Christoph Platzer, Fotograf aus Bad Hall, ist einer der beiden Gewinner*innen des Spot On Calls “Best Young Creatives”. Für Dantendorfer Mode schoss er zwei Kampagnen mit einer analogen Mittelformat-Kamera – ein unkonventioneller Ansatz für das kleine Familienunternehmen aus Linz. Im Interview erzählt er uns, wie er Fotografie kennen und lieben gelernt und schließlich zum Beruf gemacht hat, was ihm bei der Arbeit am meisten Spaß macht und welche Tipps er anderen Young Creatives mit auf den Weg geben kann.
Lieber Christoph, erzähl uns zu Beginn etwas über dich. Wie bist du zur Fotografie gekommen? Wie lange bist du schon selbstständig?
Christoph: “Ich habe eigentlich einen technischen Job bei der Firma Greiner in Kremsmünster gelernt, wo ich auch die Lehre mit Matura gemacht habe. Nach der Matura war ich im Projektmanagement. Dann hat es sich ergeben, dass wir eine Abteilung für Produktdesign gründen durften. Mein damaliger Chef (Stefan Ebli) hat damals auch viel und sehr gut fotografiert – mir hat seine Arbeitsweise gut gefallen. Da bin ich erstmals in die Richtung von Grafik und Fotografie gekommen. Ich habe ihn gebeten, mir eine Kamera zu empfehlen und mir die Technik zu zeigen. So ist das alles entstanden.“
Das heißt, du hast vorher eigentlich nichts mit Fotografie zu tun gehabt?
Christoph: “Nein, gar nicht. Dann war ich sicher noch sechs Jahre in der Abteilung. Wir waren immer zu dritt, das war richtig cool. In der ganzen Firma ist das nicht nur regional, sondern auch international sehr gut angenommen worden. Wir haben Verpackungen kreiert und designed. Irgendwann habe ich mich dann umgeschaut, was man noch so machen könnte in der Richtung. Während meiner Zeit bei Greiner habe ich dann auch noch den viersemestrigen Lehrgang an der Prager Fotoschule gemacht.”
Christoph bewarb sich an der FH Salzburg für den Studiengang MultimediaArt und wurde beim ersten Versuch aufgenommen. Nach einer für alle Fachrichtungen einheitlichen Studieneingangsphase wählte er die Spezialisierung Film. Im Rahmen des Studiums absolvierte er ein Praktikum bei der in Salzburg ansässigen, international tätigen Agentur LOOP – ein Job, der ihn nachhaltig beeindruckte und seine Berufswahl beeinflusste.
Christoph: “Das war im fünften Semester. Es hat mir einfach richtig gut gefallen. Voll coole Leute, cooles Office. 2021 habe ich den Bachelor fertig gemacht, und 2022 bin ich dann in die Selbstständigkeit gestartet. Jetzt bin ich quasi am Anfang vom dritten Jahr.”
Wieso hast du dich dann für Fotografie entschieden?
Christoph: “Fotografie war immer dieser Bestandteil, der sich durchgezogen hat. Ein roter Faden. Das, was mir am meisten gefallen hat. Mein Chef bei Greiner war mein Lehrer und Mentor. Die Zeit dort war wirklich wunderschön.”
Fotografie war immer dieser Bestandteil, der sich durchgezogen hat. Ein roter Faden.
Wer sind deine Kund*innen und was ist der Hauptfokus deiner Arbeit?
Christoph: “Am Ende der Zeit bei Greiner habe ich meine ersten Aufträge fotografiert. Was sich seit Anfang an durchzieht ist Architektur. Einige Freunde von mir sind im Einrichtungsbereich tätig, die haben mir damals schon erste kleinere Aufträge gegeben. Sie sind nach wie vor meine Kund*innen, was auch sehr schön ist. Die anderen Sachen sind die, auf die ich selber extrem Bock habe, wo ich schaue, dass ich mein Portfolio in die Richtung erweitere. Da bin ich einerseits letztes Jahr sehr stark in die Fashion-Richtung reingerutscht. Das war ein schöner Zufall. Worauf ich mich auf der anderen Seite noch mehr fokussieren möchte, ist der Sport- und Outdoor-Bereich.
Kannst du uns etwas zur Kampagne bzw. deiner Zusammenarbeit mit Dantendorfer erzählen?
Christoph: “Die Zusammenarbeit mit Dantendorfer hat sich auf einem eher ungewöhnlichen Weg ergeben. Ich schaue hin und wieder, alle zwei, drei Monate vielleicht, auf Karriere.at, ob es Fotograf*innenjobs gibt. Und meistens ist tatsächlich nichts brauchbares dabei. Aber Anfang letzten Jahres war dann ein Fotograf*innenjob für Dantendorfer ausgeschrieben. Ich hab’ mein Portfolio hingeschickt und so hat sich dann letztes Jahr im März das erste Projekt ergeben. Im Laufe des Jahres haben wir dann sicher neun Projekte fotografiert.”
Wie hat sich der Ansatz mit der analogen Fotografie ergeben?
Christoph: “Sie sind auf mich zugekommen, ob wir vielleicht mal ein paar Kollektionen extra hervorheben können durch andere, kreativere Möglichkeiten. Und nachdem ich Analogfotografie schon sehr, sehr liebe, aber auch gleichzeitig noch gar nicht so viel damit gemacht habe, habe ich mir gedacht: Lass uns das dann einfach ausprobieren. Zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade einen Super8-Workshop gemacht, war voll gehyped und hab allen davon erzählt: *lacht*
Dantendorfer ist ein Familienunternehmen, das extrem gewillt und motiviert ist, neue Dinge auszuprobieren. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar. Ich habe bei LOOP schon sehr viele Dinge gelernt und habe mich natürlich auch persönlich immer weitergebildet, aber vor allem diese Fashion-Kampagnen waren für mich extrem wichtig. Vor allem auch die Zusammenarbeit mit den Models, das kannst du halt so einfach nicht reproduzieren.
Meine erste Berührung mit Analogfilm und Entwicklung hatte ich bei der Prager Fotoschule. Mit einem Freund(Christoph Weiermair) mache ich seitdem im Jahr ein, zwei freie Projekte, für die wir uns ein Thema aussuchen und probieren umzusetzen. Wir haben z.B. damals, als der Ukrainekrieg ausgebrochen ist, ein Charity-Projekt gemacht, wo wir Leuten angeboten haben, Portraits von ihnen machen zu lassen gegen eine freiwillige Spende. So hat sich das ergeben, dass wir dann immer wieder zusammenarbeiten. Letztes Jahr haben wir probiert, mehr in die Fashion-Richtung zu arbeiten. Das war dann auch eine coole Vorbereitung auf die ganze Dantendorfer-Zeit. Er hatte sich da gerade eine Mittelformat-Kamera gekauft, die ich mir ausborgen durfte.”
Was waren die Vorgaben von Dantendorfer? Inwieweit hast du bei der Kampagne deine eigene Kreativität einfließen lassen können?
Christoph: “Die Analogserie war tatsächlich sehr frei. Die anderen Kampagnen und unser übliches Konzept waren eher klassisch, diese ist schon eher künstlerisch.”
Gab es im Projekt auch Herausforderungen?
Christoph: “Bei der Analogfotografie weißt du nie, was am Ende dabei genau rauskommt. Das ist sicher immer ein kleiner Nervenkitzel. Was zu Beginn herausfordernd war für mich war das Zusammenspiel mit dem Model. Die Models für die Dantendorfer-Kampagnen sind von überall her: Paris, Barcelona, Köln. Diese Erfahrung war für mich echt unbezahlbar.
Bei der Analogfotografie weißt du nie, was am Ende dabei genau rauskommt. Das ist sicher immer ein kleiner Nervenkitzel.
Was hat dir am meisten Spaß gemacht am Projekt?
Christoph: “Mir taugt es immer extrem, wenn ich was Neues machen und lernen kann, das war bei der Kampagne für Dantendorfer der Fall. Die Zusammenarbeit am Set war immer sehr gut. Wir waren ein ganz kleines Team: Ein Model, eine Person für Hair & Makeup und meist 3-4 Damen der Familie Dantendorfer. Am stolzesten bin ich tatsächlich auf die Analog-Serien. Ich finde es immer schön, etwas in der Hand halten zu können – das ist im Digitalbereich nicht mehr oft der Fall.
Hast du einen bestimmten kreativen Prozess, irgendwas, das du immer tust, wenn du an ein neues Projekt herangehst?
Christoph: “Das ist eigentlich immer unterschiedlich. Es läuft darauf raus, Inspiration auf verschiedenste Art und Weise zu suchen und zu sammeln. Und bei einem neuen Projekt diese Dinge dann wieder aufzurufen – Dinge, die man im Kopf hat, die man in einem Museum etc. gesehen hat – und sie wieder miteinander zu verbinden.
Hast du noch einen Tipp für andere Young Creatives, die gerade überlegen, sich selbstständig zu machen oder die erst kurz selbständig sind?
Christoph: “Ich glaube, man sollte einfach schauen, dass man seiner Idee treu bleibt, dass man dahinter bleibt. Was ich anderen sonst noch mitgeben kann: Eine Gruppe zu bilden, wo man sehr ähnliche Interessen und Visionen hat, innerhalb derer man sich Austausch und Input geben kann. Das ist leichter, als immer alles allein zu machen und mit sich selbst auszumachen. Ich war immer im Verein, im Mannschaftssport. Ich glaube, das hat mich auch geprägt.”
Du hast von einer Idee gesprochen, der man treu bleiben soll. Was ist denn deine?
Christoph: “Was mich immer wieder fasziniert, ist, Winkel und Perspektiven zu finden – meine eigene Art der Fotografie. Und ich glaube, das motiviert mich immer wieder aufs Neue – zu wissen ‘Okay, wenn ich jetzt das hier fotografieren darf, dann mache ich es auf meine Art’. Und am Ende des Tages ist es dann hoffentlich so, wie ich es im Kopf habe, bzw. wie ich es mir vorgestellt habe. Es ist dann auch gar nicht so wesentlich für mich, *was* ich fotografiere. Man kann aus sehr vielen Sachen etwas Cooles machen.
Danke an Christoph Platzer für das spannende Interview!
Spot On stellt herausragende Projekte der oberösterreichischen Werbe- und Kommunikationsbranche ins Rampenlicht – in vormaligen Leerstands-Schaufenstern in der Linzer Innenstadt. Auf spot-on-spot.at könnt ihr alle Informationen zum Projekt und den Gewinner*innenkampagnen ansehen.