Oktav ist das smarte Musiknoten-Abo – in erster Linie für Klavierspieler*innen. Im Prinzip funktioniert’s wie Spotify, nur eben, dass man die digitalen Noten erhält und die Musik selbst spielt. Neben Partner*innen, die schon von Beginn an im Oktav-Boot sind, ist es den Oktav-Gründern David Kitzmüller und Toni Luong gelungen, das größte Major Label weltweit zu überzeugen. Seit einiger Zeit kooperiert nämlich die Universal Music Publishing Group mit den Linzern, die international auf dem Markt sind. Bei der 38. Ausgabe der Creative Coffee Break der Creative Region Linz & Upper Austria erzählen die beiden, warum sie mit berühmten Testimonials arbeiten, warum sie einen Founder Friday eingeführt haben und was gute Zusammenarbeit im Team ausmacht.
Nina/Creative Region: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Creative Coffee Break. Mein Name ist Nina und wir sind heute in der Linzer Innenstadt bei Oktav. Oktav ist eine Plattform, die digitale Klaviernoten verschiedener Schwierigkeitsgrade und Genres zur Verfügung stellt. Das Unternehmen wurde 2018 von Toni und David gegründet und hat mittlerweile internationale Bekanntheit erlangt. Wie sie ihre Zusammenarbeit organisieren, über die Entwicklung ihres Unternehmens und wie sie Universal Music als Partner gewinnen konnten, erzählen sie uns jetzt bei einem Kaffee.
Was macht Oktav?
David Kitzmüller: Oktav ist für Musiker da, speziell für jene, die Klavier spielen zu Hause im eigenen Wohnzimmer. Es gibt Netflix fürs Filmeschauen und Spotify zum Musikhören und so etwas ähnliches ist Oktav für Klavierspieler und der Content, den man bei uns abonnieren kann, sind Musiknoten.
Muss man Klavierspielen können, um bei euch zu arbeiten?
Toni Luong: Definitiv nicht. Ca. 40 % unserer Leute spielen Klavier, ein Drittel spielt andere Instrumente und 25 % spielen gar nichts. Wenn wir gar keine Klavierspieler hätten, wäre es nicht gut, weil wir ein Produkt bauen für Klavierspieler, aber es ist nicht notwendig, es muss mehr die Leidenschaft mit dem, was man tut, in Verbindung stehen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, OKTAV zu gründen?
David: Die Gründung war keine Sache, die über Nacht entstanden ist, sondern eher das Ergebnis eines langen Prozesses, etwas Eigenes machen zu wollen. Dann bin ich draufgekommen, dass ich Klavierspielen kann und das auch mit Marketing-Know-how verbinden kann, aber die technische Expertise fehlte mir und das war dann Toni Luong.
Toni: David hat mich kontaktiert und die Idee, für Musiker etwas zu machen, war bereits da. Wir haben zu der Notenplattform gefunden, indem wir zig Ideen skizziert, einen gemeinsamen Nenner gefunden und angefangen haben.
Wie hat sich Oktav seit seiner Gründung verändert?
David: Wir haben 2018 gegründet und die Vision, die wir gehabt haben, war mehr Spaß ins Instrument zu bringen, speziell beim Üben. Das ist über die Jahre komplett gleichgeblieben. Wir arbeiten heute immer noch an den Ideen, die wir uns damals ausgedacht haben. Vielleicht haben wir auch manchmal unterschätzt, wie viel Aufwand so manches ist. Was dazugekommen ist über die Jahre sind viele, viele Partner, die uns mit Content ausstatten. Wir haben mit einem Partner begonnen, der uns Musiknoten gegeben hat, heute haben wir fast 40. An dem kann man bei uns immer sehr, sehr gut messen, wie wir uns als Unternehmen weiterentwickelt haben. Wir sind aber nach wie vor fokussiert auf Klavierspieler.
Woher kommen eure Kund*innen?
Toni: Wir sind natürlich in Europa stark vertreten und in Amerika, Kanada, Australien, Neuseeland, Honkong, Singapur. Wir sind nicht weltweit verfügbar, das liegt an Regularien. Wenn es uns die Lizenzverträge erlauben, machen wir es auch.
Mit welchen Musiklabels arbeitet ihr zusammen?
David: Der bekannteste Partner ist Universal Music, der ist noch nicht so lange dabei. Es ist nicht so, dass man den Telefonhörer zur Hand nimmt und dort anruft und die rufen: „Juhu, cool, da kümmert sich jemand um das Musiknotengeschäft.“ Das war nicht ganz so. Am Anfang war viel Überzeugungsarbeit zu leisten, um einen Partner nach dem anderen zu überzeugen. Am Ende war es dieser große Partner Universal Music. Die anderen Partner finden sich im Notenverlagsbereich, da gibt’s Alfred Music oder Faber Music in den USA bzw. in Großbritannien. Wir waren von Beginn an gezwungen, das Ganze sehr international anzulegen.
Wie habt ihr Testimonials wie Chilly Gonzales an Bord geholt?
David: Wir haben relativ lange gewartet, bis wir bekannte Persönlichkeiten angesprochen haben. Das Thema mit Testimonials zu arbeiten, war uns immer schon wichtig. Weil man als digitale Brand immer das Problem hat, wie bekomme ich die Glaubwürdigkeit, damit mir jemand das Produkt abkauft. Je bekannter jemand ist, desto höher ist die Glaubwürdigkeit. Wir haben so lange gewartet, bis das Produkt einen Reifegrad gehabt hat, dass wir uns anzufragen getrauten.
Es waren schon einige Stücke von Chilly Gonzales auf der Plattform online erhältlich durch einen anderen Partner. Mit unserem Produkt sind wir auf sein Management zugegangen und gesagt, dass es sich gut verkauft. Chilly Gonzales hat mit Daft Punk Grammy gewonnen und ist ein sehr, sehr vielseitiger Klavierspieler, der würde genau das verkörpern, was wir mit Oktav auf die Füße gestellt haben. Es hat nicht lange gedauert, bis wir eine Antwort gehabt haben. Sie waren von Beginn weg sehr offen für eine Zusammenarbeit. Dann macht man Schritt für Schritt, bis man bei den Vertragsverhandlungen und einer Zusammenarbeit endet.
Toni: Die berühmten Persönlichkeiten haben prinzipiell ein Management davor, die als Gateway, als Doorkeeper da sind. Man kann nur sagen, man muss es einfach probieren und Zeit investieren.
Was zeichnet für euch gute Zusammenarbeit aus?
David: Wir haben uns anlässlich des Projekts kennengelernt. Wir haben uns über sehr, sehr viele Gespräche angenähert, in einem dating-ähnlichen Format. Wir sind schnell übereingekommen, dass es nur etwas bringt, wenn wir lange miteinander reden und auch viele persönliche Fragen stellen, um zu sehen, ob wir kompatibel sind. Jetzt, ein paar Jahre später, denke ich, das Erfolgsgeheimnis ist, dass man dem anderen genug Raum lässt und eine gute Aufgabenaufteilung hat.
Toni: Ja, bei uns ist die Aufgabenverteilung gut abgestimmt, es macht natürlich viel aus, dass wir die Sandkiste nachgeholt haben, bei den sehr langen Dates, wo wir über viele Sachen geredet haben außerhalb des Projekts. Wir haben einander gut kennengelernt, fast wie eine Ehe, es muss funktionieren. Es gibt Bereiche, da mische ich mich gar nicht ein, weil es nicht meine Expertise ist. Was uns vorantreibt ist, dass wir immer schauen, wie schnell können wir etwas auf den Markt bringen und weiterentwickeln können. Dahingehend optimieren wir die Zusammenarbeit auch mit den Mitarbeitern. Wir schauen, wo es hakt und was einen schnelleren Outcome produziert. Das reflektieren wir in regelmäßigen Zyklen.
David: Wir haben viel darüber geredet, was man tut, wenn man sich nicht einig ist in einem Founder-Team. Sei es, wenn bei unterschiedlichen Zielen und Erwartungen oder weil man glaubt, dass irgendwo mehr oder weniger herauskommt. Wir haben uns damals darauf geeinigt, dass im Notfall, bevor wir wirklich zu streiten anfangen, der Würfel entscheidet. Ich glaube, wir fürchten uns so stark vor dem Würfel, dass wir extrem gut miteinander auskommen.
Toni: Wir haben ihn bisher zumindest noch nie gebraucht.
Plötzlich Führungskraft – Wie geht man damit um?
Toni: Wir haben einen „Founder Friday“. Mit der wachsenden Anzahl von Mitarbeitern ist uns bald bewusst geworden, dass wir öfter miteinander reden müssen. Daher hat sich ein Format etabliert, bei dem wir uns wöchentlich am Freitag eine halbe bis zwei Stunden Zeit nehmen.
David: Ich glaube, dass man sich in einer bunten Mischung aus Dingen organisiert, wo das Wichtigste ist, dass man sie nicht übersieht. Das erreicht man dadurch, dass man – und ich finde, das ist in einem kleinen Team einfacher als in einem großen – sehr viel Kontakt mit dem Team hat und pflegt und auch mitarbeitet. Start-ups sind nicht dafür bekannt, dass die Founder in der Kammer sitzen, abseits des Teams und manchmal schaut der Founder nach. Wir arbeiten sehr viel miteinander und wir sind nach wie vor operativ sehr stark involviert. Er geht darum, dass man spürt und die Leute fragt, wie gehts uns eigentlich gerade.
Welche Projekte können wir von Oktav in naher Zukunft erwarten?
David: Ein Punkt, der uns mittlerweile sehr wichtig geworden ist, sind die Anfänger am Klavier. Oktav ist heute ein Notenservice für Amateurmusiker. Wir haben uns aber nicht auf diejenigen fokussiert, die mit dem Instrument beginnen, wir nehmen auch niemanden an der Hand und führen ihn von einem Niveau auf das Nächste. Das ist etwas, das uns jetzt sehr intensiv beschäftigt, das Thema Lernen. Dazu wird es in den nächsten Monaten sehr viel von uns zu sehen geben.
Bei wem sollten wir unbedingt auf eine Creative Coffee Break vorbeischauen?
Toni: Als Tipp würde ich Manuel von mittag.at nehmen, der macht eine Webseite, wo man in Linz sehr gut rausfinden kann, wo man zu Mittag essen gehen kann.
David: Mir fällt Ben ein, von moxvr, die bauen Showrooms und virtuelle Messen fürs Metaverse – ein großes Trendthema.