Teil des Projektes C hoch 3
Claudia Werner ist Texterin und Lektorin. Sie schildert in diesem Gastbeitrag ihre Erlebnisse beim sechsten Tag des C hoch 3-Workshops 2019 in Linz. Das Video dazu kommt von Leif Wasmuth.
Da hat doch erst vor Kurzem alles begonnen – und jetzt soll es schon wieder vorbei sein? Mit leicht zerknitterten Gesichtern sitzen wir im letzten Workshop unseres C hoch 3-Durchgangs. Mag es daran liegen, dass so manche von uns schon seit 6 Uhr früh gearbeitet hat oder daran, dass wir alle realisieren, wie schnell es vorbeigegangen ist und schon ein bisschen wehmütig sind? Es ist nicht lange her, da saßen wir fröstelnd im Kreis und präsentierten uns und unsere Arbeit. Jetzt finden wir bei 32° Grad im Schatten Unterschlupf in den überraschend angenehm temperierten Räumlichkeiten der Prager Fotoschule in der Tabakfabrik Linz.
Wir starten den Abschied mit einer Willkommensrunde. „Zum letzten Mal könnt ihr jetzt bitte Dreiergruppen bilden“, sagt Barbara, die weiß, was sich bewährt hat. Wir erzählen einander, was uns bewegt und beschäftigt. Und siehe da: Im Reflektieren auf Zeit sind wir schon ziemlich gut. Außerdem wird weniger gesudert und mehr Positives betont. Bei der Aufgabe mit dem Zeithorizont bis zum Jahr 2024 bleiben wir gerne im Jahr 2019: Es ist absehbarer, leichter planbar und natürlich viel einfacher, wenn man keine Zukunftsprognosen für die eigene Selbstständigkeit so weit im Vorhinein anstellen muss. Wir können ja einfach „€ 50.000,- Jahresumsatz bei 20 Wochenarbeitsstunden“ notieren. Ziele braucht der Mensch. Wie realistisch sie sind, werden die kommenden fünf Jahre schon zeigen. Denn: „Es wird alles mit Leichtigkeit passieren – auch die Entscheidung, wie es weitergeht“, wirft Klement einen seiner weisen Sprüche in die Runde.
Beim anschließenden Bar Camp bemerken wir einmal mehr, dass 40 Minuten wie im Flug vergehen, wir aber immer noch viel voneinander lernen können. Die Gespräche drehen sich um Tages- und Wochenpläne, um Freundschaftsdienste und klare Angebote, um Rechtsformen und Aufteilung der Einnahmen, um Online-Marketing, Nutzungsrechte und Referenzen.
Gut gestärkt durch literweise Kaffee, Schokoriegel und Nüsschen sind wir alle trotzdem mehr als bereit für einen weiteren Höhepunkt: das Mittagsbuffet der Vitalfabrik, das wie von Zauberhand plötzlich vor der Türe aufgebaut ist. Wir graben uns durch Hummus und Granatapfelkerne, Salat und Schafkäsetaschen und ein Nachschlag geht sich immer aus. Doch Barbara und Christian kennen kein Erbarmen. Selbst zur Feier des Abschlusstages gönnen sie uns keine Siesta und leiten mit einem fotografischen Rückblick auf unser buntes Team zum Endspurt über.
Dann folgen die wirklich allerletzten Dreiergruppen fürs C hoch 3-Fazit: „Ideen sammeln, auf die man selbst nicht gekommen wäre“, „hat vieles in Gang gebracht“, „über Dinge Gedanken machen, die man für nicht so wichtig hält“, „Personas für die Wunschkundinnen und -kunden herausfinden“ und vor allem „die Challenge annehmen, etwas zu tun, was man immer wieder aufschiebt“ und „dann erkennen, dass es halb so wild war“. Bei Rollenspielen schlüpfen wir in nahestehende Personen, mit denen wir über C hoch 3 gesprochen haben und die jetzt über unsere Erfahrungen sprechen. Was sich durchzieht: Scheinbar ist es für viele Menschen aus dem jeweiligen Umfeld undurchschaubar, was wir da jetzt an sechs Workshop-Tagen so intensiv getrieben haben, aber der Tenor war jedes Mal sehr positiv.
Die abschließende Feedback-Runde gleicht der Oscar©-Verleihung: „Danke!“ – „Danke!“ – „Danke!“ an unsere Trainer Barbara und Christian für ihre Geduld, ihre Nachsicht bei unterschiedlichen Zeitauffassungen und ihre Bemühungen, den wilden Haufen in geordnete Bahnen zu lenken, ohne zu viele Vorgaben zu machen. Es fällt sogar der Vergleich mit einem Kindergarten, aber das ist wohl etwas überzogen. (Im Kindergarten geht’s gesitteter zu.)
Alle haben wir etwas mitgenommen aus den Workshops. Für den einen ist es das Fokussieren auf ein Thema, für die andere endlich der Stundensatz, mit und von dem sie leben kann. Der Nächste hat begonnen, frühe Kundenkontakte aufzunehmen und zu pflegen. Ein paar haben in diesem halben Jahr ihr Unternehmen gegründet und die hilfreichen Tipps gleich direkt umsetzen können. Einer hat sein Unternehmen umgekrempelt und ein neues Produkt auf den Markt gebracht. Ein anderer hat die Erkenntnis gewonnen, dass eine Anstellung für ihn derzeit passender ist. Die nächste bleibt nebenberuflich selbstständig, hat aber ein tolles Jobangebot angenommen. Und einige tolle Projekte sind entstanden und werden weiter betreut.
Die Workshops sind vorbei und dennoch fängt alles irgendwie wieder an. Neben dem Wissen nehmen wir viele wertvolle neue Kontakte zu besonderen Menschen mit. Und damit können wir uns schon wieder auf unser nächstes Treffen freuen, damit’s jetzt nicht zu traurig wird.
Claudia Werner ist Texterin und Lektorin. Im Rahmen von choch3 hat sie ihr eigenes Unternehmen gegründet. https://claudiawerner.com
Leif Wasmuth ist UX-Expert, Art Director und Creative Consultant. https://www.leifswork.at/