Teil des Projektes Creative Region Journeys
Im Rahmen einer Creative Region Journey haben wir im Herbst hinter die Kulissen von Burg Design geblickt, einem der führenden Hersteller individueller Dekore für Automotive Interieur Design, Automotive Exterieur Design & Industrial Product Design.
Als Tochterunternehmen der Leonhard Kurz Stiftung & Co. KG fokussiert sich der Hidden Champion aus Steyr unter anderem auf seine Siebdruck-Kompetenz. Dabei wird aus einem vermeintlich einfachen, zweidimensionalen Siebdruck ein einzigartiges, responsives Interiordesign für den Automobile Bereich. Neben BMW und Mini schätzen auch Marken wie Mercedes, VW, Audi bis hin zu Genesis und Hyundai in Korea die hochwertigen Designbauteile von Burg Design, die das Innenleben der Fahrzeuge aufwerten.
Auf aktuelle Themen wie z.B. autonomes Fahren reagiert das Unternehmen mit Innovation und einem starken Netzwerk. Denn selbstfahrende Autos werden schrittweise dazu führen, dass die Fahrer*innen mehr Wert auf ein „wohnliches“ Umfeld legen. Für Burg Design bedeutet das im Konkreten, dass neue Materialoberflächen und gezielte Lichteffekte vermehrt zum Einsatz kommen werden. Daher hat das Team hier schon frühzeitig wichtige Kooperationen geschlossen, um diese Anforderungen gemeinsam mit seinen Zuliefer-Firmen und Partner*innen abdecken zu können.
Vor allem die Hinterleuchtung von Bauteilen ist in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Trend geworden. Waren früher verstärkt Ambientebeleuchtungen im Einsatz, werden jetzt mehr und mehr Bauteile direkt hinterleuchtet. Hier hat Burg Design mit einer einzigartigen 3D-Technologie eine neuartige Lösung entwickelt, bei der Produkte vorder- und rückseitig bedruckt werden können.
Das Unternehmen beschäftigt sich hinsichtlich der Nachhaltigkeit seiner Produkte zudem seit Jahren mit alternativen Materialien. So hat das Team z.B. durch den verstärkten Einsatz von Rezyklaten und biobasierten Lacken Lösungen entwickelt, die eine gleichbleibende Oberflächenperformance ermöglichen. Auch der effiziente Einsatz von Technologien innerhalb der Kurz-Gruppe führt zu ressourcenschonenden Produkten und nebenbei zu völlig neuen Designeffekten. Denn durch die dünnen Siebdruckschichten kann – im Vergleich zu Lackierungen – massiv Material eingespart werden.
All das passiert vor dem Hintergrund eines höchst exklusiven Designanspruches, für den das Unternehmen international bekannt ist. Im Interview erzählt Lisa Martinelli, Designerin bei Burg Design, über den Design-Prozess, die damit verbundenen Aufgaben, ihren Background und ihr Lieblingsprojekt.
Wie sieht euer Design-Prozess von der Idee zum fertigen Produkt aus?
Lisa Martinelli: Der Design-Prozess kann von Projekt zu Projekt sehr unterschiedlich sein. Meistens bekommen wir ein klassisches Moodboard mit Stimmungsbildern, Schlagwörtern und oft auch echte Materialien zugeschickt. Während der Entwurfsphase sind die Kund*innen stark mit eingebunden und stehen mit uns in regem Austausch.
Wir bedienen uns zuerst bei unserem Muster-Archiv, recherchieren passende bestehende Musterplättchen, die dem Moodboard entsprechen und feedbacken diese mit den Kund*innen. Erst danach wird das individuelle Muster erarbeitet und – sobald alle Seiten hundertprozentig zufrieden sind – in die Produktion eingesteuert.
Dabei wird zuerst ein „Colour Match“ durchgeführt, in der die gewünschten Farben eingestellt werden. Danach folgt der Druck des Musters in den jeweiligen Farben und auf dem gewählten Basismaterial. Bei einem PMD-Produkt (Anm. der Redaktion: printed mold decoration/design) wird das bedruckte Material bei uns im Haus in der jeweiligen Bauteilgeometrie thermogeformt, gehärtet, gefräst oder geschnitten und bei einem externen Dienstleister hinterspritzt. Dank dieser “Hinterspritzung” können die Dekorteile, die hausintern “Domen” genannt werden, in den vorgesehenen Bereichen im Auto festgeklippt werden.
Du bist seit vier Jahren als Designerin bei Burg Design beschäftigt. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Lisa: Mein Job ist sehr vielseitig. Untergebracht bin ich im Großraumbüro mit meinen Kolleg*innen der Designabteilung. Meine Hauptaufgabe ist die Design-seitige Betreuung des Projektgeschäfts. Dazu gehören Kund*innen-Kontakt, die Erstellung und Bearbeitung digitaler Muster, die Vorbereitung von Daten für die Produktion und, sehr wichtig, die Zusammenarbeit mit dem Projektteam.
Ich sitze aber nicht nur vor dem Bildschirm, sondern bin nach Bedarf auch in der Produktion. Sobald Teile für ein Projekt produziert werden, bin ich auch in den Siebdruck oder das Thermoformen involviert. Dabei begutachte ich die Farben, Druckqualität und Positionierung des Designs auf dem Bauteil.
Außerdem bin ich viel unterwegs, um Kund*innen kennenzulernen, die Akquirierung neuer Projekte zu unterstützen und deren Machbarkeit vor Ort zu beurteilen, Bauteile bei den Kund*innen zu präsentieren oder Burg Design auf Messen wie der Salone del Mobile in Mailand oder der Dutch Design Week in Eindhoven zu vertreten.
Welchen Background hast du und wie bist du zu Burg Design gekommen?
Lisa: Ich bin nach Linz gekommen, um das Kolleg für Innenraumgestaltung und Möbelbau an der HTL1 Bau & Design in Linz zu besuchen. Nach einem Jahr wechselte ich an die Kunstuni Linz, um textil.kunst.design zu studieren. In meinem Auslandssemester habe ich an der „Nuova Accademia delle belle Arti“ in Mailand den Studiengang Fashion Design besucht. Nach meinem Bachelor-Abschluss an der KunstUni habe ich dann noch die Fachausbildung am Kolleg beendet. Eine ehemalige Studienkollegin von mir hat mir dann die Jobanzeige von Burg Design geschickt – und hier bin ich!
Was war bisher dein persönliches Lieblingsprojekt?
Lisa: Das war definitiv der „Swarovski-Demonstrator“. Ziel war es, durch die Kooperation mit Swarovski und den Kurz-Tochterfirmen PolyIC und Burg Design ein HMI-Panel (Human-Machine-Interface-Panel) für das Cockpit zu entwickeln.
Es hat mich selbst erstaunt, was die Technik schon alles hergibt: Ich hätte nicht gedacht, dass man in dem Projekt eine derartig gute Symbiose aus Kristall, siebbedruckter Folie und feinster Elektronik erzeugen kann. Die Swarovski Kristalle sind mit feinster Touchsensorik und hinterleuchteten Symbolen versehen und einzeln bedienbar. Dank der ausgeklügelten Elektronik wirkt das Tag- und Nachtdesign komplett unterschiedlich und stimmig.
Der Demonstrator wurde auch auf der CES in Las Vegas präsentiert und unter anderem mit dem ABC-Award (Automotive Brand Contest) ausgezeichnet. Mehr dazu hier: Glänzendes Design und smarte Technologie
Ihr seid aktuell auf der Suche nach weiteren Talenten für euer Design-Team. Was macht es besonders spannend, bei Burg Design zu arbeiten?
Lisa: Der Beruf ist total vielseitig und man kann sich mit den jeweiligen persönlichen Kompetenzen und Präferenzen individuell innerhalb des Unternehmens weiterentwickeln bzw. weitere Schwerpunkte setzen. Was ich wirklich schätze ist, dass wir in-house fertigen. Dadurch ist ein direkter Bezug zum physischen Produkt möglich. Ich kann einen kompletten Entstehungs- und Entwicklungsprozess Schritt für Schritt und Abteilung für Abteilung mitverfolgen und auch direkt Einfluss darauf nehmen. Das macht die Arbeit sehr abwechslungsreich. Die Wege sind sehr kurz – die Kund*innen dennoch international.
Im Arbeitsalltag kommt Gelerntes aus unterschiedlichen Ausbildungsbereichen zu tragen (Design, Textil-, Industrie-, Produkt-, Grafik- oder Interior Design, Fotografie, Lithographie, Siebdruck etc.) – und man eignet sich viel neues Wissen an.
Was sollten Bewerber*innen mitbringen?
Lisa: In unserer Designabteilung haben die meisten eine Textil- oder Design-Ausbildung, manche einen Grafikdesign-Background. Letztendlich kommt es aber auf die Persönlichkeit an: Offen und motiviert für Neues zu sein ist definitiv von Vorteil – solange man sich auf die Herausforderungen einlässt, wird man mit dem Unternehmen wachsen.
Mehr über das Unternehmen und seine Projekte findest du im Burg Design Blog.
Credits Artikelbild: Verena Kroupa