlich jeden Tag, dass man mit einer viel positiveren Haltung sofort in den Morgen startet. Und das Dritte ist dann oft so eine Selbstoptimierung, Selbstmotivation, wo ich mir dann notiere, wie gehe ich mit Dingen um, die mir vielleicht für den heutigen Tag ein bisschen im Magen liegen.
So starte ich einmal. Als Nächstes, sobald ich außer Haus bin, noch bevor ich das Büro betrete, ist für mich ein Frühstück ganz wichtig. Ohne Frühstück ist für mich der Tag nur ein halber Tag. Das musste ich mir bei Fotoproduktionen angewöhnen, denn da braucht man einfach Kraft und Energie.
CREATIVE REGION: Welche Eigenschaften sollte man als StylistIn oder Creative Director mitbringen?
Helene Deisenhammer: Klarerweise einmal Kreativität. Verständnis für Farben, Formen und Materialien, aber auch ein gewisses Talent dafür. Auf der anderen Seite ist aber in meinen Augen Organisationstalent, Zeitmanagement ganz wichtig. Da gerade ein Styling logistisch gesehen wirklich einen Riesenaufwand darstellt. Und auch Budgets zu verwalten, gehört genauso dazu. Das sind so die Skills, die eher technischen.
Ganz wichtig empfinde ich aber auch zwischenmenschlich, dass man lernt zuzuhören. Bei einer Besprechung bei der es um Styling geht, genauso Creative Direction, da sitzt du drei bis fünf Personen gegenüber, diese Personen sprechen alle von Blau, glauben sie reden alle vom gleichen Blau, das ist aber nicht der Fall. Derjenige der umsetzen muss, in diesem Fall der Stylist, muss genau herauskitzeln: „Wovon reden denn die?“. Das soll sehr unvoreingenommen passieren, auch mit Werten sollte man sich zurückhalten. Klar, auf der einen Seite ist es wichtig den eigenen Stil einzubringen, dafür wird man ja gebucht. Den soll man dann auch wirklich gern einmal vehement verteidigen, aber dennoch darf man die Offenheit nicht verlieren.
Menschen, die einem gegenübersitzen, zum Beispiel in Unternehmen, die eine Marke schon länger führen, wissen sehr gut über ihre Marke Bescheid, auch wenn sie es nicht sofort so gut artikulieren können. Aber Erfahrung macht schon einiges aus und da emphatisch zu sein, zuhören und offen zu sein für Ansätze, die man vielleicht selber bis dato ausgeschlossen hat. Das, finde ich, sind sehr wichtige Eigenschaften.
CREATIVE REGION: Dein Studio befindet sich in der Linzer Altstadt. Was ist dir an deinem Arbeitsplatz besonders wichtig?
Helene Deisenhammer: Ich liebe die Altstadt. Kurz und bündig – also wirklich sehr! Ich bin jetzt seit 2009 hier, habe es mir so gewünscht, dass ich hier mein Büro bekomme. Mir ist die Altstadt sehr wichtig und ich sehe die gesamte Altstadt quasi als meinen Arbeitsplatz, weil ich mich da so viel aufhalte. Es sind mir die Menschen so wichtig, es ist sehr dörflich hier, das hat seine Vor- und seine Nachteile, aber man ist füreinander da. Und das ist für einen der eigentlich alleine arbeitet schon nicht irrelevant. Auf der anderen Seite, ist es der Charme der alten Häuser, der mir jeden Tag aufs Neue gefällt.
CREATIVE REGION: Was kann man von dir in nächster Zeit Neues erwarten?
Helene Deisenhammer: Ein Kunde hat ein neues Fenster entwickelt. Hier habe ich schon die visuelle Sprache dafür entwickelt, was den Bildstil anbelangt, das ist auch schon fertig. Wir haben auch schon fotografiert. Das Ganze wird, so viel ich weiß, im Winter dann an die Öffentlichkeit gebracht. Darauf freue ich mich sehr, weil da habe ich extrem gutes Feedback schon bekommen.
Dann in den nächsten Wochen geht’s darum für einen Bodenhersteller 16 unterschiedliche Stylings zu entwickeln, zielgruppenbezogen. Parallel setzte ich für einen Schokolade-Produzenten die Weihnachtskollektion 2019 um bzw. die Kollektion wir ja von denen gemacht, aber die visuelle Herangehensweise, wie machen wir es, in welchen Farben, in welchem Stil präsentieren wir es.
Und, etwas das mir sehr am Herzen liegt, wird es im Herbst/Winter geben. Ich habe im Frühjahr/Sommer eine Untermarke geschaffen: die Raumgestalterin. Die Raumgestalterin – in diesem Fall ich – ist für Endkonsumenten, also Schwerpunkt Endkonsumenten, weil natürlich viele Menschen mit der Thematik des Visual Storytellings nicht sehr viel anfangen können, Berührungsängste haben und dann ganz überrascht sind, wenn sich in Gesprächen dann ergibt: „Naja, wenn ich Fragen zu meiner Wohnung, zu meiner Einrichtung habe, dann kann ich ja auch die Helene fragen.“
CREATIVE REGION: Mit wem sollten wir unbedingt demnächst eine Creative Coffee Break machen?
Helene Deisenhammer: Ganz als Erstes fällt mir die entzückende Carina Lindmeier ein, zum Beispiel, mit der ich auch zusammenarbeite. Da würde ich euch empfehlen hinzugehen. Auf der anderen Seite finde ich aber auch einen Robert Maybach in der Hirschgasse müsste man einmal besuchen, bzw. ein junges Filmteam, den Kevin Rieseneder von Crisp&Juicy zum Beispiel. Das sind Ansätze aus unterschiedlichen Richtungen, bewußt gewählt. Ihr habt die Qual der Wahl sozusagen und ich könnte hier noch 10-15 Personen aufzählen.
Über die Creative Coffee Breaks
In regelmäßigen Abständen macht sich das Team der CREATIVE REGION Linz & Upper Austria auf, um junge Start-ups und in der Kreativwirtschaft Tätige aus Linz und Oberösterreich bei einer Tasse Kaffee vor die Kamera zu bitten. Alle bisherigen Videos findest du auf YouTube: CREATIVE COFFEE BREAKS