Maria Felhofer ist im Bereich Marketing und Grafik bei Marketingfuchs tätig und hat zusätzlich den Lead über die Lehrlingsausbildung. Seit 2019 gibt es die Mühlviertler Agentur in St. Veit im Mühlkreis, die ihre Services vor allem rund um den Bereich Online Marketing / digitales Marketing aufbaut. Im Herbst 2023 nahm Maria an unserem Lehrgang „Leadership for Creatives“ teil und erzählt heute, was sich seither getan hat.
Maria, warum hast du dich dafür entschieden, dich im Leadership-Bereich weiterzubilden?
Ich wollte einfach die Basiswerkzeuge und ein wenig Orientierung für gewisse Lead-Situationen haben. Alles, was den Bereich Kommunikation betrifft, war für mich ganz wichtig. Was mache ich denn, wenn ich in ein Konfliktgespräch komme? Mit Kommunikation kann man so viel im Team zerstören. Wenn man Kommunikation beherrscht, und ich glaube das beherrscht man aber eh nie wirklich ganz richtig, aber wenn man sich Gedanken dazu macht, dann kann man mit gewissen Situationen besser umgehen. Oder auch, dass man seine Emotionen im Konflikt im Griff hat. Ich wollte einfache Richtlinien, die mir im Falle der Fälle helfen, gut zu reagieren und gut zu kommunizieren.
Generell war ich am Anfang etwas kritisch, was Lehrgänge im Allgemeinen betrifft. Ganz oft sitzt man ja in einer Weiterbildung und denkt sich: Was für eine Zeitverschwendung. Das kennt wohl jeder von uns als eigene Erfahrung. Wir waren aber schon bei einigen Veranstaltungen der Creative Region und da wissen wir bereits aus Erfahrung, wir sind hier auf der sicheren Seite, weil da wird wirklich immer etwas geliefert, wo man sich tatsächlich inhaltlich etwas mitnehmen kann. Und dann habe ich gesehen, dass es von euch einen Leadership-Lehrgang gibt und habe dann auch gar nicht mehr weiter geschaut, was sonst so am Markt war.
Wie unterscheiden sich deine Aufgaben als Lead der Lehrlingsausbildung von den Leadership-Tasks der anderen Teilnehmer*innen, die als Teamlead, Projektlead oder CEO-Rollen im Lehrgang waren?
Der Hauptunterschied, den ich gleich bei dem ersten Modul bemerkt habe, war, dass es bei mir, zusätzlich zu den Führungs-Tasks, dennoch sehr viel um das Vermitteln von Fachwissen geht. Das war bei den anderen Führungskräften eigentlich nicht so das Thema.
Als Lehrlingsausbildnerin muss ich aber ganz klar auch inhaltliches Fachwissen abliefern: Es gibt ein Bundesblatt, das die fachlichen Kompetenzen eines Lehrlings regelt. Da schaut man einmal im Jahr darauf, ob man eh auf der richtigen Schiene ist. Das sind teilweise total simple Sachen wie z.B: kann der Lehrling telefonieren, aber auch fachliche Sachen. Wir schauen immer, dass unsere Lehrlinge neben den vorgegebenen Sachen auch etwas machen können, das ihr persönliches Interesse trifft und schauen, wie wir zusätzliche Kurse etc. ermöglichen. Uns ist wichtig, dass neben all den Themen auch etwas Zeit für die Lieblingsbereiche bleibt, damit nicht die Lust am Lernen vergeht.
Auch beim Thema Führung an sich hab ich einen Unterschied bemerkt: Man muss sich mal vorstellen, wie alt ein Lehrling ist… wenn der noch recht jung ist, dann muss ich schon mehr Struktur vorgeben und kann nicht sagen: “Mach’ es so, wie du denkst”. Ich glaube schon, dass du damit schnell jemanden überforderst. Also den Servant Leader Ansatz, den wir im Lehrgang diskutiert haben, der würde in dieser Situation noch nicht funktionieren. Ich muss zuerst mal eine Richtlinie geben, damit der Lehrling sich einordnen kann. Aber ich lasse ihm immer den Freiraum, wenn er meint, auf eine andere Art und Weise besser oder schneller zu sein, sich hier auszuprobieren. Auch betreffend der Aufgabenverteilung gibt es Unterschiede: man muss schauen, dass genug angemessene Arbeit für den Lehrling da ist, und dass die Aufgaben in einem angemessenen Zeitrahmen erledigt werden können. Gegebenenfalls muss man schauen, warum der Zeitrahmen überschritten wurde, hätte er etwas gebraucht, damit er das schneller erledigen kann etc. Freigaben gehören da natürlich auch dazu. Wir können ihm nicht die komplette Verantwortung geben. Wenn etwas falsch läuft, will ich ja nicht sagen: Der Lehrling ist schuld, nur weil niemand drübergeschaut hat. Das will ich nicht machen, da haben sie natürlich auch ein bisschen “Welpenschutz”.
Hast du auch Gemeinsamkeiten gefunden?
Alles was Kommunikation betrifft, oder die Haltung, wie man mit Mitarbeiter*innen umgeht, da gab es genau die gleichen Themen. Das würde ich eigentlich fast nicht nur Führungskräften empfehlen, sondern jedem, als Persönlichkeitsentwicklung. Das passt auch für die Kundenebene – da ist es ja fast dasselbe Thema: Du musst etwas ausverhandeln und hast oft genau so sensible Gesprächssituationen wie wenn du mit einem/einer Mitarbeiter*in etwas ausverhandelst. Das wurde auch in unserer Gruppe an Teilnehmer*innen so super sichtbar: da waren Führungskräfte mit einigen Personen unter ihnen, aber auch die selbstständigen “Einzelkämpfer” im Projektlead, die diese Themen genauso auf ihre Kundenbeziehungen umsetzen konnten. Das war wirklich sehr interessant, weil es, finde ich, so eine Mischung unter den Teilnehmer*innen war, die diese Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchteten.
Welche Learnings oder Highlights gab es sonst für dich im Lehrgang? Gibt es etwas, das du gleich direkt in deine Praxis umsetzen konntest?
Ja, da gab es schon einige. Also natürlich, die Führungsstile und diese Basics, das hat man alles schon einmal gehört. Das war aber nach wie vor trotzdem super, dass man es wieder einmal gehört hat und vor allem reflektieren kann, wo man sich selbst einordnet. Also wo ist die Geschichte für einen selbst eigentlich hingegangen? Was ich auch extrem super gefunden habe, waren die systematischen Fragen. Die haben für mich insofern eine Bedeutung, weil es dabei nicht nur darum geht, genau zuzuhören, sondern sie sind für mich auch ein Tool, genau das zu erfragen, was ich erfragen möchte. Ich brauche damit zwar noch ein bisschen Übung, aber das finde ich super spannend. Ich setze sie auch gerne privat ein. Sonst ist noch das Thema der psychologischen Sicherheit stark hängengeblieben. Wir haben jeden Montag unser Teammeeting und da haben wir jetzt z.B. den emotionalen Check-In eingeführt. Das funktioniert schon mal ganz gut und es wird auch gut angenommen. Es gab schon Kolleg*innen, die haben mich anfangs etwas schräg angeschaut, so quasi… ohje, emotionaler Check-In – was wird das jetzt? Aber das hat sich sehr gut entwickelt, das hat man auch erst so richtig gesehen, als es einen kleineren Konflikt gab, sage ich jetzt einmal. Da konnten wir diesmal schon so viel offener und ehrlicher aussprechen in der Runde und irgendwie hat sich da ein Knopf gelöst, die Menschen konnten sich gut öffnen und die Sache direkt klären, sodass nun alles wieder passt. Da habe ich bei uns ein richtiges Learning gemerkt. Auch das integrale Kompetenzmodell fand ich spannend, das möchte ich eventuell als Team-Building ausprobieren.
Also es war sehr vieles dabei, ich hab mir aus jedem der 4 Module extrem viel mitnehmen können.
Was war sonst noch ein Mehrwert für dich?
Es war spannend, dass jeder in der Gruppe so offen geredet hat und auch ich hatte das Gefühl, ich kann ganz offen sprechen. Dabei waren vor allem die Praxisübungen unglaublich wertvoll – weil, wer sitzt sich denn schon mal zusammen und übt eine Konfliktsituation? Das war ganz ganz wichtig, dass man das vor Ort einfach mal üben konnte und danach auch in der Gruppe reflektieren kann, wie man reagiert hat bzw. wie man besser reagieren hätte können. Auch zu wissen, dass es nicht DIE Art zu Führen gibt, sondern, dass man hier flexibel sein kann, je nach Situationen und, dass das Wichtigste ist, sich selbst treu zu bleiben und jetzt nicht einfach Führung nach Schema X zu fahren, nur weil das irgendwer mal gesagt hat. Hier habe ich einfach Selbstbewusstsein bekommen in dem, was ich tue.
Wen würdest du dem Lehrgang empfehlen? In welcher Situation ist es hilfreich, einen Lehrgang zu macchen?
Das ist gar nicht so leicht, weil die Themen Kommunikation und emotionale Intelligenz natürlich jeder mal gehört haben sollte. Jedenfalls aber alle in einer Führungsrolle in irgendeiner Art und Weise – Geschäftsführer, Ausbildner, Teamlead oder einfach Kundenlead – das trifft also auch jeden Projektmanager oder Account Manager eigentlich, denn in den Modulen sind so viele Themen drinnen, die für viele Bereiche ganz relevant sind.
Danke für das Interview!
Die nächste Runde des Lehrgangs „Leadership for Creatives“ startet am 26. Juni 2024. Hier findest du alle genauen Infos, Preise und Anmeldung!