Teil des Projektes x-Inno Radar
Oberösterreich ist das industrielle Zentrum Österreichs und erwirtschaftet fast ein Drittel der nationalen Industrieproduktion. Geprägt wird die Region durch Schlüsselbranchen wie Präzisionstechnik, Automobilindustrie und Metallverarbeitung – getragen von einer starken Basis an KMU sowie internationalen Konzernen. Als exportstärkstes Bundesland übernimmt Oberösterreich zudem eine zentrale Rolle in den europäischen Lieferketten und im grünen wie digitalen Wandel.
Gleichzeitig steht die Region vor großen Herausforderungen: Steigende Energiekosten und ein zunehmender Fachkräftemangel belasten die Wettbewerbsfähigkeit. Besonders in den Bereichen Technik, Gesundheit und IT ist der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften hoch, während gering Qualifizierte stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Die fortschreitende Automatisierung und Robotik werden die Facharbeit bis 2040 grundlegend verändern, was neue Kompetenzprofile erfordert und die duale Ausbildung weiter aufwertet.
Zusätzlich verschärft der demografische Wandel die Situation: Bis 2040 droht ein Mangel von bis zu 151.000 Fachkräften, während gleichzeitig der Anteil älterer Menschen deutlich steigt. Um diese Entwicklung abzufedern, rücken soziale und kognitive Kompetenzen – sogenannte Soft Skills – stärker in den Vordergrund. Sie umfassen u.a. Kommunikation, kritisches Denken, Teamarbeit, Empathie, interkulturelle Kompetenz, Problemlösung, Anpassungsfähigkeit und Resilienz.
Die RIS3-Strategie Oberösterreich (Research and Innovation Smart Specialisation Strategy) hebt diese Fähigkeiten explizit auf die gleiche Ebene wie technische Kompetenzen und definiert sie als Schlüssel für ein innovationsfreundliches Ökosystem. Verschiedene Studien und Arbeitsmarktanalysen, darunter eine aktuelle Erhebung der Erwachsenenbildung Österreich, bestätigen den steigenden Bedarf und den wachsenden Stellenwert von Soft Skills in Unternehmen.
Soft-Skill-Bedarfe in Oberösterreich
Im Rahmen des Projekts x-inno Radar haben wir gemeinsam mit einer Expert*innengruppe sowie durch eine begleitende Umfrage zentrale Themenfelder diskutiert und die wesentlichen Zukunftskompetenzen identifiziert (Ergebnisse der Umfrage). Dabei wurde deutlich: Soft Skills sind sowohl ein Motor für Innovation als auch ein Hebel für eine offene, zukunftsfähige Arbeitskultur.
Die Ergebnisse für Oberösterreich zeigen ein differenziertes Bild:
- Positiv ausgeprägt: Kommunikation und Zusammenarbeit werden in Oberösterreich vergleichsweise stark wahrgenommen. Auch Problemlösung und Lernbereitschaft werden häufig positiv hervorgehoben. Auffällig ist zudem, dass bereits viele Personen Soft-Skills-Trainings besucht haben – rund 38 % der Befragten, der höchste Wert aller beteiligten Regionen.
- Verbesserungspotenzial: Geringer ausgeprägt sind hingegen Risikobereitschaft, Eigeninitiative und iteratives Design Thinking.
- Besonderer Entwicklungsbedarf: Kritisches Denken, Kommunikation, interkulturelle Kompetenz, Problemlösung und Nachhaltigkeitsbewusstsein wurden als zentrale Schwerpunkte genannt.
- Erhoffte Wirkung: Mehr Anpassungsfähigkeit, eine attraktivere Arbeitskultur und bessere Integration vielfältiger Belegschaften.
Die Befragung zeigt außerdem eine ausgesprochen positive Haltung zu Soft Skills in Oberösterreich: Alle Befragten stimmten zu, dass Soft Skills gleich wichtig oder wichtiger sind als Hard Skills. Workshops und Coachings gelten dabei als bevorzugte Formate, was die Offenheit der Region für Weiterbildung unterstreicht.
Als regionale Herausforderungen wurden vor allem die Bewältigung des digitalen Wandels, wachsende soziale und wirtschaftliche Disparitäten sowie der demografische Wandel genannt. Viele Expert*innen sehen die Notwendigkeit, Soft Skills gezielt einzusetzen, um Anpassungsfähigkeit und lebenslanges Lernen zu fördern. Zugleich betonten sie, dass Unternehmen in OÖ durch ihre hohe Weiterbildungsbereitschaft und die Vielzahl an Anbietern bereits ein gutes Fundament haben – dieses müsse jedoch besser koordiniert und auch in ländlichen Regionen stärker ausgebaut werden.
Zugleich zeigt sich: In Oberösterreich fehlen koordinierte Kooperationen unter Anbietern – viele Initiativen arbeiten noch in Silos.
Beispiele und Inspiration aus Österreich
Es gibt bereits Initiativen, die als Inspiration und Best Practices gesehen werden können – sie zeigen, wie Soft Skills heute in unterschiedlichen Kontexten gefördert werden.
Miba & Otelo Future: Mit dem Format „Otelo Future“ entstehen kreative Lernräume für Jugendliche, in denen Zukunftsfragen praktisch bearbeitet werden. Neben technischem Know-how werden dort auch Soft Skills gefördert: Eigeninitiative, Kreativität, Teamarbeit und Problemlösung. Für Unternehmen wie Miba wird so der Nachwuchs nicht nur fachlich, sondern auch menschlich stark gemacht.
Warum ein Best Practice: Praxisnahe Lernräume verbinden technisches Wissen mit sozialer Kompetenzentwicklung.
Landuni Drosendorf (TU Wien): Im nördlichen Waldviertel betreibt die TU Wien mit der „landuni“ einen Lern- und Forschungsraum, in dem Studierende und regionale Akteur*innen zusammenarbeiten. In interdisziplinären Projekten entstehen nachhaltige Entwicklungskonzepte – und zugleich Soft Skills: Empathie, Kommunikation, soziale Innovationskompetenz und Verantwortungsbewusstsein. Der direkte Austausch mit der Bevölkerung macht Zukunftsthemen erlebbar und verankert sie regional.
Warum ein Best Practice: Regionale Verankerung kombiniert mit interdisziplinärer Zusammenarbeit fördert Verantwortungsbewusstsein und soziale Innovationskraft.
SCALA Art & Craft Lab: Seit 2023 verbindet das SCALA Art and Craft Lab in Bad Goisern Kunst, Handwerk und lokale Gemeinschaften und schafft neue Räume für gemeinsames Lernen, Making und kulturelle Produktion. Mit einem iterativen, prozessorientierten Ansatz sowie durch internationale Residenzen wird eine Plattform geschaffen, die transversale Kompetenzen, unternehmerisches Denken und Maker Skills sichtbar und erfahrbar macht. SCALA ist ein Experimentierraum für kreative Zusammenarbeit zwischen Schülerinnen, Handwerkerinnen, Künstler*innen, Unternehmen und Gemeinden – getragen von lokaler Verankerung und internationaler Perspektive.
Warum ein Best Practice: Kreative Experimentierräume machen Soft Skills erlebbar und stärken Netzwerke zwischen Bildung, Wirtschaft und Kultur.
Netzwerkknoten für Soft Skills und Innovation
Nach den identifizierten Bedarfen und den vorgestellten Best Practices stellt sich die Frage, wer diese Themen in Oberösterreich konsequent aufgreifen und weiterentwickeln kann. Hier sehen wir uns als Creative Region in einer idealen Rolle: Wir vernetzen seit Jahren Unternehmen, Kreative und Institutionen und verfügen über Formate, die Soft Skills sichtbar machen und praktisch fördern.
Genau hier setzen wir an – sowohl in eigenen Programmen als auch im Rahmen des EU-Projekts x-inno Radar. Unser Ansatz: Räume für Austausch, Training und Vernetzung schaffen – regional wie auch auf europäischer Ebene. Dazu gehören etwa:
- Workshops und Lehrgänge zu Themen wie Kommunikation, Leadership, Personal Growth und Künstliche Intelligenz. Demnächst etwa:
- Workshop: Herausfordernde Gespräche mit Fingerspitzengefühl lösen am 24./25. September 2025
- Workshop: Von Insight zu Impact – Wie aus Erkenntnissen wirksame Kommunikation entsteht am 23. Oktober 2025
- Netzwerk- und Wissensformate, die Akteur*innen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenbringen, unter anderem:
- Future m[eats] Creativity? im AEC am 9. Oktober 2025
- Talk: Future Skills und neue Jobprofile am 22. Oktober 2025
- x-inno Radar, in dem wir Kreativität, Kooperation und Soft Skills als Treiber für regionale Innovation in den Mittelpunkt stellen und europaweit vernetzen. Geplant sind im Rahmen unseres Regional Campaigns Konzepts u.a. folgende Formate:
- Herbst/Winter 2025: Veranstaltung zum Wert von Kreativität und Kollaboration und der Frage: wie profitieren Unternehmen, wenn sie mit Kreativen zusammenarbeiten?
- Frühjahr 2026: Match-Making-Format: Unternehmen und Kreativschaffende finden zusammen, um voneinander zu lernen und Soft Skills im Alltag zu stärken.
Soft Skills als Brücke in die Zukunft
Soft Skills sind die Brücke zwischen Fachwissen, Kreativität und Zukunftsfähigkeit. Sie machen Unternehmen resilient, fördern Zusammenarbeit und schaffen Kulturwandel. Gerade in Oberösterreich – einer Region, die stark von Industrie und Technologie geprägt ist – braucht es Austausch und neue Lernformen. Genau hier setzen wir an: Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir eine starke Soft-Skills-Kultur entwickeln, die unsere Region zukunftsfähig macht.

x-Inno Radar setzt die Europäische Skills Agenda 2020 um, indem es Soft Skills in industriellen Umgebungen fördert. Acht Unternehmensförderungsagenturen und ein Thinktank-Netzwerk arbeiten zusammen, um neue Ansätze zur Stärkung dieser Fähigkeiten zu entwickeln und umzusetzen.
x-Inno Radar wird mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert.
Webseite des Projekts: x-Inno Radar