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„Scheitern ist ein grundlegender Bestandteil des Lernens und des Wachstums. Wer das nicht versteht und dem Scheitern nicht dankbar ist, der hört irgendwann auf zu wachsen.“ – Dieses Zitat stammt vom Whatchado Co-Founder Ali Mahlodji, der im vergangenen Jahr ein Buch mit dem Titel „Und was machst Du so?: Vom Flüchtling und Schulabbrecher zum internationalen Unternehmer“ veröffentlicht hat. In unzähligen Episoden erzählt er darin nicht nur seine eigene, persönliche Geschichte des Scheiterns und des Wachsens, sondern liefert auch zahlreiche Denkanstösse zu den Themen Bildung, Arbeit, Zukunft, Digitalisierung und Unternehmertum.
Im Rahmen der Buchveröffentlichung hat Wolfgang Gumpelmaier-Mach Ali damals zum Video-Interview gebeten (siehe Video unten). Jetzt hat er ihm erneut ein paar Fragen gestellt, die Ali in Form eines Audio-Kommentars für die LeserInnen des CREATIVE REGION Blogs beantwortet hat. Und nicht nur das! Er hat uns außerdem ein signiertes Exemplar seines Buches für eine Verlosung zur Verfügung gestellt. Mehr Infos dazu findest du am Ende des Beitrags. Jetzt aber gibt’s erstmal das Interview mit Ali:
Interview mit Ali Mahldoji
CREATIVE REGION: Lieber Ali, auf Whatchado und in deinem Buch geht es ja sehr viel um’s Geschichten erzählen. Wie wichtig ist Storytelling für Start-ups und Kreative?
Ali Mahlodji: Ich habe mal vor vielen Jahren ein Buch gelesen von Richard Branson, in dem er erzählt hat, wenn du kein Geld hast fürs Marketing in der Sekunde, solltest du das Marketing sein. Ich denke, dass Storytelling die fast einzige Art und Weise ist, die Einzigartigkeit eines Produktes oder eines Projektes oder eines Konzeptes darzulegen und unser Gehirn hat immer schon über Geschichten gelernt. Das Schöne an unserem Gehirn ist, dass wir zwar versuchen können, Fakten und Zahlen hinein zu pressen. Nur es sind immer die Geschichten, die wie eine Art Anker in unserem Kopf bleiben. Denn was eine Geschichte Wunderbares in sich hat, sie hat zwischen dem Anfang und dem Ende einen sehr logischen Zusammenhang. Und wenn Menschen diese Geschichte einmal verstanden haben, dann können sie sofort alle Punkte, die es benötigt, sofort abrufen.
Und gerade für Kreative oder für Start-ups, die vielleicht nicht immer das riesen Budget haben, ist es umso wichtiger, antizyklisch zu arbeiten und sich auf die Macht von dem zu verlassen, was uns zu Menschen macht und was auch hängen bleibt. Und das ist nun mal die Macht der Geschichte. Nur das ist genau das Schwierige, denn da geht es wirklich darum, die eigene Geschichte oder den eigenen Hintergrund so klar eindeutig und vor allem einzigartig darzulegen, dass da die Vorbereitung zum Thema Storytelling extrem hoch ist, dafür aber dann die Geschichte selbst zu erzählen, manchmal auch sehr kurz sein kann. Und oft merkt man, dass die simpelsten Geschichten, die hängen bleiben, oft dahinter die komplexesten Systeme haben.
CREATIVE REGION: Du machst nach jedem Vortrag ein Selfie mit den TeilnehmerInnen. Wie wichtig ist Selbstinszenierung oder Eigenmarketing für Start-Ups bzw. GründerInnen?
Ali Mahlodji: Ich mache zwar immer Selfies, nur was die wenigsten Leute wissen ist, dass ich bei 40 Prozent meiner Vorträge keine Selfies mache. Und zwar immer dann, wenn ich denke, dass das Selfie überhaupt nichts zur Stimmung hinzufügt. Meine Selfies mache ich nur dann, wenn ich das Gefühl habe, es wäre cool, es lockert die Stimmung auf und es würde dazu passen. Da kommen wir jetzt auch schon zum Thema der Selbstvermarktung. Wer als Produkt, als Dienstleister nicht versteht, dass Selbstmarketing nicht etwas aufgezwungenes sein darf, sondern etwas sein muss, dass aus der Natürlichkeit herauskommt, der hat das Spiel nicht verstanden. Selbstmarketing um des Selbstmarketing-Willen ist, glaube ich, das Schlimmste was man tun kann. Ich glaube das Wichtigste ist, dass die eigene Arbeit eigentlich am Ende des Tages das beste Selbstmarketing ist. Und alle Sachen, die ich tue, versuche ich immer in eine Zusammenhang zu gießen, wo die Leute nachvollziehen können, wie ich zu diesen Dingen gekommen bin. Also ich würde niemals ein Selfie machen, nur des Selfie Willens. Das hat damals begonnen, weil meine Mama mir mal gesagt hat, es wäre cool, wenn ich mal ein Selfie machen könnte auf der Bühne und so hat das dann seinen Lauf genommen.
Das Thema Selbstmarketing ist extrem wichtig, vor allem wenn es darum geht den eigenen Standpunkt durchzu bringen. Ich denke, dass wir aktuell in einer Welt leben, in der wir den falschen Personen das Selbstmarketing überlassen. Und zwar Menschen, die wie eine Art Rattenfänger durch die Gegend laufen und dann Menschen dazu bringen, Entscheidungen zu treffen, die für unsere Gesellschaft gefährlich sind. Aber gerade dieses Konzeptes des Selbstmarketings kann für Kreative oder Start-ups extrem wichtig sein. Zum Beispiel wenn es darum geht ein guter Arbeitgeber zu sein als Start-up oder einen wichtigen Kunden zu gewinnen, ist es immer so: Menschen arbeiten immer für Menschen. Sie arbeiten immer für einen höheren Sinn. Kunden sind viel eher bereit einem Unternehmen einmal zu vergeben, wenn es Mist baut, wenn sie die Hintergründe kennen und den Menschen dort vertrauen.
Das heißt, Selbstmarketing ist nicht nur eine Sache die ein CEO machen sollte, sondern es geht eigentlich darum, die ganze Mannschaft oder jeden Menschen der involviert ist, darin zu bemächtigen zu sich selbst zu stehen, eine eigene Haltung zu haben, eine eigene Meinung zu haben und wenn man in seiner Haltung, in seiner Meinung und seiner Denkweise in dieser Welt kontinuierlich seinem eigenen Weg folgt, da ist es fast unmöglich, nicht zu einer Art Marke zu werden. Ob diese dann anerkannt wird oder nicht da draußen, dass ist wieder eine ganz andere Sache. Und Selbstvermarktung, wenn man das nicht macht, bedeutet auf der anderen Seite klarerweise, ich muss ein Produkt haben, welches für sich spricht. Und das ist genauso legitim, das funktioniert genauso. Nur bei den Produkten oder bei den Projekten, wo es wirklich darum geht, eine Haltung oder eine gesellschaftliche Veränderung zu bringen, ist es meistens gut, wenn es an einer Geschichte, einer Person fest gehängt ist. Z.B. irgend eine Getränkedose zu verkaufen, das braucht nicht unbedingt das eine Gesicht. Denn eine Getränkedose brauche ich niemanden großartig erklären, da geht es eigentlich nur mehr um das coole Branding nach außen hin, vielleicht um den Preis und wie die Verpackung aussieht. Da wird man jetzt auch gesellschaftlich nichts verändern, wenn man jetzt so der hundertste COLA Lieferant oder Getränkelieferant wird.
Wo man aber wirklich was verändern kann, ist beim Thema Bildung oder bei Start-ups, die Märkte verändern wollen. Und wenn man dort das Selbstmarketing richtig und gut und vor allem authentisch positioniert, hat man plötzlich eine Gefolgschaft von Kunden, Partnern, Menschen, die einen unterstützen, die zu jeder Zeit wissen, warum man tut was man tut. Und das sind auch Menschen, die wenn mal etwas schief geht, trotzdem zu einem halten, weil sie das große Bild verstehen. Und es geht nun mal nur, wenn man aus dem Innersten selbst heraus sich vermarktet und Selbstmarketing ist für mich aus dem Innersten selbst das Marketing zu betreiben.
CREATIVE REGION: Vielen Dank, Ali!
Hier noch das Video-Interview aus dem Jahr 2017:
Und was machst Du so?
Du hast noch nicht genug von Ali und suchst noch nach der passenden Sommerlektüre? Dann beantworte uns bis 11. Juli 2018 die Frage „Und was machst Du so?“ als Kommentar unter dem Post auf unserer Facebook-Seite, kommentiere auf Instagram oder schicke uns eine E-Mail mit der Antwort und deiner Adresse. Aus allen Antworten wählen wir per Zufall eine Gewinnerin oder einen Gewinner aus. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Erfolg!