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Teil der Projekte COCO4CCI , Creative Coffee Breaks
geschrieben am 3. Juli 2020 von Hannah Husar
Teil der Projekte COCO4CCI , Creative Coffee Breaks
Klare Linien, puristische Formen, moderne Materialien: die Interior Accessoires aus Beton und Jesmonite von frauklarer bestechen durch zeitgemäße Reduktion und ästhetischer Zurückhaltung. Mit der richtigen Idee zum richtigen Zeitpunkt startete Klara Schuster 2014 ihr Designlabel in Linz und erobert seither als Interior Designerin die ganze Welt. Bei ihren Auftritten auf internationalen Messen wie der Maison & Objet in Paris und der Designmesse Blickfang in Hamburg haben wir sie begleitet und wollten in der 20. Ausgabe der Creative Coffee Break von ihr wissen, wo sie die Inspiration für ihre Entwürfe hernimmt und wie Covid 19 ihr Creative Business beeinflusst.
CREATIVE REGION: Was macht frauklarer?
Klara Schuster: Kurz zusammengefasst: frauklarer stellt seit 2017 Interior Accessoires her, wie Schalen, Vasen oder Übertöpfe, vorwiegend aus Gussmaterialien, wie Beton oder Jesmonite.
CREATIVE REGION: Was hat dich dazu veranlasst, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen?
Klara Schuster: Grundsätzlich bin ich gelernte Grafikerin und habe Lehramt für die Volksschule studiert. Es hat mich immer zu handwerklichen Tätigkeiten hingezogen. Ich habe auch lange überlegt, ob ich noch auf der Kunstuni studieren soll. Auf etsy.com, eine internationale Verkaufsplattform für handwerkliche Produkte, habe ich meine ersten Produkte hochgeladen und verkauft. Dann habe ich ein Kleinunternehmen gegründet, neben meiner Lehrtätigkeit. Und es ist immer mehr und mehr geworden. Ich habe mich dann über das Gründerförderungsprogramm informiert und mich auf eine Selbstständigkeit vorbereitet. Ich bin dort sehr gut beraten worden und habe letztendlich 2016 den Schritt gewagt und mich komplett selbstständig gemacht.
CREATIVE REGION: Du arbeitest aktuell mit Jesmonite. Was macht das Material besonders spannend?
Klara Schuster: Jesomite ist ein extrem vielseitig einsetzbares Material. Es kommt ursprünglich aus Großbritannien und ist eine Mischung aus Steinmehl und flüssigem Acryl. Es lässt sich individuell einfärben, es ist hitzebeständig und es ist wasserdicht. Das macht es schon einmal sehr attraktiv. Und im Vergleich zu Beton härtet es innerhalb von 20 Minuten aus. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch. Ich könnte nie Keramikerin werden, weil ich diese Geduld nicht aufbringen kann, dass ein Produkt erst nach mehrmaligem Brennen fertig ist. Mit Jesmonite habe ich nach 20 Minuten ein Ergebnis.
CREATIVE REGION: Wo/Wie findest du Inspiration für deine Entwürfe?
Klara Schuster: Sehr viel und gerne auf Reisen. Ich finde sehr viel Inspiration in der Architektur, aber auch in der Natur. Auch auf Messen, z. B. in Mailand auf der Salone del Mobile. Milano oder in Paris auf der Maison&Objet Paris, und auch in Sozialen Medien, z. B. Instagram oder Pinterest – also sehr vielseitig.
CREATIVE REGION: Inwieweit hat Covid 19 deinen Arbeitsalltag und dein Business beeinflusst?
Klara Schuster: Am Anfang war ich natürlich sehr in Sorge, weil ich mir gedacht habe: „Wer braucht Interior Accessoires in der Krise?“ Aber vor ca. einem Jahr habe ich ein Kit herausgebracht. Man bekommt eine Box nach Hause geliefert, mit allen Utensilien und einer Anleitung, um kreativ tätig zu werden, man kann z. B. Untersetzer herstellen. Viele Leute waren zu Hause, waren kreativ tätig und haben zum Glück mein Kit gekauft. Das hat mir sehr geholfen und mich gut über Wasser gehalten. Zum anderen hatte ich Zeit, um mich mit Themen zu beschäftigen, die ich schon lange vor mir hergeschoben habe, z. B. Social Media-Ads. Das war so ein großes Thema für mich, mit dem ich mich nie auseinandergesetzt habe, und jetzt habe ich endlich die Zeit dafür gehabt, habe mich reingetigert und auch das hat mir dann geholfen, weil ich dadurch eine größere Reichweite und Zielgruppe erreicht habe.
CREATIVE REGION: Wie gelingt dir der Spagat zwischen Berufs- und Familienleben?
Klara Schuster: Derzeit ist es so, dass mein Partner in Karenz ist und auf unsere Tochter aufpasst. Ich habe das Glück ganz in der Nähe meines Studios zu leben und ich keine geregelten Arbeits- oder Öffnungszeiten habe. Dadurch bin ich sehr flexibel. Das ist ein Vorteil der Selbstständigkeit. Wenn er aus der Karenz zurück ist und wir beide berufstätig sind, dann kommt es darauf an, uns gut abzusprechen. Ich denke, das werden wir gut schaffen.
CREATIVE REGION: Was sind die größten Herausforderungen im Alltag eines Creative Business?
Klara Schuster: Ich sehe immer das Bild eines Oktopusses, der viele verschiedene Tentakel hat und in alle Richtungen arbeiten muss. Ich muss meinen Webshop gut betreuen, ich muss handwerklich tätig sein, die Produktion machen, ich muss mich um die Versandabwicklung kümmern, ich muss meine Buchhaltung machen. Es gibt so viele Bereiche, die im Hintergrund passieren, die man von außen gar nicht mitbekommt.
Das andere ist das Thema des „Abgebens“. frauklarer ist mein Baby und ich habe es großgezogen, es ist extrem schwer für mich Dinge abzugeben. Ich habe eine Mitarbeiterin, die sich z. B. um den Versand kümmert und Teile der Produktion. Ich habe auch für Großkunden eine eigene Produktionslinie ausgelagert; das war auch sehr schwer für mich. Das gehört aber auch dazu.
CREATIVE REGION: Wie hast du es geschafft, von Linz aus, den globalen Markt zu erobern?
Klara Schuster: Ich bin da sehr bescheiden, ich glaube, dass ich sehr viel Glück gehabt habe. Ich habe zum richtigen Zeitpunkt, das richtige Produkt auf den Markt gebracht. Beton war zu dieser Zeit extrem trendig, die puristischen, geometrisch reduzierten Formen waren sehr trendig. Ich habe das zum richtigen Zeitpunkt erkannt. Sicher wichtig war mein Auftritt nach außen: Produktfotos, der Webshop, die Verpackungsmaterialien. Es war für mich immer wichtig, dass das alles stimmig ist und professionell wirkt.
Es hat niemand gewusst, dass ich damals erst gerade angefangen und in meiner Wohnung produziert habe. Nach außen hat es so gewirkt als wäre ich ein großes Unternehmen, als würde es mich seit fünf Jahren oder schon länger geben. Über etsy.com habe ich sehr viele internationale Kunden gewonnen. Es war am Anfang so, dass frauklarer eigentlich in Österreich noch überhaupt nicht bekannt war. Das ist erst später gekommen. Am Anfang habe ich sehr viel nach Amerika verschickt, nach Australien, auch nach Frankreich und Großbritannien. Erst später ist Österreich dazugekommen.
CREATIVE REGION: Welchen Rat kannst du Personen geben, die ebenfalls ein Creative Business aufbauen möchten?
Klara Schuster: Wie vorher schon erwähnt, der Auftritt nach außen ist für mich extrem wichtig. Er muss professionell wirken. Angefangen bei der Visitenkarte bis zum Packaging muss alles professionell und stimmig sein. Zum anderen war für mich immer wichtig, dass ich offen bin – für Neues – und dass ich mich weiterentwickle. Irgendwann war der Markt mit Beton und geometrische Formen gesättigt. Für mich war es wichtig, den nächsten Schritt zu wagen. Das ist auch bei der neuen Kollektion so: Der Konkurrenz immer einen Schritt voraus sein und offen sein für Neues!
CREATIVE REGION: Bei wem sollten wir unbedingt auf einen Creative Coffee Break vorbeikommen?
Klara Schuster: Bitte schaut unbedingt ins wunderschöne Mühlviertel zur Christine Mittermayr. Sie ist Keramikerin und ihr Label heißt textpoterie.at. Ich war schon einmal bei ihr, sie hat ein wunderschönes Studio. Sie ist ein sehr gasfreundlicher Mensch. Ja, bitte dort vorbeischauen!
Und in Linz gibt es eine Illustratorin, die sehr zeitgemäße, charakterstarke Illustrationen macht. Und zwar, ist das Katja Seifert. Ihr Label heißt katuuschka.com. Auch dort: unbedingt vorbeischauen!
Danke für dieses Interview. Es hat mich gefreut, dass ihr bei mir im Studio vorbeigeschaut habt. Ich freue mich natürlich, wenn jemand persönlich vorbeikommt oder einen Workshop besucht. Danke, dass ihr die oberösterreichische Kreativszene unterstützt. Schönen Tag!
In regelmäßigen Abständen macht sich das Team der CREATIVE REGION Linz & Upper Austria auf, um junge Start-ups und in der Kreativwirtschaft Tätige aus Linz und Oberösterreich bei einer Tasse Kaffee vor die Kamera zu bitten. Alle bisherigen Videos findest du auf YouTube: CREATIVE COFFEE BREAKS
Dieses Interview ist Teil des Projekts COCO4CCI, das sich die Vernetzung zwischen der Kultur- und Kreativwirtschaft (CCI) und produzierenden Unternehmen zum Ziel gesetzt hat. Gemeinsam mit dem Möbel- und Holzbaucluster der Business Upper Austria legen wir den Fokus in Oberösterreich dabei auf das Thema „advanced architecture“, um Innovationen voranzutreiben und Kooperationen zu fördern. COCO4CCI wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert.
COCO4CCI, kurz für “Collaboration Collider for Cultural and Creative Industries”, vernetzt länderübergreifend Kultur- und Kreativwirtschaft (CCI) und produzierende Unternehmen. Gemeinsam mit dem Möbel- und Holzbau-Cluster der Business Upper Austria legen wir den Fokus in Oberösterreich dabei auf das Thema „advanced architecture“, um Innovationen voranzutreiben und Kooperationen zu fördern.
COCO4CCI wird mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert.
Webseite des Projekts: https://www.interreg-central.eu/COCO4CCI
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