Teil des Projektes C hoch 3
Die C hoch 3-Teilnehmerin Maria Pfeifer berichtet in diesem Gast-Beitrag über ihre Erfahrungen mit dem Kreativwirtschaftsnetzwerk:
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Wie jeder Beginn ist auch der erste Tag bei C hoch 3 begleitet von Ungewissheit. Ich sitze im Bus und fühle nicht nur Vorfreude. Auch Fragen und Zweifel machen sich in meinem Kopf breit. Peer-to-peer, Networking, Bottom-Up… Alles tolle Schlagwörter, aber was heißt das dann tatsächlich? Wie wird das von den Coaches umgesetzt und eingefordert? Wer sind die anderen KreativwirtschaftlerInnen? Bin ich da wirklich richtig? Passe ich da rein?
Dass ich mich überhaupt für C hoch 3 beworben habe, liegt daran, dass ich Anfang 2016 meinen Lebensmittelpunkt wieder zurück in die Stadt verlegt habe, in der ich aufgewachsen bin – und der ich, zugegeben, niemals ganz den Rücken zugekehrt habe. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Bereich Kulturvermittlung, Kulturmanagement & Festivalproduktion (z.B. sound:frame, Ars Electronica) und einem geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Studium in Wien, möchte ich mich nun verstärkt in OÖ vernetzen und beruflich weiterentwickeln. Aber wie? Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie schwierig es als Selbstständige in der Kreativ- und Kulturbranche sein kann, Barrieren (im Kopf, in Förderstrukturen, in der Karriereplanung…) zu überwinden und wie wertvoll und notwendig es ist, sich auf Beratungsstellen und Supporter-Netzwerke stützen zu können. Auf der Website der CREATIVE REGION Linz & Upper Austria bin ich auf C hoch 3 aufmerksam geworden und habe mich gleich beworben. Vor allem der Fokus auf interdisziplinäre Kollaboration hat mich daran gereizt. Die Verknüpfung von Kreativwirtschaft, Kunst und Kultur, die verschiedenen Formen von Kollaboration und Kooperation, sind Themen, die ich unglaublich spannend finde. Denn Kreativität, Kunst und Kulturarbeit existieren nicht im luftleeren Raum.
Nun ist der erste Workshop-Tag vorbei und viele Fragen haben sich beantwortet. Noch mehr andere, neue Fragen sind jetzt erst aufgetaucht. Nur soviel sei verraten: Die anderen TeilnehmerInnen sind durchwegs sympathisch und kämpfen mit ähnlichen Problemen, egal ob sie seit einem Monat selbstständig sind oder seit 10 Jahren. Die Coaches fordern uns, holen uns aus der Reserve und geben Hilfestellungen. Letztendlich ist JedeR selbst verantwortlich, wieviel er oder sie geben mag. Ein geschützter Raum für Offenheit, Austausch, und Erkenntnisgewinn wurde geschaffen – und das innerhalb weniger Stunden.
Nachdem ich eine Nacht – in der mich noch einige Momente des intensiven Tages wachgehalten haben – darüber geschlafen habe, sind mir besonders die Rollenspiel-Übungen im Gedächtnis geblieben. Rollenspiele? Ja, Rollenspiele! Es macht nämlich einen riesen Unterschied, über eine unangenehme (Arbeits-)situation nur zu sprechen oder tatsächlich in dieser Situation zu stecken, selbst wenn sie nur gespielt ist. Die Methode nach Augusto Boal’s „Theater der Unterdrückten“ und dem Forumtheater versetzen die Akteure und das Publikum in solche Anti-Situationen, die man daraufhin verändert. Jede Veränderung einer Handlung, einer Person nimmt Einfluss auf die gesamte Situation. Die Minuten in der ich als Chefin einem Kunden namens „Herr Großkotz“ gegenüber sitzen musste und es nicht geschafft habe, die Situation zu deeskalieren, waren wirklich äußerst unangenehm. Eine unangenehme Erfahrung, aber ohne negative Konsequenzen. Eine Erfahrung, die einen reicher macht, aus der man lernen kann.
Text: Maria Pfeifer, C hoch 3-TeilnehmerIn
Fotos: Maria Breitenberger, Modedesignerin (www.blessthismess.at)