Teil des Projektes News
Markus Schmeiduch arbeitet seit 2015 als Senior Interaction Designer bei Google in München. Vor Google war Markus selbständig, hat 2 Startups mitgegründet und war u.a. im Rahmen des CreativeRegion InResidence Programmes in Berlin und Amsterdam um an seinem Projekt BlindMaps.org zu arbeiten.
Im Zuge des diesjährigen FORUM Creative Industries rund um Google & Innovation, haben wir ein kleines Interview mit dem Googler geführt:
CREATIVE REGION: Du bist von Linz über Wien nach Berlin, Kopenhagen und wieder zurück gekommen und jetzt bei Google in München gelandet. – Was macht deiner Meinung nach Google so innovativ/kreativ bzw. wie heben sie sich von anderen Firmen ab?
MARKUS SCHMEIDUCH: Google denkt von vornherein in globalen Dimensionen, wir nennen das “10X–Thinking”, und ist extrem schnell was Produktentwicklung betrifft. Diese Schnelligkeit kannte ich vorher nur von Startups. Zudem hat Google die Ressourcen um auch die großen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen.
Google hat es geschafft den Innovationsdrang des Silicon Valleys auch auf seine weltweiten Niederlassungen zu übertragen. Man ist laufend auf der Suche nach Herausforderungen, die es wert sind, gelöst zu werden.
Der Creative Skills for Innovation Workshop ist hierzu ein Beispiel für die internen Trainings, die bei Google angeboten werden.
CREATIVE REGION: Google gilt als einer der Top-Arbeitgeber und lockt mit Benefits & Co. In wiefern lebt Google diese offene Unternehmenskultur wirklich und wie unterscheidet sich diese von anderen klassischen österreichischen Unternehmen?
MARKUS SCHMEIDUCH: Google ist intern sehr offen und Kommunikation spielt eine wichtige Rolle. Wir haben jede Woche ein Videokonferenz-Meeting mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit, dass immer noch von den beiden Gründern Larry Page und Sergey Brin moderiert wird. Bei Google herrscht eine starke Mitsprache-Kultur und die Hierarchien sind sehr flach. Meetings mit einem Vice President sind da nichts Außergewöhnliches.
Abgesehen von den Benefits, ist das Besondere bei Google das Teamwork mit den Kolleginnen und Kollegen. Man ist umgeben von so vielen klugen Köpfen. Man definiert gemeinsam Team-Ziele und persönliche Ziele und nimmt teil an einer Vielzahl von laufenden Projekten. Man wird laufend motiviert aktiv mitzugestalten.
Ich sehe den größten Unterschied darin, dass in Österreich vielen Mitarbeitern durch zu starre Strukturen gar nicht erst die Möglichkeit geboten wird aktiv mitzugestalten. Dadurch bleibt viel kreatives und positives Potenzial ungenutzt.
CREATIVE REGION: Gibt es noch die berühmte 80/20 Regeln – wenn ja, wie gestalten sich die 20% im Alltag wirklich und was für ein Projekt hast Du schon eingebracht?
MARKUS SCHMEIDUCH: Ja, diese gibt es und ist ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Innovations-Kultur. Es gibt verschiedene Modelle. Im Endeffekt ist das sehr individuell. Ich z.B. investiere viel in das Thema “Barrierefreiheit” bei Google Diensten.
Nachdem ich dabei recht rasch zeigen konnte, dass ich mit dem Thema einen positiven Beitrag leisten kann, habe ich mehr Zeit zur Verfügung gestellt bekommen hier Dinge voran zu treiben.
CREATIVE REGION: Du tobst dich jetzt seit fast 2 Jahren im Google Team aus. Der Mythos eines aufwendigen Aufnahmeprozesses bei Google hält sich aber schon eine Spur länger. Machen wir doch mal einen Schritt zurück: Wie bist Du zu Google gekommen und wie war Dein „Aufnahmeverfahren“?
MARKUS SCHMEIDUCH: Ich hatte mich 2010 schon Mal beworben. Damals hatte es nicht geklappt. Ein Google Recruiter hat mich dann 2014 nochmal angeschrieben und meinte, dass mein Master Studium in Kopenhagen und meine neuen Projekte wie BlindMaps sehr interessant für Google seien, und ob ich noch Interesse hätte den Bewerbungsprozess wieder auf zu nehmen. Damals war ich sogar so im Stress mit Projekten, dass ich Google erst mal bitten musste, sich in 6 Monaten nochmal zu melden. Was Google dann zum Glück tatsächlich tat und dann ging es los mit Portfolio auffrischen und übermitteln, gefolgt von einem 1-stündigen Telefon-Interview, danach von einer Design-Aufgabe, die innerhalb von 4 Tagen abzuliefern war und diversen Einzel-Interviews.
Das ganze Bewerbungs-Programm hat insgesamt 4 Monate gedauert, bevor ich dann den erlösenden Telefonanruf aus London bekam mit der Info, dass ich es geschafft habe und bei Google in München anfangen kann.
CREATIVE REGION: Wenn du an dich und deine Kollegen denkst, was für Stärken & Kenntnisse braucht einE echtE GooglerIn um als MitarbeiterIn in Frage zu kommen und wie & wo kannst Du Dir diese in AUT, als ÖsterreicherIn aufbauen/erwerben?
MARKUS SCHMEIDUCH: Allrounder & Teamplayer sind gesucht. Und man muss schon Erfolge in seinem Bereich (ob Design, Engineering, Produktmanagement, …) vorweisen können. Eigeninitiative, Offenheit und Willen dazu zu lernen sind gefragt. Das alles heißt aber nicht, dass man erst jahrelang Berufserfahrung sammeln muss.
Speziell für den Bereich Design:
Gute Studienprojekte im Portfolio sind genauso relevant. Wir haben z.B. aktuell einen Praktikanten, kommend vom Interface Design Zweig der FH Potsdam.
Wir haben in Österrreich ausgezeichnete Studienmöglichkeiten im Design Bereich, da muss man nicht von vornherein ins Ausland gehen. Auslandserfahrung hilft aber immer um den eigenen und beruflichen Horizont zu erweitern.
Und man sollte auch nicht immer von den USA träumen. Mit den großen Google Offices in Zürich und München, liegen die Chancen quasi vor der Haustüre.
Mehr Infos über die Design Rollen bei Google: https://design.google.com/jobs/
Aktuelle Job-Angebote: https://www.google.com/about/careers/jobs
CREATIVE REGION: Wie handhabt ihr den Hype rund um das Thema „Smart Working“?
MARKUS SCHMEIDUCH: Ich hab fast täglich Video-Konferenzen mit Kollegen in MountainView, New York oder Tel Aviv. Unsere Video-Konferenz-Systeme sind ausgezeichnet, aber Google gibt uns auch die Möglichkeit die Teams regelmäßig außerhalb des Bildschirms zu sehen. Ich bin daher jedes Quartal für 2-3 Wochen in Mountain View. Ich arbeite auch des öfteren im Berliner oder Wiener Office bzw. im Home Office. Die tägliche Zeiteinteilung ist mir überlassen und ich bin eigenverantworlich für meine Arbeit.
Also zusammengefasst: Bei Google ist all dies kein Hype, sondern die normale Realität.
CREATIVE REGION: Poste ein Foto von deinem offiziellen Arbeitsplatz (wenn es denn so etwas gibt) und deinem Lieblingsarbeitsplatz bei Google.
MARKUS SCHMEIDUCH: Mein Arbeitsplatz in München fühlt sich an wie die Kontrollstation einer Modelleisenbahn, da direkt neben den Gleisen, nähe Hauptbahnhof.
Einen konkreten Lieblingsarbeitsplatz habe ich nicht, aber die Möglichkeit regelmäßig in Mountain View unter der Sonne Kaliforniens zu arbeiten ist schon sehr lässig und es gibt auch reichlich kreative Arbeitsplätze bei Google.
CREATIVE REGION: Google-MitarbeiterInnen sind am Arbeitsmarkt sicher sehr gefragt. Wie schafft es Google Dich und deine Kollegen – ganz nach dem Motto „einmal Googler, immer Googler“ – zu halten?
MARKUS SCHMEIDUCH: Das gute Essen ist schon sehr überzeugend!
Aber ganz im Ernst, Google bietet seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unglaublich viele Möglichkeiten. Man kann relativ einfach das Team & Office wechseln und damit mal schnell zB. von Zürich nach New York oder Sydney ziehen. Google bietet viele interne Programme um fachlich und persönlich zu wachsen. Und das ganze ist verbunden mit spannenden Arbeitsthemen. Google hat das Internet maßgeblich mit gestaltet, ist führend bei der mobilen Revolution und ist mit neuen Themen wie selbstfahrende Autos und Machine Learning ganz vorn dabei. Bei Google hat man die Chance aktiv an der Zukunft mitzuarbeiten, das ist schon sehr spannend!
CREATIVE REGION: Was für Innovationen & Co kann man sich von Google/Alphabet unter anderem in den nächste Jahren erwarten?
MARKUS SCHMEIDUCH: Um es mit einem schönen englischen Satz zu sagen: “Lean back, watch out and and see!” Wir vermeiden Ankündigungspolitik und erfreuen unsere User lieber mit konkreten Dingen wenn es so weit ist.
Danke Markus für die spannenden insights in die Google-Welt!