Wenn irgendwo auf der Welt klassische Werbung auf Performance, Full-Service, Strategie, Konzept und Umsetzung trifft, dann bei der Artgroup. Große Marken wie Hoval, GLS oder Gardena, aber auch regionale Power-Player wie Liwest oder Stöcker vertrauen auf die Kreativarbeit der Linzer Werbeprofis. Seit über 20 Jahren mischen sie auf dem heimischen Werbemarkt erfolgreich mit – so erfolgreich, dass auch immer wieder Awards ins Haus flattern, wie z. B. ein Caesar.
Wie bei der Artgroup New Work gelebt wird, welchen Stellenwert Awards haben, wo sich die kreativen Köpfe ihre Inspirationen holen und wie sich das Team dem Thema Künstliche Intelligenz annähert, erzählen Sargon Mikhaeel, Nicole Rehak und Sam Prammer bei der 41. Ausgabe der Creative Coffee Break.
Was macht die Artgroup?
Nicole Rehak: Wenn man es ganz kurz und knackig auf den Punkt bringen will, dann macht die Artgroup Werbung seit 2005.
Ihr versprecht „Das Beste aus allen Welten“. Was meint ihr damit?
Sargon Mikhaeel: Wir bringen das Klassische, das wir als Fundament der Arbeit sehen, mit – also strategische Positionierung, USP, Zielgruppe und solche Punkte. Das ist das Fundament der Arbeit. Wir gehen aber damit mittlerweile, auch aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre auch tief ins Performance Marketing. Wir sehen, dass dies sehr wichtig ist – für uns oft entscheidender als ein paar Prozent mehr oder weniger bei einem CPC. Wir merken, die Botschaft und die Zielgruppe sind fundamental wichtig für die Arbeit. Deshalb spielen wir dies so durch, neben klassischen Maßnahmen, dort wo sie passen. Wenn Performance nicht passend ist, setzen wir klassische Maßnahmen. So verbinden wir die Welten ganz gut.
Was ist euch hinsichtlich der Zusammenarbeit mit euren Kund*innen wichtig?
Sam Prammer: Prozesse sind Diskussionen und sie entstehen gemeinsam, egal ob intern in der Artgroup oder mit den Kund*innen. Am aller liebsten ist es uns, wenn wir mit Kund*innen auf Augenhöhe Ideen besprechen können, mit Kund*innen, die sich bei ihren Dingen auskennen und das versehen, was wir machen bzw. machen wollen und sie selbst Ideen einbringen, um Dinge gemeinsam erstellen zu können. Auch nicht unbeliebt ist die Variante, dass Kund*innen uns machen lassen, weil sie wissen, dass wir es können.
Sargon Mikhaeel: Die Ausgangssituationen sind oft sehr unterschiedlich. Manche Kund*innen wissen schon ziemlich klar, was sie wollen und haben ein klares Briefing, manche eher nicht. Dort brauchen wir noch eine strategische Basis, wo die Reise überhaupt hingehen soll. Am Anfang gibt es deshalb irre viele Gespräche, bis das Briefing steht. Oft ist der erste Teil bzw. der erste Job im strategischen Bereich angesiedelt, z. B. machen wir einen Strategieworkshop mit Ergebnissen, um zu wissen, wo es hingehen soll, welche Möglichkeiten gibt es und was gemacht werden könnte. Ist das definiert, sehen wir, was wir tatsächlich machen.
Wie wichtig ist Networking und Kooperation heute in der Werbung?
Sargon Mikhaeel: Es gibt schon Projekte bei Kund*innen, bei denen wir die Frage stellen, mit wem aktuell gearbeitet wird und ob es Partner*innen gibt, die dort schon gut arbeiten, mit denen wir zusammenarbeiten könnten oder bei denen wir sagen: Das ist unser Part, das können wir.
Nicole Rehak: Wir arbeiten mit unterschiedlichen Freelancern und Partner*innen zusammen, die wir bei Projekten einbeziehen und fragen, ob sie dabei sind.
Sargon Mikhaeel: Bei Lido Sounds ist die Sponsorenbetreuung und die Abwicklung der Verträge in enger Zusammenarbeit mit Lido Sounds, den Sponsoren und deren Agenturen gelaufen. Aus dieser Zusammenarbeit ist die Zusammenarbeit mit Zipfer entstanden. In den Gesprächen mit Zipfer und Lido Sounds sind Ideen entstanden, was wir machen könnten und wir die Frage stellten, wer die Social Media Agentur ist und das war Pulp. Wir sagten: Wir brauchen den Kontakt zu Pulp, damit wir das gemeinsam machen. Weil dies ist dann logischerweise Part der Social Media Agentur.
Wie geht ihr im Sinne von New Work auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen ein?
Sam Prammer: Sehr, würde ich sagen. Wir haben zwar sehr klassische Bürozeiten, in denen die meisten auch da sind bzw. alle eigentlich. Aber – und das wird nicht nur bei der Artgroup so sein – kreatives Arbeiten hat keinen zeitlichen Rahmen und hält sich nicht an Bürozeiten. Wenn man es möchte, vermischt sich das mit dem Privaten, wo man Inspirationen bekommt. Wenn man zwei Stunden über etwas nachdenkt und es fällt einem nichts ein und sobald man bei der Tür rausgeht, geht es los und es fällt einem doch noch etwas ein. Da gibt es natürlich Möglichkeiten bei der Artgroup, wie man das unterbringen kann.
Sargon Mikhaeel: Das war eine Challenge für uns, muss ich sagen – wie für viele Betriebe. In der Kreativbranche sind wir wahrscheinlich ein wenig weiter vorne. Wegzukommen von fixen Arbeitszeiten und in welchem Umfang man arbeiten muss.
Irgendwann haben wir erkannt, dass sich jede*r zwischen 25 und 40 Stunden die Zeit so einteilen kann, wie sie bzw. er es braucht und das komplett flexibel. Wenn jemand im Sommer nur 25 Stunden arbeiten möchte und dann wieder mehr, dann obliegt das der jeweiligen Person. Da finden wir immer wieder Lösungen. Wir sind draufgekommen, dass es geht.
Wenn man will, kann man die Organisationsstruktur so machen, um darauf Rücksicht zu nehmen. Oder wie es jetzt bei Jannis ist, der in den letzten Jahren viel mit seiner Band gemacht hat, und drei Monate Pause brauchte. Dann bringt man das eben unter und fertig.
Das war nicht immer so. Es war schon ein Change-Prozess bei uns. Wenn man einmal eine Organisationsstruktur dorthin organisiert hat, ist es eigentlich relativ leicht durchführbar. Ich empfinde für uns keine Kopfschmerzen, dahingehend flexibel zu sein. Aber bitte korrigiert mich …
Sam Prammer: Das würden wir uns nicht trauen. (lacht)
Ihr gewinnt immer wieder Awards, u. a. den Caesar. Wie wichtig sind diese Preise für euch?
Nicole Rehak: Sie sind natürlich Thema und Thema in der Branche. Wir reichen immer wieder gerne ein und schauen uns die Awards und Kategorien an, wo Projekte passen könnten. Es ist dann schön und ein Erfolgserlebnis, wenn man nominiert ist oder etwas gewinnt. Vor allem fürs ganze Team ist es ein Grund zu feiern und schön, wenn man von den Kolleg*innen in der Branche ausgezeichnet wird.
Sargon Mikhaeel: Ich glaube, es ist ein gutes Argument bei den bestehenden Kund*innen und Partner*innen. Sie sind happy und stolz, wenn sie sagen können: Unsere Agentur hat etwas gewonnen. Ich glaube die Kund*innen, die wegen eines Awards zu uns kommen, sind überschaubar. Einen Kunden haben wir, mit dem wir seit 2014 zusammenarbeiten, die wegen eines Awards gekommen sind. Aber sonst ist es eine tolle Bestätigung für uns als Team und wir bekommen viele Gratulationen von bestehenden Kund*innen und Partner*innen. Das ist eigentlich noch schöner und extrem wichtig, dass sie das Gefühl haben, bei der richtigen Agentur zu sein.
Sam Prammer: Ich bin seit etwa einem Jahr bei der Artgroup und war vorher bei einem großen Online-Unternehmen im Marketing. Wir haben damals eine Agentur gesucht und wenn du relativ naiv an die Sache rangehen musst, fängst du an, dass du bei den Awards schaust. Wir haben es damals so gemacht.
Es gibt euch über 20 Jahre. Wie geht ihr mit Trends und neuen Technologien um?
Sargon Mikhaeel: Ich glaube, da sind wir sehr wohl immer dahinter. Ich schaue, dass wir in der Kultur bei uns sehr offen denken und Neuem offen gegenüberstehen. Auch wenn am Anfang jede Technologie oder jeder Trend kritisch gesehen wird. Das liegt in unserer Natur als Mitteleuropäer*innen, glaube ich – dass wir kritisch sind. Ich versuche immer zu sagen: Egal, schauen wir, wie es sich entwickelt, schauen wir es uns an. Es ist aber eine gewisse Herausforderung.
Unterm Strich muss man dem offen begegnen und sich auseinandersetzen und gleichzeitig beobachten, wie es sich wirklich entwickelt. Es hat sicher den ein oder anderen Trend oder die ein oder andere Technologie gegeben, die wir uns angesehen haben und die am Ende vielleicht nicht aufgegangen ist. Besser Zeit und Energie umsonst hinein zu investieren, als viel zu spät bei etwas Wichtigem einzusteigen.
Wie nähert ihr euch z. B. dem Thema KI in der Agentur?
Sargon Mikhaeel: Wir haben einen Prozess bei uns intern definiert zu KI. Wir haben fünf Gruppen gebildet: Konzeption, Text, Programmierung, Grafik, Animation/Video und je Gruppe drei Personen im Team mit der Aufgabenstellung sich Tools anzusehen. Zwei, drei Wochen danach haben bei einem Gesamtmeeting die Teams die Ergebnisse präsentiert. Aus einem sehr großen Fundus an Programmen haben wir schon gesehen, was macht Sinn und was nicht, um hier für uns einmal zu reduzieren. Die Programme, die keinen Sinn gemacht haben, haben wir nicht weggegeben, sondern auf Beobachtung gestellt. In einem halben Jahr oder Jahr analysieren wir sie wieder, da sie sich auch weiterentwickeln.
Aus diesen fünf Gruppen haben wir gesehen, was im Konzeptionsbereich Sinn macht, wie kann das im Textbereich eine Unterstützung sein. Ich glaube, den größten Benefit sehen wir in der Grafik. Aus den großen Gruppen, in denen wir alle involviert waren – und das war uns auch wichtig, dass sich jede*r in der Agentur damit beschäftigt – haben wir ein kleineres Team von vier Personen gemacht, die jetzt damit arbeiten und es sich weiter anschauen. Das Arbeiten bringt Learnings. Die Vier des Teams sollen die Expert*innen in diesem Bereich für uns sein und Anfang nächsten Jahres gibt es wieder eine größere Runde, bei der wir schauen, wie es sich entwickelt.
Wo holt ihr euch Inspiration?
Nicole Rehak: Ich kann von der Kreation aus sagen, dass sicher die bekannten wie Pinterest, Instagram, TikTok & Co schon auch für mich eine große Inspirationsquelle sind. Ich lese aber auch z. B. Page Online usw. Ich glaube aber auch, dass die persönliche Inspiration sehr einfließt, z. B. wenn ich unterwegs bin, sammle ich viele Sachen ein, nehme Flyer oder Postkarten mit oder fotografiere Poster oder Plakate. Und ich glaube auch, dass so wie es bei Sam und Yannis ist, die ihr zweites Standbein in der Musik haben, sehr viel Inspiration mitgenommen wird. Bei Sam vergeht kaum eine Woche, in der er nicht jemandem ein Lied schickt und seine Inspiration dort hernimmt.
Sam Prammer: Absolut. Beim „zweiten Standbein“ bin ich mir nicht ganz sicher – das ist ein sehr wackeliges. Ich mache Musik, schreibe selber Texte. Eine große Inspiration für mich ist Austro-Pop, den ich eigentlich gar nicht so gerne höre, aber die Art und Weise, wie die Liedermacher*innen schreiben und Botschaften auf ein, zwei Zeilen reduzieren – das sind oft Sätze, die hängenbleiben. Das ist so, wie Werbung sein sollte – mit wenig Informationen viel auslösen. Da kommt viel Inspiration aus der Musik, wie die Songs geschrieben werden.
Was kann man demnächst von euch erwarten?
Nicole Rehak: Ja, es kommen ein paar Sachen demnächst, Richtung Herbst. Es werden zwei Employer Branding-Kampagnen rauskommen. Von der Artgroup gibts demnächst auch etwas zu sehen, mit Lifetool arbeiten wir z. B. gerade wieder zusammen – ein Herzensprojekt. Da wird in der nächsten Zeit bzw. in den nächsten Jahren etwas rauskommen.
Sam Prammer: Ganz wichtig, auch ein Herzensprojekt: Blau-Weiß Linz, die jetzt in die Bundesliga aufgestiegen sind und ein neues Stadion haben, die wir begleiten dürfen. Wir werden alle gezwungen, Blau-Weiß-Fans zu sein. Ich war es vorher schon, aber alle anderen müssen. Mit der Bundesliga und Aufstieg ist es noch spannender, mit dem neuen Stadion usw.
Sargon Mikhaeel: Wir haben super spannende Wochen hinter uns – mit Lido Sounds, Blau-Weiß und die anderen Jobs. Jetzt gehen wir mit den Jobs in den Herbst hinein. Und zwei oder drei Projekte im Food-Bereich haben wir gemacht, Food und Non-Food, auf die wir uns auch schon freuen. Ja, so wird es express durch den Herbst gehen.
Was hat euch dazu bewogen, Creative Region member zu werden?
Sargon Mikhaeel: Ich finde, dass die Arbeit, die die Creative Region macht, sehr gut ist. Wenn man sich ansieht, was sie die letzten Jahre gemacht hat, wie ihr es gemacht habt, was ihr aufgestellt habt, glaube ich, passt das sehr gut. Ich glaube, wir können happy sein in Oberösterreich, darüber. Davor gab es lange eine Lücke und die ist damit geschlossen worden. Als wir gesehen haben, dass es jetzt eine Membership gibt, haben wir ehrlich gesagt, nicht einmal lange gelesen, was diese Membership genau beinhaltet, sondern wir haben gesagt: Egal, wir sind dabei. Jetzt haben wir Match Making gehabt. Passt. Cool!
Bei wem sollten wir demnächst auf eine Creative Coffee Break vorbeischauen?
Sam Prammer: Beim Schorsch – Georg Mühl: Texter, Konzeptionist, Buchautor, Mentor, Freund, Trinkkumpane. Er ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Sargon Mikhaeel: Ja, schaut bei Schorch vorbei!