Teil der Projekte For Your Business Growth , InduCCI
„Wenn die Arbeitswelt passt, geht es den Menschen besser“
Junge Kreative: Architektin Romina Hafner
Reini Gruber von den Oberösterreichischen Nachrichten hat Romina Hafner, Architektin und Teilnehmerin unseres Creative Business Lehrgangs FOR YOUR INSPIRATION, zum Gespräch getroffen.
Viel Zeit verbringt der Mensch in der Arbeit und damit sehr oft auch im Büro. Das weiß die in Linz lebende Romina Hafner, die Büros gestaltet.
Manchmal fügt sich das Schicksal, bringt das eine zum anderen. So hat es Romina Hafner von Wolfsberg in Kärnten über Wien an das Ufer der Donau nach Linz verschlagen. Dort lebt die ausgebildete Architektin mit ihrem Freund – und hat eine Vision: Nämlich die Arbeitswelt für Menschen so zu gestalten, dass sie gerne ins Büro gehen. Dafür hat sie heuer ihr Unternehmen „Rohkonzept“ gegründet.
„Ich hätte schon gerne auch tolle Häuser gebaut“, sagt die 30-Jährige. Aber man baue Gebäude nicht für sich selbst, sondern für andere Menschen. „Mit den Leuten zu arbeiten, das taugt mir.“
Der Prozess der Beteiligung ist es, der Hafner in ihrem selbständigen Tun antreibt. „Wenn Mitarbeiter mitbestimmen dürfen, wie ihr Büro aussehen soll, dann kommt ein besseres Resultat heraus und sie freuen sich auf das, was sie bekommen“, ist die Wahl-Linzerin im OÖN-Gespräch überzeugt. Sie richte auch nichts mehr ein, ohne dass sie sich nicht zumindest einmal mit den Menschen getroffen hat, die dort arbeiten werden. „Wir verbringen einen Großteil des Lebens in der Arbeit und mit den Kollegen. Deshalb ist es wichtig, dass die Arbeitswelt passt, denn sie macht etwas mit den Mitarbeitern und wirkt sich im besten Fall auch förderlich auf die Arbeitsleistung aus“, so Hafner, für die eine „schöne Einrichtung“ alleine zu wenig ist. Es gehe um viel mehr.
„Unsicherheiten beseitigen“
Dabei war sie am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn unglücklich damit, „dass ich die Büros machen musste“. Das lag daran, dass im Wiener Architektur- und Designbüro Wideshot viele Filmszenarien für Hollywood-Produktionen erschaffen wurden. Doch schnell merkte sie, dass sich zwar die Gestaltung eines Raumschiffes für den Film cool anhört, doch etwas mit Menschen zu entwickeln, viel mehr ihrem Wesen entspricht.
Dabei spricht Hafner aus Erfahrung. „Mir ist es bei einem Büroumzug auch so gegangen, dass ich gar keine so große Freude auf das Neue hatte, weil ich das Alte gewohnt war. In Wahrheit lag meine Unsicherheit darin begründet, dass wir von einem Gruppenbüro in kleinere Büros aufgeteilt wurde – und diese Aufteilung hat mir Kopfzerbrechen bereitet.“ Ihr Resümee: In dem man zu Mitarbeitern geht und mit ihnen das Büroumfeld entwickelt, gibt man ihnen die Sicherheit, dass ihre Bedürfnisse wahrgenommen werden. „Sie werden darauf vorbereitet, was sie bekommen.“
„Es geht um Individualität“
Können Funktionalität und Ästhetik eine Partnerschaft eingehen? Hafner antwortet nicht mit Ja oder Nein. Denn man müsse unterscheiden, um welche Aktivitäten es in einem Büro gehe. Der Arbeitsplatz, als den man in den meisten Fällen den Schreibtisch ausmachen wird, habe sich über all die Jahre und Jahrzehnte nicht groß verändert, weil er ergonomisch und praktisch abgestimmt auf alle Arbeitsfunktionen sei. „Aber alles, was außerhalb des Schreibtisches ist, ist offen“, sagt Hafner. Viel gehe es da um Individualität, also um die Frage, was etwa zum Unternehmen und zur Einstellung der Mitarbeiter passt. Was sie damit meint, erklärt sie an einer Hängematte. „Vielen Mitarbeitern von großen Betrieben wäre es total unangenehmen, wenn sie sich irgendwie für andere sichtbar hinlegen würden. Bei jungen Unternehmen ist das hingegen überhaupt kein Thema.“ Da würden ganz bewusst regelrechte Entertainment-Welten in die Arbeitswelt integriert.
Wie schaut dann ihr ideales Büroumfeld aus? „Abwechslungsreich“, lautet die schnelle Antwort. Da sie nicht zuletzt auch durch Corone hauptsächlich von daheim aus arbeite, heißt das, dass sie einmal auf der Couch, dann wieder am Küchentisch oder auf der Terrasse arbeitet. „Vor allem für kreative Arbeit ist es wichtig, dass man sein Umfeld sehr oft ändert.“ Nachdem sie die besten Ideen nicht am Schreibtisch habe, stehe sie viel auf und gehe.
„Büro vertieft Identifikation“
Dass die Gründung ihres eigenen Unternehmens ausgerechnet in die Corona-Zeit fiel, hatte kurzzeitig schon auch zu Zweifel geführt. „Ich habe mir gedacht, wenn Corona zum Ende der Büros führt, dann habe ich mich jetzt darauf konzentriert, tolle Arbeitswelten zu machen, die vielleicht nicht mehr gebraucht werden“, schildert Hafner ihre Gefühle. Doch der Zweifel nahm nur einen relativ kurzen Moment in ihren Gedanken ein. Denn die meisten Unternehmen würden ihre Büroflächen nicht aufgeben wollen, weil die Menschen eine Identifikation mit der Firma brauchen – und diese Identifikation habe viel mit dem Büro zu tun.
Von einem ist sie überzeugt: „Wenn wir unsere Arbeitsweisen verändern, dann müssen wir auch unsere Arbeitsräume verändern. So gesehen müssen wir die Menschen mitnehmen zu den Methoden neuen Arbeitens.“ Dieses neue Arbeiten habe viel mit Flexibilität und mit kleineren, selbst organisierten Teams zu tun.
So gesehen hat sie ihren Schritt nicht bereut. Eine Herzensentscheidung nennt sie ihre Berufswahl. Sie, die als Kind Reitlehrerin oder Reitstallbesitzerin werden wollte, kurz vor der Uni zwischen Architektur und Medizin schwankte und froh ist, ersteres gewählt zu haben. Denn Zuhören nennt sie ihre Stärke, die Kunst, die Übersetzerin jener Idee zu sein, die die Menschen im Kopf, wenn sie zu ihr kommen.
„Das funktioniert schon ganz gut“, sagt sie und nennt als Beispiel das Projekt eines Co-Working-Space für junge Eltern in Köln (siehe Bild), die mit den Kindern im gleichen Raum arbeiten müssen. „Das war ein lustiges Projekt, weil Kinder nicht mein Thema sind, aber es ist mir gelungen, das Bild, das sie im Kopf hatte, in dem Entwurf umzusetzen. „Ich habe das getroffen, was sie von mir wollte. Das war eine Bestätigung für mich.“
Austausch in der Creative Region
Als Teil des Lehrgangs „For Your Inspiration“ der Creative Region, an dem sie im heurigen Jahr teilnahm, war Hafner zuerst von der Tabakfabrik als Ort des Geschehens und dann sehr schnell von der Gruppendynamik mit den elf anderen kreativen Unternehmern angetan. „Was mir extrem aufgefallen ist, wie hier die Menschen aufeinander zugehen. In Wien wäre niemand nach dem Workshop länger zusammengesessen“, sagt Hafner.
Durch den Workshop habe sie an Selbstsicherheit gewonnen, wenn es um das Vortragen vor Menschen geht. Und sie fand die Gespräche auf Augenhöhe extrem lässig, wie sie sagt. „Man hat einmal im Leben die Chance, so etwas machen können.“ Der Creative Region folgte sie schon länger auf Instagram, weil eine Freundin von ihr dort gearbeitet hat. „Mich hat immer interessiert, was sie machen.“ Das hat sich jetzt noch mit der eigenen Erfahrung verstärkt.
Text: Reinhold Gruber
Hier geht’s zu Rominas Website: rohkonzept.at
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