Teil des Projektes Creative Coffee Breaks
Identität & Raum
Mit ihrem Designstudio MOOI geben Letitia Lehner und Sarah Feilmayr Identitäten Raum und Räumen Identität. Sie prägen die Wahrnehmung von Unternehmen. Dabei haben sich die beiden mit ihrem „schönen Design“ unter anderem funktionalen und emotionalen Ausstellungsräumen verschrieben. Digitale und analoge Konzeption und die ästhetische Umsetzung von der Marke bis hin zur Szenografie, das ist MOOI Design. Und sie glänzen mit nationalen und internationalen Referenzen, darunter das Design des VR Lab im AEC. Für die Ausstellungsgestaltung zu „ARS ELECTRONICA in Berlin“ wurde MOOI Design unlängst mit dem Red Dot Award ausgezeichnet. Und für uns haben die beiden die Publikation „Welcome to the CREATIVE REGION“ gestaltet und umgesetzt. Wir haben die beiden im Rahmen einer Creative Coffee Break gefragt, was MOOI Design ausmacht, wie sie arbeiten und wo sie ihre Inspiration hernehmen. Und sie haben geantwortet.
Creative Coffee Break #3 mit Letitia Lehner und Sarah Feilmayr von MOOI Design zum Nachlesen
CREATIVE REGION: Was macht MOOI Design?
Letitia Lehner: MOOI Design macht schönes Design. Das steckt schon im Namen drinnen. „Mooi“ bedeutet „schön“ in Afrikaans, das ist meine Muttersprache. Wir machen schönes Design. Das heißt für uns: Wir setzen uns sehr intensiv mit dem Kunden auseinander, mit seiner Vision und finden dann eine geeignete visuelle Gestaltungsform, um seine Vision sichtbar, erlebbar zu machen – erfahrbar zu machen.
CREATIVE REGION: Kurz gesagt: Mit MOOI sollte man arbeiten, wenn …
Letitia Lehner: Wenn man nicht an der Oberfläche bleiben will, sondern wenn man in die Tiefe gehen will. Dann sollte man mit MOOI Design arbeiten.
CREATIVE REGION: Was zeichnet euren Stil aus?
Letitia Lehner: Unser Stil … [lacht]
Eine Interviewpartnerin hat einmal gesagt: „MOOI is very colourful“. Or: „They are not afraid to use colour.“ Das ist uns selber nie so bewusst gewesen. Man sieht es, wir haben eine sehr reduzierte Farbpallette, auch im Büro. Und ich glaube, unsere Farbenvielfalt in unseren Designs kommt wahrscheinlich daher, dass wir uns jedes Jahr eine Farbe aussuchen, mit der wir uns intensiver auseinandersetzen. Letztes Jahr war es Rot und heuer wird es Blau.
Sarah Feilmayr: Vielleicht.
Letitia Lehner: Vielleicht.
[lachen]
CREATIVE REGION: Gibt es Materialien, die euch in letzter Zeit besonders ansprechen?
Sarah Feilmayr: Genauso wie mit den Farben ist es bei uns mit den Materialien. Man hat immer die Augen offen und schaut, was gibt es Neues und womit will man arbeiten. Wenn wir jetzt zum Beispiel eine Ausstellung machen, dann sucht man Materialien im Dialog mit Kuratoren und Ausstellungsdesignern, den Gestaltern, aus. Es gibt der Ausstellung dann noch eine neue Bedeutungsebene. Uns interessieren mehr die Verfahrenstechniken. Wie bringen wir jetzt die Information auf das Material. Zum Beispiel in einer Ausstellung in Salzburg haben wir viel mit Holz gearbeitet und dort haben wir direkt Bilder, Fotos und Text auf das Holz gedruckt. Das bekommt dann selbst wieder eine ganz eigene Ästhetik. Im Moment arbeiten wir an einer Ausstellung, da haben wir einen ganz spannenden Diskurs, weil dort ist die Ausstellungsarchitektur eigentlich ein Kunstwerk. Das Material selbst wird verwendet für die Ausstellungsarchitektur.
Letitia Lehner: Und generell interessieren uns auch neue Verfahren, sei es jetzt was man mit Lasertechnik alles machen kann. Und immer im Kontext mit der Ausstellung, wie wir das sinnvoll einsetzen können.
CREATIVE REGION: Wo holt ihr euch frische Inputs und Inspiration für eure Arbeit?
Letitia Lehner: Viel von unserer Inspiration holen wir uns außerhalb der Arbeit. Also wir haben beide sehr unterschiedliche Interessen, die jetzt nicht im Bereich Design liegen. Ich bin Imkerin. Das heißt, ich setze mich sehr intensiv mit einem Ökosystem auf einer Mikroebene auseinander und auch sehr intensiv damit, welche neuen Verfahren gibt es in der Imkerei, welche neue Methoden gibt es oder wo gibt es spannende Kunstprojekte im Kontext mit der Imkerei. Und das schlägt dann auch wieder eine Brücke…
Sarah Feilmayr: … zu mir. Mein großes Interesse liegt an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft, dort wo sich Fiction mit Science trifft. Ich habe ein großes Vorbild, das ist Jessie Kawata, die für mich den besten Job der Welt gehabt hat.
Letitia Lehner: „NASA!!!“
Sarah Feilmayr: Die bei NASA JPL gearbeitet hat, als Produktdesignerin. Und dort einfach eine neue Art von Arbeiten etabliert hat, indem sie Design nicht nur als Kommunikationsmittel forciert hat, sondern auch als treibender Motor für Innovation.
CREATIVE REGION: Welcher online Quelle sollte man regelmäßig einen Besuch abstatten?
Sarah Feilmayr: Ich bin ein Podcast-Junkie, muss ich sagen. Ich höre sehr viel Podcasts. Und einer der mich seit Jahren begleitet ist „99% invisible“ von Roman Mars. Da lernt man immer wieder Neues, es ist sehr gut recherchiert und schärft den Blick für die Dinge, die uns umgeben.
Letitia Lehner: Vielleicht eine Online-Quelle, die ich sehr gut finde ist „Creative Review“, das ist ein Magazin, aber das mittlerweile auch alle möglichen Kanäle bespielt, wo es extrem viel Insight in die internationale Kreativindustrie gibt, vielleicht ähnlich was die CREATIVE REGION lokal macht, aber ein bisschen globaler. Ich finde es super, weil es viel Input gibt zu Leadership im Kreativbereich, wie es andere Studios machen, wie Projekte/Großprojekte abgewickelt werden. Kann ich auf jeden Fall empfehlen.
CREATIVE REGION: Welchen Tipp würdet ihr NewcomerInnen mitgeben, um sich bei euch oder im Designbereich zu bewerben?
Letitia Lehner: Seid kreativ und seid persönlich! Ich sehe es bei den Bewerbungen, es macht sich kaum wer die Mühe herauszufinden, wer die Ansprechperson ist. Recherchiert das, adressiert die Person und recherchiert über das Studio, konkrete Projekte. Bringt Argumente, warum ihr für dieses eine Studio arbeiten möchtet. Schickt mir keinen Kettenbrief, wo im Idealfall alle Namen der anderen Studios noch sichtbar sind. Und seid kreativ, es gib so viele 08/15-Standardbewerbungen, es ist zum Kotzen. Seid kreativ, ihr wollt einen Kreativjob, lasst euch etwas einfallen!
Hast du noch Tipps, Sarah?
Sarah Feilmayr: Es hört sich blöd an, aber bleibt neugierig, stellt Fragen und fragt einfach, egal wie blöd das ist, man muss sich für nichts schämen. Man kennt sich selbst auch oft irgendwo nicht aus, also da kann nur etwas Gutes dabei herauskommen, wenn man fragt.
CREATIVE REGION: Ihr stemmt zu zweit immer wieder sehr große Projekte. Wie ist hier eure Herangehensweise?
Letitia Lehner: Wir arbeiten bei großen Ausstellungsprojekten immer im Team, wir haben zahlreiche Kooperationen mit Spezialisten, das heißt wir sehen uns ganz klar als Gestalter, als visuelle Gestalter und holen uns dann ganz spezifische Kooperationspartner, seien es Architekten, Innenarchitekten, Produktdesignern, Industriedesigner, Programmierer, Filmemacher, Texter, also alles Mögliche. Und haben somit die Möglichkeit auch als sehr kleines Studio im Netzwerk wirklich große Projekte umzusetzen und zusätzlich, ist es für uns immer ein Highlight in einem Team arbeiten zu dürfen, auch wirklich mit Kunden sehr intensive Projektphasen zu haben. Wo es auch Auseinandersetzungen mit Kuratoren, mit Archäologen, mit Wissenschaftlern, mit Kunsthistorikern gibt und wir genießen so die Abwechslung, dass wir phasenweise ein kleines Team und phasenweise ein großes Team, einfach im Netzwerk.
CREATIVE REGION: Was kann man von euch in nächster Zeit Neues lesen?
Sarah Feilmayr: Im Moment arbeiten wir an der „Stille Nacht“-Ausstellung in Hallein. Das ist eine Dauerausstellung über das Thema „Stille Nacht“.
Letitia Lehner: Über das Leben Franz Xaver Gruber.
Sarah Feilmayr: Genau.
Letitia Lehner: Und parallel arbeiten wir an einer Ausstellung in Berlin, Ars Electronica in Berlin, für DRIVE. zum Thema „Error“ Und vielleicht…
Sarah Feilmayr: … ein lokales Projekt.
Letitia Lehner: Ja, ein lokales Projekt. Wir arbeiten auch für die Kunstuni an der „Best Off“, die auch im Herbst stattfinden wird.
CREATIVE REGION: Mit wem sollten wir unbedingt demnächst eine Creative Coffee Break machen?
Sarah Feilmayr: Ich würde sagen, der Mike Reindl, das ist ein Schriftendesigner und mit ihm haben wir aktuell auch beim „Stille Nacht“-Museumsprojekt, die „Franz-Xaver-Gruber-Schrift“ entwickelt.
Letitia Lehner: Basierend auf der Handschrift von Franz Xaver Gruber. Und MARCH GUT sollet ihr unbedingt besuchen, das sind zwei sehr liebenswerte Produktdesigner und Ausstellungsgestalter, mit denen wir auch schon einige Projekte gemeinsam gemacht haben und sie sind beide gleich in der Altstadt. Und die Katja Seifert, finde ich, solltet ihr auch besuchen, eine extrem talentierte Illustratorin. Und Clemens Bauder, ein sehr talentierter Architekt, mit dem wir schon die ein oder andere Ausstellung gemeinsam gemacht haben.
CREATIVE REGION: Vielen Dank an Letitia Lehner und Sarah Feilmayr von MOOI Design.
Über die Creative Coffee Breaks
In regelmäßigen Abständen macht sich das Team der CREATIVE REGION Linz & Upper Austria auf, um junge Start-ups und in der Kreativwirtschaft Tätige aus Linz und Oberösterreich bei einer Tasse Kaffee vor die Kamera zu bitten. Alle bisherigen Videos findest du auf YouTube: CREATIVE COFFEE BREAKS
Collaboration Collider for Cultural and Creative Industries
Dieses Interview ist Teil des Projekts COCO4CCI, das sich die Vernetzung zwischen der Kultur- und Kreativwirtschaft (CCI) und produzierenden Unternehmen zum Ziel gesetzt hat. Gemeinsam mit dem Möbel- und Holzbaucluster der Business Upper Austria legen wir den Fokus in Oberösterreich dabei auf das Thema „advanced architecture“, um Innovationen voranzutreiben und Kooperationen zu fördern. COCO4CCI wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert.