CREATIVE REGION: Was machen Barbara Ambrosz und Andras Kupfer?
Andreas Kupfer: Mein Name ist Andreas Kupfer und bin ausgebildeter Raumplaner. Ich bin in der Regionalentwicklung tätig, bei Informationsprojekten, Prozessbegleiter und in der Entwicklung von Projekten im Umfeld Ortsentwicklung und Stadtentwicklung.
Barbara Ambrosz: Mein Name ist Barbara Ambrosz. Ich bin Industriedesignerin und ein Teil des Kollektivs Lucy.D. Ich arbeite für die unterschiedlichsten Designunternehmen, bin aber auch gemeinsam mit Andi in der Stadtentwicklung tätig, kuratiere Veranstaltungen und bin auch sehr stark im Organisationswesen Richtung Design Thinking eingebunden – in verschiedenen Firmenstrukturen.
CREATIVE REGION: Was zeichnet die Kreativ- und Innovationsszene in Steyr aus?
Barbara Ambrosz: Etwas, das mir in der Kreativszene in Steyr aufgefallen ist, ist, dass es eine gewisse Lastigkeit gibt. Es ist sehr stark architekturlastig, es ist grafiklastig. Es fängt jetzt auch an, in meiner Disziplin Industriedesign und Design, transparenter zu werden, weil es gibt ja schon viele Kreativstudios, die aber vielleicht eher im Hintergrund agieren, in den größeren Unternehmen. Jetzt kommen aber wieder junge Designer retour von ihren verschiedenen Ausbildungsstätten und ich glaube, dass jetzt die Vermischung stattfindet zwischen einerseits Subkultur, andererseits Institutionen. Aber auch die jungen Kreativen, die einfach tun, ohne groß nachzudenken bzw. die so vernetzt sind im globalen großen Netzwerk. Und das macht es spannend, meiner Meinung nach.
Andreas Kupfer: Ja, sie tun. Da hast du natürlich recht. Es hat in den letzten Jahren auch durchaus Projekte – größere Projekte – gegeben, wo dieses Tun unterstützt und gefördert worden ist. Wir haben in Steyr, ich glaube 2014/2015, einen stadtumfassenden Open Innovation-Prozess gehabt, der vom Verein FAZAT und der Stadt mitinitiiert worden ist und sehr tolle Projekte entstanden sind, z. B. Makerspace ist ein Erfolgsprojekt aus diesem Prozess. Man hat dann in einem weiteren Schritt bei Nature of Innovation die Stadt und das Umland versucht mit Design Thinking in einen Beteiligungsprozess zu führen, wo wieder dieses Zusammenwirken der unterschiedlichsten, interdisziplinär agierenden, Teams und Personen recht gut funktioniert hat. Diese Grundausstattung von Menschen, die gerne etwas machen möchten und ihre Kompetenzen haben und etwas umsetzten möchten und dann noch unterstützt von der öffentlichen Hand, das hat in den letzten Jahren bei uns super funktioniert. Das war nicht zuletzt ein Grund mit den Open Studios Steyr, den nächsten Schritt zu setzen.
CREATIVE REGION: Wo seht ihr Entwicklungspotenzial?
Barbara Ambrosz: Ich sehe ein ziemlich großes Potenzial in Steyr. Was mich besonders freut: Dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin. Es ist grundsätzlich eine extrem gute Basis geschaffen worden über die Jahre, wie Andi ja schon gesagt hat. Es kommen jetzt jüngere Leute wieder zurück, die an ihren familiären, privaten Wurzeln anschließen und neue Konzepte versuchen umzusetzen. Das finde ich super spannend.
Da kenne ich jetzt nicht nur aus der Kreativszene Leute, sondern auch Leute, die vielleicht aus einem kreativen Umfeld kommen, eine Ausbildung gemacht haben zum Tontechniker, zum Videoproduzenten, und die jetzt plötzlich in landwirtschaftliche Projekte hineinfließen. Da findet eine super Befruchtung statt und aus diesem kreativen Schöpfen wird ein nachhaltiger Wert generiert. Und ich glaube, das ist ein Potenzial, das man nicht unterschätzen darf. Gerade auch in der momentanen Situation, in der wir sind, in der ein Stadtleben partiell überbewertet wird. Das sage ich jetzt einmal ganz frech als Wienerin. Das bringt auch wieder ein großes Kreativpotenzial in kleineren urbanen oder ruralen Gegenden. Das sehe ich als großes Potenzial.
Andreas Kupfer: Auf die Frage: Wie kann es noch besser werden und wie kann man das noch mehr unterstützen? Das ist sicher der Austausch, meines Erachtens, noch ein bisschen mehr mit dem Zentralraum, aber auch über die Grenzen hinweg. Da gibt es noch sehr großes Potenzial, auch was vielleicht europäische Projekte betrifft. Erste Schritte wurden bereits in Steyr gesetzt. Wir haben ein tolles Netzwerk, das Netzwerk Smart Innovation Steyr, wo wir das Thema Kreativwirtschaft noch stärker verankert haben. Dann ist auch unsere Initiative ein erster wichtiger Schritt, aber es müssen noch Räume und Plätze geschaffen werden, wo die Menschen zusammenkommen und sich austauschen können und Projekte gemeinsam realisieren können.
CREATIVE REGION: Stichwort „City Quitters”. Wie können Regionen dafür sorgen, diesen Trend für sich zu nutzen?
Barbara Ambrosz: City Quitters ist momentan ein Schlagwort, das in vielen Medien kursiert und teilweise vielleicht schwer fassbar ist. Es geht im Prinzip um die Kreativszene, die es vorzieht aus globalen Ballungsräumen auszuziehen und wieder in ein kleinstrukturierteres Umfeld zieht, um dort eine höhere Lebensqualität zu haben, aber trotzdem ihren kreativen Job ausüben kann. Nachdem die Vernetzung wunderbar funktioniert, ist man nicht mehr so angewiesen. Es ist vielleicht etwas schwieriger, wenn es ein größeres Unternehmen ist, aber in dem Moment, wo relativ selbstständig und autonom agiert wird, kann ich im Endeffekt von wo auch immer arbeiten.
Andreas Kupfer: Wie du richtig sagst, wir reagieren nicht nur mit unserem Programm auf diesen Trend, es reagieren die Menschen darauf, auf die Projekte, die daraus entstehen. Ich bin wirklich überrascht, wie viel Kreativität auf einmal losgelöst wurde in den letzten Wochen und Monaten im Bereich der Landwirtschaft. Nämlich nicht nur diejenigen die verkaufen, sondern die, die produzieren. Zweiter Aspekt ist das Arbeiten, dieses gemeinsame Arbeiten. Coworking ist natürlich kein neuer Trend, aber es gibt ein ganz tolles Projekt in Weyer, wo ein Kulturverein über Crowdfunding über 300.000 Euro EU-Förderung aufgestellt hat, und dort ein Kulturzentrum mit Coworking realisiert. Das ist wirklich am äußersten Ende von Oberösterreich, der Verein Frikulum mit dem Bertholdsaal.
CREATIVE REGION: Ihr kuratiert aktuell zum zweiten Mal die OPEN STUDIOS Steyr. Welche Highlights erwarten uns von 24. – 26. September?
Andreas Kupfer: Die OPEN STUDIOS Steyr finden heuer von 24. bis 26. September in Steyr und rund um Steyr statt. Aufgrund der Corona-Vorgaben, werden Büros und Studios selbstständig besucht, das heißt, man muss sich vorher anmelden. Es kostenfrei, eine Anmeldung ist aber notwendig. Und man besucht die Einrichtungen selbstständig. Ich denke, wir haben eine sehr gute Mischung aus Analogem und Digitalem gefunden. Und einen tollen Titel.
Barbara Ambrosz: An vielen Orten. Das schließt auch wieder den Kreis. Es öffnet. Ich finde, das ist immer extrem wichtig, dass es die Phantasie anregt, aber dass es schon noch eine Thematik gibt. Bei unserem jetzigen Titel geht es sehr stark um genau diese Polarität der Arbeitswelten. Also, wie funktioniert das im ländlichen Bereich, wie funktioniert das im städtischen Bereich, wo sind die Verknüpfungen, wie arbeiten die unterschiedlichen Innovationsteams? Wir hatten ja auch letztes Jahr, nicht rein Kreativschaffende dabei, sondern eben auch die nächste Ebene, wo es um Produktion, um die technischen Innovationsprozesse, geht, neue Technologien, 3D-Druck, usw. Und natürlich auch wieder Ausbildungsstätten, wie die HTL – junge Kreative, die gerade am Sprung sind ihre Karriere zu starten. Wir haben echt geschaut, dass wir es in alle möglichen Richtungen öffnen, die bisherigen OPEN STUDIOS.
CREATIVE REGION: Was macht die OPEN STUDIOS Steyr so besonders?
Barbara Ambrosz: Das, was dich und mich so inspiriert hat, das Projekt auch dieses Jahr zu kuratieren, ist das Netzwerk zu unterstützen. Das Netzwerk aber auch zu öffnen und die Möglichkeit zu bieten, dass die Besucher direkt mit den Kreativen ins Gespräch kommen, dass sie einen Blick hinter die Kulissen bekommen, dass sie verstehen, was überhaupt ein Kreativprozess ist. Was fällt da alles an? Welche Projekte werden gemacht? Und was hat das für einen Impact? Weil jedes Projekt, das von einem Kreativen entsteht, ist einerseits kreativ, hat aber auch einen kreativwirtschaftlichen Aspekt, der nicht zu unterschätzen ist. Deswegen ist es, glaube ich – und ich denke da gehen wir d’accord – ganz wesentlich, dass die OPEN STUDIOS auch wirklich gut besucht werden. Dadurch bekommt man auch die Lust und das Verständnis dafür, was es bedeutet, in einer kleineren Struktur, einem kleineren Umfeld, diese Leistungen zu erbringen.
CREATIVE REGION: Wo finde ich nähere Infos zu den OPEN STUDIOS Steyr?
Andreas Kupfer: Alle Informationen zu den OPEN STUDIOS findet man im Blogbeitrag der CREATIVE REGION, wir sind auch auf Instagram und Facebook vertreten. Wir freuen uns auf viele Teilnehmer in Steyr am 24. bzw. 25. bzw. 26. September.
Barbara Ambrosz: Prost, Andi!
Andreas Kupfer: Prost!
Barbara Ambrosz: Coffee Break!