Im Rahmen des Crossing Europe Filmfestivals in Linz haben wir mit den Filmschaffenden Claudia Wohlgenannt und Markus Bauer über Vereinbarkeit und Work-Life-Balance gesprochen.
Bühne und Sichtbarkeit, Weiterbildung und Wissenstransfer
Im Rahmen des CROSSING EUROPE Filmfestival Linz haben wir mit der Filmemacherin Lena Weiss und dem Videoproduzenten Manuel Bauer über Nachhaltigkeit und Fairness im Filmbusiness gesprochen.
Leistungsdruck, Stress und prekäre Arbeitsverhältnisse sind in der Film- und Kreativwirtschaft leider zu oft die Regel. Während viele Vertreter*innen der „Work Hard, Play Hard-Generation“ vor oder bereits mitten im Burn-out stehen, scheuen junge Kreative zunehmend den Einstieg in die Branche, da sie nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance streben.
Wie können diese Herausforderungen angegangen werden, um eine zukunftsfähige Branche zu fördern? Welche neuen Ansätze und Arbeitsmodelle gibt es hier und wie schafft man künftig eine bessere Vereinbarkeit zwischen Privat- und Berufsleben?
Darüber haben wir im Rahmen des Crossing Europe Filmfestivals in Linz gesprochen. Die Filmschaffenden Claudia Wohlgenannt von Plan C Film Produktion und Markus Bauer von LM.Media GmbH diskutierten mit Wolfgang Gumpelmaier-Mach über ihre Erfahrungen und Herausforderungen. Sie beleuchteten nicht nur die Schwierigkeiten in der Branche, sondern präsentierten auch konkrete Lösungsvorschläge, die zur Verbesserung der Work-Life-Balance und Arbeitsbedingungen beitragen können.
Ziel der jährlich stattfindenden Reihe ist es, praxisnahe Einblicke in filmrelevante Themen zu bieten und zu diskutieren, was in der Branche funktioniert und was nicht. Nach dem letztjährigen Fokus auf Ressourcen und Nachhaltigkeit lag der Schwerpunkt in diesem Jahr auf der „Ressource Mensch“, die im Filmbereich stark gefordert wird und oft an die Grenzen gehen muss. Work-Life-Balance und Resilienz sind daher zentrale Elemente für die Zukunft der Filmbranche.
Persönliche Erfahrungen und Herausforderungen
Claudia Wohlgenannt ist seit 1997 in der Filmbranche tätig und leitet seit 2012 ihre eigene Produktionsfirma, Plan C Film. Am Beginn ihrer Karriere arbeitete sie am Filmset, wo sie die harte Realität der Branche mit langen Arbeitszeiten und hohem Druck erlebte. Diese intensiven Arbeitsbedingungen stellten sie vor große Herausforderungen, insbesondere als sie Mutter wurde.
„Ich musste feststellen, dass die Anforderungen am Set nicht mehr mit meinem Familienleben vereinbar waren.“
Claudia Wohlgenannt, Plan C
Durch Zufall kam sie zum Dokumentarfilm, der flexiblere Arbeitszeiten ermöglichte und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie bot. Claudia betont die Wichtigkeit von Work-Life-Balance und engagiert sich in branchenpolitischen Netzwerken für Geschlechtergerechtigkeit und Diversität, u.a. im Berufsgruppenausschuss für Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion.
Markus Bauer ist Gründer und Geschäftsführer des Linzer Videoproduktionsstudios LM.Media GmbH – Studio für bewegende Bilder. Seit über zehn Jahren produziert er Branded Content, Werbespots, Imagefilme und Dokumentarfilme. Am Beginn seiner Karriere fand Markus über ein Praktikum bei Red Bull Media House den Zugang zur Filmproduktion und entschied sich bald, eine eigene Produktionsfirma zu gründen, da er sich in klassischen Anstellungsverhältnissen nicht wohlfühlte.
„Wir haben früh erkannt, wie wichtig es ist, die Work-Life-Balance zu steuern.“
Markus Bauer, LM Media
Sie hinterfragen bewusst, ob Drehs z.B. wirklich am Wochenende stattfinden müssen, und versuchen, solche Arbeitszeiten zu minimieren.
Beide Filmschaffenden betonen, dass es entscheidend ist, bewusste Entscheidungen für eine bessere Work-Life-Balance zu treffen und sich aktiv um die eigene Resilienz zu kümmern. Ihre Erfahrungen zeigen, dass trotz der Herausforderungen in der Filmbranche Wege gefunden werden können, um eine gesunde Balance zwischen Beruf und Privatleben zu erreichen.
Daraus geht hervor, dass Frauen in der Filmbranche oft vor zusätzlichen Herausforderungen stehen, insbesondere wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Viele Menschen mit Betreuungspflichten berichteten, dass sie aufgrund der intensiven Arbeitszeiten und des hohen Drucks Schwierigkeiten haben, ihre beruflichen und familiären Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen. Zudem zeigt die Studie, dass die fehlende Planbarkeit und die unregelmäßigen Arbeitszeiten oft zu einer erhöhten Belastung führen.
Ein vielversprechendes Modell, das aus dieser Studie hervorgegangen ist, ist das Jobsharing. Beim Jobsharing teilen sich zwei oder mehr Personen eine Vollzeitstelle, wodurch die Arbeitslast auf mehrere Schultern verteilt wird. Dies ermöglicht eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und reduziert den Stress, der durch lange Arbeitszeiten und hohe Arbeitsbelastung entsteht. Claudia hebt hervor, dass dieses Modell flexibel gestaltet werden kann, indem die Arbeitszeiten tageweise, halbtägig oder wochenweise aufgeteilt werden.
„Durch diese Flexibilität können sich die Beteiligten besser auf ihre privaten Verpflichtungen und Bedürfnisse einstellen.“
Claudia Wohlgenannt, Plan C
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Bereitstellung von Kinderbetreuungseinrichtungen am Set als wichtige Maßnahmen angesehen werden, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Eine Forderung hier ist die Nutzung des freiwilligen Zuschuss zur Kinderbetreuung durch Arbeitgeber*innen.
Darüber hinaus wurde hervorgehoben, dass eine größere Unterstützung und Förderung von Diversität in der Branche notwendig ist, um ein inklusiveres Arbeitsumfeld zu schaffen. Maßnahmen wie Mentoring-Programme und Netzwerke für Frauen und unterrepräsentierte Gruppen können dazu beitragen, Barrieren abzubauen und Chancengleichheit zu fördern.
Das bei LM.Media erfolgreich eingeführt Sabbatical ist ein weiteres innovatives Arbeitsmodell. Markus Bauer erklärt:
„Das Sabbatical-Modell ermöglicht es unseren Teammitgliedern, für eine bestimmte Zeit freigestellt zu werden, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken.“
Diese Auszeiten tragen nicht nur zur persönlichen Erholung bei, sondern fördern auch neue Perspektiven und kreative Ideen. Markus berichtet, dass die positiven Effekte des Sabbaticals sowohl auf individueller als auch auf Teamebene spürbar sind, da die Mitarbeiter mit frischer Motivation und Inspiration zurückkehren.
Die praktische Umsetzung dieser Modelle in der Filmproduktion kann jedoch mit Herausforderungen verbunden sein. Zum einen erfordert Jobsharing eine gute Abstimmung und Kommunikation zwischen den beteiligten Personen, um einen reibungslosen Ablauf der Arbeit sicherzustellen. Zum anderen muss das Management bereit sein, flexible Arbeitsmodelle zu unterstützen und die notwendigen organisatorischen Strukturen zu schaffen.
Für das Sabbatical-Modell ist es wichtig, dass die Arbeitslast während der Abwesenheit eines Teammitglieds gut verteilt wird und keine Engpässe entstehen. Dies kann durch eine sorgfältige Planung und frühzeitige Kommunikation erreicht werden. Es ist auch wichtig, dass die finanzielle Stabilität des Unternehmens gewährleistet bleibt, um solche Auszeiten ermöglichen zu können.
Unterstützung und Netzwerke für Filmschaffende
Ein starkes Netzwerk und gezielte Unterstützungsangebote sind essenziell für Filmschaffende, um den Herausforderungen der Branche erfolgreich zu begegnen. Initiativen wie das Schweizer Modell FOCAL bieten wertvolle Unterstützung und könnten auch in Österreich umgesetzt werden. FOCAL stellt jungen Filmschaffenden Ausbildungsplätze zur Verfügung und vermittelt sie an verschiedene Filmproduktionen, während sie bei FOCAL angestellt bleiben. Dieses Modell schafft stabile Rahmenbedingungen und ermöglicht den Nachwuchstalenten einen strukturierten Einstieg in die Branche.
Die Übertragbarkeit eines solchen Modells auf Österreich könnte einen großen Mehrwert bieten. Indem junge Kreative durch ein zentrales Institut wie FOCAL betreut und ausgebildet werden, könnte eine kontinuierliche Förderung und Begleitung sichergestellt werden. Dies würde nicht nur die Qualität der Ausbildung erhöhen, sondern auch den jungen Filmschaffenden die Möglichkeit bieten, praktische Erfahrungen zu sammeln und gleichzeitig in einem geschützten Umfeld zu arbeiten.
Zusätzlich zu solchen Initiativen sind auch regionale Netzwerke und Austauschplattformen von großer Bedeutung. Organisationen wie die Creative Region Linz and Upper Austria oder der Fachverband Film- und Musikwirtschaft der WKOÖ bieten zahlreiche Möglichkeiten für Weiterbildung, Vernetzung und Austausch. Markus Bauer betont die Wichtigkeit solcher Netzwerke aus eigener Erfahrung:
„Ein starkes Netzwerk hilft, Herausforderungen gemeinsam zu meistern und kreative Lösungen zu finden.“
Selbstausbeutung und faire Bezahlung
Ein zentrales Problem in der Film- und Kreativwirtschaft ist die Selbstausbeutung, oft verbunden mit niedrigen Honoraren, besonders im kreativen und künstlerischen Bereich. Viele Filmschaffende arbeiten aus Leidenschaft und neigen dazu, ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen, was zu Burnout und langfristiger Erschöpfung führen kann. Insbesondere junge Kreative und Frauen sind hiervon häufig betroffen.
Um dieser Problematik entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Strategien und Angebote. Claudia Wohlgenannt betont die Bedeutung von Achtsamkeit auf die eigenen Ressourcen und Energien. An der Filmakademie Wien werden beispielsweise Lehrveranstaltungen angeboten, die den Studierenden vermitteln, wie sie ihre Arbeit nachhaltig gestalten können, ohne ihre Gesundheit zu gefährden. Zudem rät Claudia, ehrlich über Herausforderungen zu sprechen und nicht nur Erfolge zu feiern.
Markus Bauer hebt hervor, wie wichtig es ist, bewusst Projekte auszuwählen und notfalls auch einmal „Nein“ zu sagen. Er berichtet, dass einer seiner wichtigsten Schritte war, ein Projekt abzulehnen, das nicht den Wert seiner Arbeit widerspiegelte. Diese Entscheidung hat ihm geholfen, seinen eigenen Wert besser zu erkennen und langfristig besser bezahlte Projekte anzunehmen.
Ein weiteres wichtiges Instrument sind Seminare und Beratungsangebote, die Filmschaffende dabei unterstützen, ihren eigenen Wert richtig einzuschätzen und faire Honorare zu verhandeln. Der Fachverband Film- und Musikwirtschaft bietet regelmäßig solche Seminare an, um Kreative zu empowern und zu verhindern, dass sie sich unter Wert verkaufen. Diese Weiterbildungen helfen, die eigenen Leistungen korrekt zu kalkulieren und die finanziellen Anforderungen des Lebens in der Kreativbranche zu meistern.
Zusätzlich zur Weiterbildung ist der Austausch in Netzwerken und Verbänden essentiell. Plattformen wie Dok.at der Verband Filmregie und der Kameraverband AAC bieten wertvolle Unterstützung und ermöglichen es, Erfahrungen und Best Practices zu teilen. Solche Netzwerke
tragen dazu bei, dass Filmschaffende sich gegenseitig stärken und gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung eintreten.
Diese Maßnahmen und Angebote sind ein wichtiger Schritt, um die Selbstausbeutung in der Film- und Kreativbranche zu verringern und langfristig faire Arbeitsbedingungen zu schaffen.
AI, Innovation und Transformation, Vernetzung und Kooperation, Weiterbildung und Wissenstransfer
Bei “AI m[eats] creativity?” diskutierten am 10. Oktober über 100 Teilnehmerinnen im Ausstellungsbereich des Ars Electronica Centers, wie Künstliche Intelligenz die Kreativwirtschaft und die moderne Arbeitswelt prägt.
Vernetzung und Kooperation, Weiterbildung und Wissenstransfer
Wir haben uns mit Expert*innen aus verschiedenen Bereichen über die wesentlichen Fragen rund um Purpose ausgetauscht und diskutiert, warum es entscheidend ist, Purpose klar zu kommunizieren.
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Wir beobachten für dich nationale und internationale Expert*innen und ihre Projekte, filtern relevante Inhalte aus der Vielzahl der täglichen Meldungen heraus und fassen dir einmal im Monat die wichtigsten Neuigkeiten im Kontext von KI und Kreativwirtschaft zusammen.
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Mittlerweile sind 120 Personen Creative Region Member und somit „part of the WE“. Mit der Membership, die es seit 2022 gibt, machen wir das seit 13 Jahren gewachsene Creative Region Netzwerk nicht nur greifbarer, sondern machen es auch Newbies einfacher, ein Teil davon zu sein. Denn ein starkes Netzwerk bringt viele Vorteile: Mit Networking Events für Member bieten wir regelmäßig eine Plattform zum Ideen austauschen, im Kontakt bleiben und neu kennenlernen und sorgen für eine offene Atmosphäre im gewohnten Creative Region Vibe. Auch dieses Mal beim not another get together ist der Name Programm – mit Networking that doesn`t suck, versprochen! Also freu dich auf Punsch, Snacks und nette Leute in der Cafeteria Frédéric. Achtung, begrenzte Ticketanzahl! Nächster Member Event: New Year`s Brunch Anfang 2024 Hard Facts Wo: Cafeteria Frédéric, Hauptplatz 6, 4020 Linz Wann: 28. November 2024, ab 17.00 Uhr Die Teilnahme ist kostenlos für Member der Creative Region, bitte melde dich via Gratis Ticket HIER an. Du bist noch kein Member? Dann schnuppere gern mal rein und melde dich bei kathrin@creativeregion.org HIER findest du alle Infos zur Membership Impressionen der Member Events 2024:
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Kreative müssen sich anpassen, um den Anforderungen der neuen AI-gestützten Arbeitswelt gerecht zu werden. Welche Fähigkeiten werden in Zukunft gefragt sein, um im kreativen Bereich erfolgreich zu bleiben? Cees Dingler, Gründer & Creative Director von Capitola Amsterdam, gab in seinem Impulstalk bei “AI m[eats] creativity?” Einblicke in die wichtigsten Kompetenzen, die zukünftig unerlässlich sein werden.
Die Künstliche Intelligenz revolutioniert die Kreativwirtschaft – und stellt Kreativagenturen vor die Frage: Wo können wir noch echten Wert schaffen? Thomas Ragger, Managing Director und CTO der Digitalagentur Wild, beleuchtete bei „AI m[eats] creativity?“ die Möglichkeiten, wie AI sinnvoll in Geschäftsmodelle integriert werden kann, ohne die Essenz menschlicher Kreativität zu verlieren. 1. Die kreative Herausforderung: AI als imitierende Kraft AI ist heute in der Lage, Bilder, Texte und sogar Musik zu generieren – doch Ragger betont, dass diese Ergebnisse immer auf bereits existierenden Daten basieren und keine originelle Kreativität darstellen. „Kreativität beginnt dort, wo AI aufhört zu imitieren – unser Wert liegt in der Schaffung authentischer Markenpersönlichkeit.“ – Thomas Ragger 2. Drei Ansätze für innovative AI-Business-Modelle Ragger präsentierte drei zentrale Ansätze, wie Unternehmen AI effektiv einsetzen können, um Kund*innenerlebnisse und Markenwerte zu stärken: 1. Markengetreue AI-Agenten entwickeln 2. Hyper-Personalisierung für individuelle Kund*innenerlebnisse 3. Skalierbare, markenkonforme AI-Tools „Markenspezifische KI-Modelle können Agenturen helfen, einzigartige Erlebnisse zu skalieren und gleichzeitig den kreativen Stil und die Markenidentität zu bewahren.“ – Thomas Ragger 3. Geschäftsmodelle: Wirtschaftlichkeit durch AI sichern Ragger sieht in AI nicht nur ein Werkzeug für Effizienz, sondern auch die Basis für zukunftsfähige Geschäftsmodelle: 4. Das menschliche Element: Unersetzlich im kreativen Prozess Ragger betont, dass die wahre Stärke von Kreativagenturen in ihrer Fähigkeit liegt, AI zu steuern und mit menschlichem Gespür zu ergänzen. „Die Zukunft der Kreativität liegt in der Kombination von menschlichem Denken und maschineller Präzision.“ – Thomas Ragger Fazit: AI als …
Die neue Serie "Member Stories" stellt Creative Region Members vor und zeigt Werdegänge und die Vielseitigkeit von Kreativarbeit. Wir beleuchten Prozesse und Projekte, die über das "Schönermachen von Dingen" weit hinaus gehen. Weil Gestaltung mehr ist als Ästhetik und Farbwahl, weil Kreative Lösungen mit Mehrwert erschaffen.