Barbara Ambrosz und Karin Santorso sind LUCY.D. Das Designerinnenduo sorgte mit Designentwürfen für drinnen und draußen bereits mehrfach national und international für Aufsehen. Für das Champagnerhaus Veuve Clicquot entstand erst vor Kurzem Wiens coolste Rooftop-Bar am Dach des Hotels Andaz am Belvedere.
Und auch sonst arbeiten die beiden Designerinnen an unterschiedlichsten Projekten, für die sie auch regelmäßig Awards gewinnen. Welche Bedeutung Preise für Karin Santorso und Karin Ambrosz haben und wie sie trotz Deadlines kreativ und inspiriert bleiben, erzählen sie in der 31. Ausgabe der CREATIVE COFFEE BREAK der CREATIVE REGION Linz & Upper Austria.
Nina Hawrylow/CREATIVE REGION LINZ & UPPER AUSTRIA:
Hallo und herzlich willkommen zur 31. Creative Coffee Break. Mein Name ist Nina und wir sind heute für euch im wunderschönen Steyr beim Designerinnenduo LUCY.D. LUCY.D sind Karin Santorso und Barbara Ambrosz, die zusammen seit 2003 die unterschiedlichsten Designprojekte realisieren und damit international erfolgreich sind. Wie sie an diese Projekte herangehen und woran sie aktuell arbeiten, erzählen sie uns jetzt bei einem Kaffee.
CREATIVE REGION: Was macht LUCY.D?
Karin Santorso: LUCY.D haben wir 2003 gegründet. Wir arbeiten im Bereich Produktdesign, Interior Design. Wir arbeiten sehr installativ mit verschiedenen Materialien und Oberflächen. Wir arbeiten an unterschiedlichen Projekten in verschiedener Größenordnung, innen und außen. Wir arbeiten mit verschiedenen Teams, sehr fächerübergreifend, sehr interdisziplinär und sehr agil, würde ich sagen.
CREATIVE REGION: Was war der Auslöser, euer Designstudio zu gründen?
Barbara Ambrosz: Wir haben gemeinsam studiert, Karin und ich, an der Angewandten bei Paolo Piva und haben relativ früh gewusst, dass wir selbstständig werden wollen, da die Designszene in Österreich zur damaligen Zeit noch nicht wahnsinnig groß war und wir auch nur bedingt ins Ausland gehen wollten, um dort zu arbeiten. Und dann haben wir relativ schnell nach dem Studium das Studio gegründet und uns von Produktdesign bis Corporate Design die Zeit mit Projekten in den ersten Jahren gemeinsam um die Ohren geschlagen. Wir waren viel im Ausland unterwegs, wir haben viele Messen besucht und haben so unsere ersten Erfahrungen gemacht.
CREATIVE REGION: Wie organisiert ihr eure Zusammenarbeit als Geschäftsführerinnen?
Barbara Ambrosz: Karin und ich sind mittlerweile in verschiedene Projekten involviert. Am Anfang war es schon so, dass wir fast alles gemeinsam gemacht haben und gemeinsam entschieden haben und jeden Schritt entwickelt haben, aber mittlerweile ist aufgrund unserer langjährigen Tätigkeit jede für ein Projekt verantwortlich und schaut, dass damit die Grundstruktur gegeben ist und die Zweite kommt dann immer rein.
So wie wir unsere Arbeitsweise immer besprechen, ist es eine Art Pingpongspiel, bei dem der eine anfängt und der andere retourniert. So schaukeln wir uns in diesem Entwurfsprozess oder Projektentwicklungsprozess durch, damit alle wichtigen Kernfragen immer wieder von der anderen mit abgeklopft werden bzw. von den verschiedenen Teams.
CREATIVE REGION: Weshalb habt ihr euch dazu entschieden, euren Arbeitsplatz auf zwei Standorte aufzuteilen?
Barbara Ambrosz: Die Liebe fällt halt manchmal irgendwo hin, obwohl sie vorher nicht gewusst hat, dass sie dort hinfallen wird. Ich habe meinen Mann in Wien kennengelernt, nicht wissend, dass er damals nicht nur DJ war, sondern eben auch Bauer. Er hat mich hierher gebracht nach Sierning. Mittlerweile habe ich das Studio hier in Steyr. Das war natürlich auch ein längerer Prozess des Lösens von Wien, des Etablierens in Oberösterreich. Ich lernte Steyrs Kreativszene kennen und mittlerweile ist es sehr spannend geworden, weil abgesehen davon, dass ich viele Kreative hier schon kennenlernen durfte, sich auch Projekte in der Region entwickeln, die Karin genauso mitbegleitet.
Es ist immer Spirit LUCY.D, das ist das Wesentliche. Es würde keine von uns beiden ein Projekt alleine machen, sondern das geschieht immer in der Kooperation. Das gehört zu einem LUCY.D-Projekt einfach dazu, dass der Geist von uns beiden, unser beider Energie, drinnen ist. Das macht uns aus. Das Vice versa ist sehr spannend, denn das Stadt-Land-Verhältnis ist eine große Polarität, aber schön, dass wir uns da hineinleben dürfen. Wobei ich sagen muss, dass es bei vielen unserer Kunden – vor allem wenn es um Möbelentwicklungen geht – egal ist, wo sie sitzen. Da sind wir gewissermaßen ortlos, das ist auch das, wo wir uns zu Hause fühlen.
CREATIVE REGION: Wie schafft ihr es, trotz Deadlines motiviert und kreativ zu bleiben?
Karin Santorso: Was wir sehr gern machen und auch die Intention unseres Berufs ist, sich auf die Projekte und Produkte einzulassen. Es gibt niemals ein Abarbeiten oder ein „Das mach ich nicht so gern“, weil es ein Projekt ist, das uns eigentlich nicht interessiert, sondern wenn wir ein Projekt machen, dann interessiert es uns. Es ist ein Einlassen darauf, ein Bearbeiten des ganzen Themas und da gibt es kein Thema, das nicht interessant sein kann. Das ist wirklich so. Wir bearbeiten das beide, wir diskutieren miteinander und mit anderen. Wir versuchen, das Thema aufzumachen, es 360-Grad zu sehen und dadurch entsteht ganz viel.
Barbara Ambrosz: Das Schöne ist, dass wir mit unterschiedlichsten Materialien und Technologien arbeiten. Wir stehen auf Technologien. Das ist sicher etwas, was uns auszeichnet als Designstudio, dass wir auch vor den neuen Technologien keine Angst haben, sondern auch das mitdenken. Dadurch kann man hinter viele Kulissen schauen, weil wir ein breites Spektrum haben. Es ist das Mindset, das man mitbringt in ein Projekt, in ein Team, in der Hoffnung, dass es angenommen wird. Und wenn es angenommen wird, also das Grundsetting passt, dann lass uns einfach etwas Cooles machen!
CREATIVE REGION: Mit welchen Materialien und Werkstoffen arbeitet ihr am liebsten?
Karin Santorso: Es gibt in jeder Materialität eine Spannung. Natürlich gibt es Materialien, die uns anziehen. Holz und natürliche Textilien, Stein: das sind Dinge, bei denen wir unser eher zu Hause fühlen als bei Kunststoff. Recycling ist natürlich ein Thema bei uns.
Barbara Ambrosz: Aber weißt du was, vielleicht ist das Material gar nicht so ausschlaggebend, sondern die Art und Weise, wie man etwas herstellt und das beeinflusst natürlich schon sehr stark den Entwurfsprozess. Das ist alles sehr relativ und es gibt daher nicht unbedingt ein Lieblingsmaterial. Die Herstellung entscheidet sehr stark darüber, wie man auf die Formfindung kommt.
CREATIVE REGION: Wie kommt ihr zu euren neuen Kund*innen und neuen Aufträgen?
Barbara Ambrosz: Das ist ganz individuell. Manchmal besteht ein ganz klarer Wunsch, mit dem die Kund*innen auf uns zukommen und sagen, sie würden gern ein Projekt mit uns machen. Da muss man trotzdem abtesten, was wird denn eigentlich verlangt und sind die Dinge stimmig, sodass wir mit unserer Formensprache gut darauf antworten können, mit unserer Art und Weise des Denkens. Vermehrt am Anfang war es so, dass wir uns präsentiert haben bei Kunden. Das war oft am internationalen Parkett, wo wir auch unterschiedlichste große Unternehmen kennengelernt haben und kennenlernen durften, wie sie arbeiten, wie dort die Kommunikation mit einem Designer funktioniert. Mittlerweile haben wir ein relativ großes Netzwerk an Partnern und Kunden.
CREATIVE REGION: Ihr habt zahlreiche Auszeichnungen für eure Arbeiten erhalten. Welche Bedeutung haben solche Preise für euch?
Barbara Ambrosz: Es gibt Milestones, die braucht man einfach, um die Präzision, die man versucht, in seine Arbeit zu legen, auch weiterhin einzubringen und mit dem gleichen Elan weiterzumachen oder sogar noch ein Schäuferl nachzulegen. Ich glaube, dafür sind Preise gut und praktisch. Das ist die Innensicht, aber es ist auch wesentlich, auf die Außensicht zu reflektieren. Es gibt unzählig viele Designbüros, es gibt unzählig viele Kreative, alle möchten spannende Projekte machen. Da sind Preise mitunter auch hilfreich. Aber es darf nichts nur deswegen passieren, damit man Preise macht. Das war nie unser zentraler Aufhänger.
Karin Santorso: Nein, gar nicht.
Barbara Ambrosz: Sie sind uns mehr oder minder alle passiert.
CREATIVE REGION: Neben LUCY.D arbeitet ihr mit Beate Seckauer bei NEU/ZEUG zusammen. Was macht NEU/ZEUG?
Barbara Ambrosz: Ich habe Beate Seckauer kennengelernt und ihre Manufaktur. Das ist im gleichen Ort, in dem ich wohne. Da hat es zwischen uns irgendwie gefunkt und wir haben angefangen zu überlegen, was wir machen könnten. Wir sind auf das Thema Licht gekommen aus Porzellan. Beate hat es vorher schon bearbeitet und hat gewusst, dass das ein Thema ist, das auch für sie und ihre Manufaktur gut handhabbar ist. So hat die erste Kooperation mit der Lampenserie Pearls begonnen und mittlerweile stehen wir in der dritten Kollektion. Es sind jetzt drei Jahre, in denen wir gemeinsam arbeiten.
CREATIVE REGION: Welche Projekte können wir von LUCY.D in naher Zukunft erwarten?
Karin Santorso: Viele!
Barbara Ambrosz: Eh klar! Teilweise wissen wir es, teilweise wissen wir es noch nicht.
Karin Santorso:Momentan bearbeiten wir schon sehr viele Projekte parallel. Wir arbeiten im Interior Design an einem Umbau eines Büros in Wien. In Oberösterreich die Ortsplatzgestaltung, die Kirchengestaltung. In Wien arbeiten wir für verschiedene Bars. Für Veuve Clicquot arbeiten wir an einer mobilen Bar, dann eine statische Bar, an Tools für die Gastronomie. Jetzt starten wir mit einer ganz spannenden Zusammenarbeit für eine neue Möbelentwicklung für eine oberösterreichische Firma für den Alpenbereich.
CREATIVE REGION: Bei wem sollten wir unbedingt auf eine Creative Coffee Break vorbeischauen?
Barbara Ambrosz: Firma Wittmann ist sicherlich interessant.