Neun Monate Forschung und Co-Creation im Forschungsprojekt Re-FREAM liegen zurück. Der Re-FREAM Garden im Rahmen des Ars Electronica Festivals 2021 zeigt die Ergebnisse. Komm vorbei!
Im Rahmen des Ars Electronica Festivals findet am 9. September 2021 um 17:45 Uhr der Talk "Made in Your City" statt, bei dem internationale Künstler*innen, Designer*innen und Expert*innen ihre Perspektiven auf zukünftige Optionen der Bekleidungsproduktion diskutieren.
Bühne und Sichtbarkeit, Innovation und Transformation, Textilien und Technologie
Neue Wege in der Produktion von Textilien und Bekleidung zu gehen und damit Europa in der Bekleidungsindustrie wieder konkurrenzfähig machen - das ist die Vision von Yokai Studios.
Innovation und Transformation, Textilien und Technologie
Schnell und sicher gleitet der Roboterarm über den Stoff und zeichnet kurvige Linien, die sich zu einem Motiv fügen. Gesteuert von einem generativen Code, führt der Roboter die Arbeit des Designers und des Druckers zugleich aus.
AUSTRIANFASHION sucht bis 30.11.21 Künstler*innen, Designer*innen, Handwerker*innen sowie Produktionsstätten aus den Bereichen Mode, Textil, Produktdesign, Schmuck und Skulptur für die Entwicklung einer kollaborativen Produktlinie.
Innovation und Transformation, Textilien und Technologie
Mit dem ausklingenden Jahr geht auch ein mehrjähriges internationales Projekt zu Ende: Re-FREAM, in dem an Fragen der Nachhaltigkeit, der Individualisierung und der urbanen Fertigung von Mode geforscht wurde. Das sind die Ergebnisse des Hubs Linz.
Die Modeindustrie hat großen Nachholbedarf in Sachen Innovation und Nachhaltigkeit: Die traditionellen Praxen stehen in krassem Gegensatz zu den spektakulären Erfindungen von Start-ups und universitären Forschungseinrichtungen, die z.B. Biobaumwolle in Neonfarben wachsen lassen, Lederkleidung aus Pilzen züchten und Stoffe aus Bioabfall entwickeln. Welche dieser Utopien sich am Markt umsetzen lassen, sei noch vollkommen offen, sagt die freie Journalistin Hildegard Suntinger. Sie setzt sich seit vielen Jahren intensiv mit den Themen Mode, Design und Technologie auseinander– wir haben sie im Interview zu den aktuellen Entwicklungen befragt.
„In der Mode war immer das Design zentral. Technologie wurde lange als etwas gesehen, das die kreative Freiheit limitiert. Das beginnt sich erst jetzt in der Nachhaltigkeitsbewegung zu ändern“, so Hildegard Suntinger am Anfang des Gesprächs. Sie ist über die Sporttextilindustrie früh mit Technologie in Berührung gekommen und schreibt seit mehreren Jahren u.a. für ein niederländisches Technologiemedium. Dadurch hat sie auch Einblick in progressive Forschungsszenen in den Niederlanden, in Israel und in den USA und kann beobachten, woran aktuell geforscht wird, was bald zur Anwendung kommen könnte und was schon angewendet wird.
Creative Region: Die Modeindustrie ist nach wie vor eine der umweltverschmutzendsten Industrien. Welche positiven Entwicklungen siehst du hinsichtlich Nachhaltigkeit und Sustainable Fashion – Schlagworte, die sich mit Fast Fashion ja kaum vereinbaren lassen, obwohl gerade diese Unternehmen sich gerne mit diesem Etikett schmücken?
Hildegard Suntinger: Modedesigner*innen, die nachhaltig arbeiten wollen, kommen schnell zu dem Schluss, dass man erst dann umweltfreundlich sein kann, wenn man gar nicht produziert. Wir hätten zwar noch lange genug anzuziehen, ohne Neues zu produzieren, aber dieser Konsens wäre in der Gesellschaft wohl nicht herzustellen. Deshalb sollte jedes neu zu produzierende Stück sollte eine Daseinsberechtigung haben. D.h. der Stoff sollte langlebig sein, der Schnitt zweckmäßig und das Design irgendwie einzigartig. Nur so wird es von Konsumierenden lang getragen, bzw. weitergegeben werden.
Fast Fashion Unternehmen befinden sich im permanenten Produktionsmodus, die Designs werden aus der High Fashion kopiert und die Stoffe haben ihre Schönheit oft schon nach dem ersten Waschen verloren. Schon allein deshalb kann sich Fast Fashion nicht nachhaltig nennen. Mehr als das, hat die Fast Fashion durch die extreme Beschleunigung der Produktionszyklen eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die zur Entwertung von Mode und einer enormen Überproduktion geführt hat. Mittlerweile hat die Modeindustrie schon verstanden, dass sie so nicht weitermachen kann. In den skandinavischen Ländern, wo z.B. H&M und Bestseller herkommen, forscht man zum Beispiel schon lange zu nachhaltiger Modeproduktion. Bis jetzt ist außer Biobaumwolle noch nicht viel bei den Endverbraucher*innen angekommen. Aber in nächster Zeit werden vermehrt recycelte Materialien eingeführt werden. Das ist technisch umsetzbar und entspricht der Kreislaufwirtschaft. Wenn wir Fasern aus gebrauchter Kleidung wieder aufbereiten, müssen wir keine wertvollen Böden für den Anbau verwenden oder fossile Energien für ein kurzlebiges Produkt wie Mode verschwenden.
Kannst du uns hier mehr über nachhaltige Forschungsprojekte und Initiativen in der Fast Fashion Industrie sagen?
In Nordeuropa verpflichteten sich Modeunternehmen schon 2008, ethische und ökologische Standards in der Modeproduktion zu schaffen und einzuhalten. Bedenkt man, dass der sogenannte Modepakt in Frankreich erst 2019 geschlossen wurde, dann war das relativ früh. 2008 haben sich fünf nordische Länder in der NFA Nordic Fashion Association organisiert und die Plattform Nordic Initiative Clean and Ethical (NICE) gegründet, um Erfahrungen und Wissen zu teilen und gemeinsame Projekte zu erarbeiten.
Ein aktuelles Beispiel für ein Forschungsprojekt ist Circulose, eine Faser aus einer Recyclingmethode, die am (KTH) Royal Institute of Technology in Stockholm entwickelt wurde. Dabei werden aussortierte Kleider mit hohem Zelluloseanteil (Baumwolle und Viskose) zerlegt, entfärbt, zerkleinert und über ein Lösungsmittel zu einer neuen Faser verarbeitet. Renewcell, der Hersteller, sieht darin eine Alternative zu Baumwolle. 2020 war der schwedische H&M Konzern neben Levi’s einer der Ersten, der die Faser einsetzte. Allgemein bleibt abzuwarten, inwieweit sie sich durchsetzen wird. Auch ist fraglich, ob es bei H&M mehr als ein Drop wird. Recycelte Fasern sind teurer als konventionelle. Weshalb sich die Modeindustrie gerade die Frage stellen muss, ob Nachhaltigkeit mit Wachstum vereinbar ist.
Der japanische Uniqlo Konzern nimmt seine Kleider nach Gebrauch zurück. Gut Erhaltenes wird an Wohltätigkeitsorganisationen gespendet und Abgetragenes dem Recycling zugeführt. Ein Service, das übrigens auch Ralph Lauren gerade eingeführt hat.
Diese Initiativen sind mehr oder weniger Reparaturen am bestehenden Produktionssystem. Weit aufregender ist es, das gesamte System neu zu denken, so wie es Aniela Hoitink macht, die Gründerin des niederländischen Startups NEFFA. Sie hat eine fast-fashion-taugliche Technologie entwickelt, in der sie ein Gewebe aus Myzelium schon in der gewünschten Form wachsen lässt. Das Material ist biologisch abbaubar. Dadurch können Verbraucher*innen mit gutem Gewissen an kurzfristigen Modetrends teilhaben.
Du hast vorhin gesagt, dass außer Biobaumwolle noch kaum nachhaltige Produkte beim Endverbraucher angekommen sind. Das heißt Lyocell, bekannt unter dem Namen Tencel, ist ein verhältnismäßig kleiner Player?
Ja, Lyocell ist ein relativ kleiner Player. Fast 30 Prozent aller Textilien weltweit werden aus Baumwolle gefertigt. Beide Materialien sind aus Zellulose und haben einen ähnlich hohen Tragekomfort, sind aber nicht direkt miteinander zu vergleichen. Lyocell ist erst circa 30 Jahre alt und eine nachhaltige Faser. Baumwolle ist schon Jahrtausende alt und wegen der kritischen Anbaumethoden nur bedingt nachhaltig. Durch ihre lange Historie hat Baumwolle eine extreme Vielfalt entwickelt. Sie kann z.B. in Form von Batist extrem zart und in Form von Canvas extrem robust sein. Mit Lyocell versucht man eher den Tragekomfort von Seide zu imitieren und die Funktionen ähneln der Wolle, die große Mengen an Wasser bzw. Schweiß aufnehmen und auch schnell wieder an die Umgebungsluft abgeben kann. Das heißt, der Stoff ist schnelltrocknend. Dieses Argument überzeugt die Hersteller von Sportkleidung, wo über aktive und passive Phasen ein konstanter Tragekomfort zu erhalten ist. Auch bei Unterwäsche- und Bettwäscheherstellern sind die Fasern gut angekommen. In der Mode steht Lyocell – im Vergleich mit Baumwolle – noch ganz am Anfang. Hier braucht es noch Stoffentwicklungen und Überzeugungsarbeit.
Also in welche Richtung geht es abseits von Biobaumwolle, deren Anbau sehr viel Wasser benötigt?
Man weiß nicht, ob es je eine Faser geben wird, die Baumwolle ablösen wird. Biobaumwolle hat hohen Tragekomfort und ist pflegeleicht. Das sind zwei Eigenschaften, die nicht selbstverständlich aufeinander treffen. Man denke an Wolle und Seide, die viel aufwändiger in der Pflege sind. Der hohe Wasserverbrauch im Anbau von Baumwolle entsteht mehr aus der Not als aus einer Notwendigkeit. Laut der Modeinnovationsplattform Fashion for Good könnte das Problem mit Präzisionslandwirtschaft und entsprechenden Bewässerungstechnologien gelöst werden. Präzisionslandwirtschaft arbeitet mit Sensoren, um den Baumwollpflanzen zum richtigen Zeitpunkt die richtige Menge an Wasser und Nährmitteln zuzuführen. Statt Pestiziden werden natürliche Fressfeinde von Schädlingen eingesetzt. Ein Pilot läuft gerade im indischen Gujarat. Die Technologie soll auch unter widrigen Produktionsbedingungen hochwertige Baumwolle hervorbringen. Das würde zusätzlich die Flächenkonkurrenz in der Landwirtschaft entschärfen.
Auch der in Israel forschende Wissenschafter, Dr. Filipe Natalio sagt übrigens, dass Baumwolle nicht wegzudenken ist. Ihm ist es gelungen, nachhaltige Baumwolle zu züchten, die zusätzlich intelligent ist. D.h. er lässt Baumwolle in fluoreszierenden Farben oder mit wasserabweisenden Eigenschaften wachsen. Dadurch entfällt der Färbeprozess und erdölbasierte Rohmaterialien, die z.B. für Regenjacken verwendet werden, können durch einen nachwachsenden Rohstoff ersetzt werden. Projekte zur Entwicklung von alternativen Stoffen stehen noch ganz am Anfang. Tendenziell geht es Richtung Abfallverwertung, wie etwa mit Blattfasern als Ernteabfall oder mit Milchresten und Schalen von Zitrusfrüchten als Produktionsabfall.
Stichwort veganes Leder – welche Initiativen und Projekte gibt es aktuell, die auf „echte“ sustainable Fashion hinarbeiten?
Es gibt mehrere Ansätze, die sich wirklich schnell durchgesetzt haben. Das liegt daran, dass bei der Herstellung von Leder besonders aggressive Chemikalien (u.a. Chrom) verwendet werden, die Mensch und Umwelt gefährden. Zusätzlich wurde die Entwicklung durch Initiativen von Veganer*innen beschleunigt. Erst kürzlich gabHermésbekannt, Leder aus Myzelium verwenden zu wollen.
Aber hauptsächlich sind es Abfallstoffe, wie etwa Ananas- und Bananenblätter, die erstaunlich vielfältig verarbeitet werden können. Die Fasern der Bananenblätter können zu sehr robusten Stoffen verwebt werden, wie etwa in dem Verfahren, das das Schweizer UnternehmenQwstion für seine Rucksäcke entwickelt hat.
Carmen Hijosafilzt die Fasern von Ananasblättern und presst sie zwischen Walzen zu einer stabilen Fläche. Eine Beschichtung macht das Material nicht nur wasserfest und widerstandsfähig, sondern auch färb- und bedruckbar.
Das Apfelleder des Südtirolers Hannes Parth entsteht aus den Feststoffen, die beim Pressen von Apfelsaft übrigbleiben. Er verarbeitet sie erst zu Pulver und bringt sie dann in eine flüssige Form und trägt sie auf ein Trägermaterial (Stoff) auf. Die Fixierung erfolgt durch einen anschließenden Backvorgang. Apfelleder ist unter anderem beim Schweizer Taschenlabel Happy Geniezu sehen.
Bei diesem Verfahren sieht man auf der Rückseite des Leders das Trägermaterial (den Stoff). Das hat Fabio Molinas gestört, der in Re-FREAM ein sehr feines Lederimitat aus Korkrestenentwickelte, das eine authentisch aussehende Rückseite hat. D.h. man kann die Produkte auch ohne Innenfutter verarbeiten.
Innovation scheint oft in Konflikt mit Nachhaltigkeit zu stehen. 3D-Druck ist z.B. ein spannendes Gebiet – gerade für den Fashion Tech Bereich; aber solange man mit Kunststoff arbeitet, doch wenig nachhaltig. Ist das so? Und welche Entwicklungen, Chancen und Vorzeigeprojekte siehst du hier?
3D-Druck ist spektakulär, weil er eine vollkommen neue Ästhetik ermöglicht. Iris van Herpen arbeitet bei ihren raumgreifenden Objekten mit Architekt*innen zusammen. Ihre Kollektionen spielen aber immer noch im Bereich der Kunst und werden von Museen und Sammlern angekauft.
Abseits vom Laufsteggeschehen ist Kleidung aus dem 3D-Drucker theoretisch schon alltagstauglich. Die Filamente können auch schon aus recyceltem Kunststoff und organischen Materialien hergestellt werden, wie Algen oder Sojabohnen.
Die in Los Angeles lebende österreichische Architektin und 3D-Designerin Julia Körnerist schon ganz nah an der Industriefähigkeit dran. Sie arbeitet mit dem belgischen 3D-Pionier Stratasys an einem Projekt, in dem 3D-Druck auf Textil aufgebracht wird, um ein angenehmes Tragegefühl zu erzeugen. Als Re-FREAM Artist ist sie diesem Ziel wieder etwas näher gekommen.
Gerade in Zeiten der Lockdowns und langen Lieferketten aus produzierenden Ländern wird das Thema Urban Manufacturing immer interessanter. Jahrzehntelang sind die Herstellungsverfahren in der Modebranche ja gleichgeblieben – dass sich das ändert, daran wird nun u.a. wegen Lieferproblemen aus weit entfernten Ländern vermehrt gearbeitet. Wie wird sich durch Möglichkeiten der Robotik oder des 3D-Drucks unsere Kleidung und unser Shoppingverhalten verändern?
3D-Designer sehen in 3D-Druck das neue Handwerk und die dezentrale Wirtschaft. Die Modelle können global (online) angeboten und lokal in Maker Shops realisiert werden. Durch die lokale Fertigung auf Anfrage wird Überproduktion vermieden und lange Transportwege entfallen.
Im Maker Shop können Konsument*innen ihre Körpergröße via 3D-Bodyscan einbringen und das Modell drucken lassen. Man geht davon aus, dass Konsument*innen durch die Personalisierung ein größeres Interesse haben, das Kleidungsstück länger zu tragen. Bis jetzt hakt die Umsetzung allerdings noch an der Drucktechnik, die langwierig und teuer ist.
In Amerika ist die Fertigung von einfachen Kleidungsstücken schon automatisiert. Vom Stoffballen bis zum fertigen Kleidungsstück ist keine Menschenhand mehr involviert. Die Technologie stammt aus der Rüstungsindustrie. Für Modebegriffe ist die auf hohe Stückzahlen ausgelegte Technologie aber zu wenig sophisticated. Dem Nähroboter fehlt die Fingerfertigkeit. Er kann zwar steife Materialien wie Canvas oder Denim verarbeiten, aber keine feinen Stoffe wie Seide oder Tüll.
Bei zukunftsorientierten Fertigungstechnologien verfolgt man die 3D-Konstruktion und tritt damit in eine neue Dimension von Passform und Bewegungsfreiheit ein. In der Umsetzung sind vollkommen neue Techniken gefragt. In 3D-Druck und 3D-Strick ist die Entwicklung von Fertigungstechniken schon fortgeschritten. Im Bereich des Nähens hat das Start-up Yokai Studios einen ernstzunehmenden Anfang gesetzt und in Re-Fream weiterentwickelt. Die beiden Gründer haben eine eigene Schnitttechnik entwickelt und einen Roboterarm mit Werkzeugen für die 3D-Fertigung. Die Naht ist als Bonding vorzustellen, als eine Art Klebestreifen, der die zwei Stoffteile verbindet. Am Ende soll es möglich sein, innerhalb von Minuten ein individualisiertes Kleidungsstück automatisch herzustellen.
Und siehst du darin eine reelle Chance, dass die oft prekären Arbeitsverhältnisse ein Ende finden? Gibt es alternativeBeschäftigungskonzepte für die unzähligen NäherInnen in China und Indien? Oft wird ja argumentiert: „Klar verdienen die indischen NäherInnen nichts, aber ohne die Modebranche hätten sie gar keine Arbeit.“
Die Textilarbeiter*innen in den Niedriglohnländern könnten vom Abzug der westlichen Modeproduktion auch profitieren, nämlich dann, wenn die betreffenden Länder im Gegenzug die lokale Landwirtschaft fördern würden. Das ist die Lösung, die NGOs sehen. Aber aus einem Gespräch mit einer NGO weiß ich, dass das Argument auch innerhalb von NGOs kontrovers diskutiert wird. China ist den Schritt in manchen Regionen schon erfolgreich gegangen. Außerdem wurden auch die Produktionspreise erhöht und es bleibt zu hoffen, dass auch die Textilarbeiter*innen davon profitieren.
In den ärmsten Ländern produzieren vor allem Modediskonter, die ausschließlich Preispolitik betreiben. NGOs setzen sich für Löhne ein, die die Lebenshaltungskosten in den Ländern wirklich decken. Die Fabriksbesitzer wollen aber ihre Aufträge nicht verlieren und deshalb wären höhere Löhne nur mit gesetzlichen Regelungen zu erreichen. Positiv stimmt, dass globale Konzerne wie die französische Kering Gruppe und die amerikanische PVH Corp in ein Forschungsprojekt in Indien investieren. Beide bringen Geld und Wissen in das oben genannte Pilotprojekt auf der Modeinnovationsplattform Fashion for Good ein. Der Einsatz von Präzisionslandwirtschaft könnte auch die sozialen Verhältnisse der Baumwollbauern wesentlich verbessern.
Wechseln wir ins Digitale: Gucci hat vor Kurzem einen virtuellen Sneaker gelauncht. Für 12 Dollar kann man den Sneaker seinem digitalen Story-Ich anziehen. Der virtuelle Raum öffnet hier ganz neue Möglichkeiten – Spielerei oder Zukunftsmusik mit wirtschaftlichem Potential?
Spielerei UND zukünftiges wirtschaftliches Potenzial, würde ich sagen. 3D- und VR-Künstler rechnen fest damit, dass sich die Technologie kommerziell umsetzen lässt. Spätestens mit der sogenannten Generation Y, die die Welt vor der Digitalisierung nicht mehr kennt und viel Zeit in den Sozialen Medien und mit Onlinespielen verbringt.
Die Protagonist*innen argumentieren mit Nachhaltigkeit und Diversität. Ein Beispiel dazu: Das kroatische Designerkollektiv Tribut Brandverkauft seit dem ersten Lockdown gewagte Modekreationen, in der sich User*innen in den Sozialen Medien präsentieren können.
Die Modeindustrie nutzt die Technologie bis jetzt erst zu Marketingzwecken, siehe Gucci. Tatsächlich steckt aber noch mehr nachhaltiges Potenzial dahinter. Nämlich dann, wenn die Prototypen nur mehr virtuell gefertigt werden.
Stichwort Smart Textiles: Vom Funktionstextil hin zum Modeartikel – was ist schon möglich, was wird künftig möglich sein? Kannst du uns hier ein paar Beispiele nennen?
Wenn man Smart Textiles auf ihre Brauchbarkeit in der Mode hin untersucht, bleibt erstaunlich wenig übrig. Ihr Einsatz konzentriert sich auf Medizin und Sport. Smart Textiles unterscheidet man in elektronische Textilien und Textilien aus Funktionsfasern. Elektronische Textilien messen Körperfunktionen wie etwa den Puls und werden in Sport und Medizin verwendet. Textilien aus Funktionsfasern haben die Fähigkeit, Schweiß rasch von der Haut weg zu transportieren und an die Umgebungsluft abzugeben. Dadurch liegt der Stoff auch bei anstrengenden Tätigkeiten weitgehend trocken auf der Haut und die Gefahr von Erkältung sinkt. Funktionsfasern eignen sich also vor allem für die Sportausübung und für anstrengende berufliche Tätigkeiten.
Im Alltag fühlen sich die meisten Menschen in natürlichen Fasern am wohlsten. Aber auch hier können sich aktive und passive Phasen abwechseln und temperaturregulierende Stoffe können das Wohlbefinden unterstützen. An dieser Stelle kommt wieder Lyocell ins Spiel, die Faser mit wollähnlichen Funktionen. Als modetaugliche Weiterentwicklung ist Seacell zu nennen, in der die Faser Inhaltsstoffe aus der Alge enthält, die pflegend und beruhigend auf die Haut wirken. Die Integration erfolgt im Spinnprozess, dadurch waschen sich die Inhaltsstoffe nicht aus.
Als zukunftsweisende Alternative zu fossilen Kunststoffen werden Algen gehandelt. Die Kunststoffe werden auch in der Mode eingesetzt und bringen das Problem der Mikroplastikverschmutzung. Algen könnten das Problem lösen. Vor allem aber würden sie karbonneutrale Produkte ermöglichen, weil sie – wie Pflanzen allgemein – bei der Photosynthese Kohlendioxid in ihrer Biomasse speichern.
Eben diese Photosynthese ist es, die die kanadisch-iranische Designerin Roya Aghighi auch in Kleidungsstücken andauern lassen will. Sie hat einen Mantel aus der einzelligen Chlamydomonas reinhardtii-Alge entwickelt, bei dem die Algen immer wieder zum Leben erweckt werden können, einfach, indem man sie mit Wasser besprüht und zwei Stunden lang dem Sonnenlicht ausgesetzt. Das befähigt die Algen die Umgebungsluft durch Photosynthese zu reinigen und einen Teil der von den Nutzer*innen verursachten Umweltschäden zu reduzieren.
Welche innovativen Ideen und Technologien aber auch Nachhaltigkeitskonzepte sind mittlerweile in der Haute Couture angelangt? Und sind diese nach wie vor ausschlaggebender Trendsetter für Ready-to-wear und Fast Fashion Brands?
Die Pariser Haute Couture hatte ihren Höhepunkt 1947, verlor aber bis in die 1960er Jahren enorm an Bedeutung. Der Titel ist rechtlich geschützt und mittlerweile sind es nur mehr 14 Pariser Modehäuser, die ihn führen dürfen. Lidewij Edelkoort prognostizierte in ihrem Antifashion Manifest 2015 ein Comeback der Haute Couture, eine Haute Couture, die experimentell ist und die Modeindustrie inspiriert. Es gibt auch jetzt schon progressivere Tendenzen, man denke an Maison Margiela, aber Haute Couture müsste vollkommen neu definiert werden.
Bisweilen sind es Universitäten, Forschungseinrichtungen und Inkubatoren, die Innovationen liefern. Inkubatoren unterstützen Start-ups in der Unternehmensgründung und seit 2020 hat auch Paris einen eigenen Fashion-Tech-Inkubator – Foundry.
In London gibt es schon sehr innovative Studiengänge. Am Central Saint Martins College of Art and DesigninLondon wurde zum Beispiel das Nachhaltigkeitsprojekt Maison/0 gegründet, gemeinsam mit dem französischen Luxusmodekonzern LVMH. Die Studentin Elissa Brunato entwickelte etwa biologische Pailletten, die ohne chemische Zusätze matt schimmern. Herkömmliche Pailletten sind aus dem fossilen Rohstoff Erdöl gefertigt und sowohl die Nutzung als auch die Entsorgung tragen zur Mikroplastikverschmutzung bei. Brunatos Technologiepartner war RISE, Research Institutes of Sweden. Tatsächlich liegt viel Potenzial in interdisziplinären Kollaborationen. Aber Modedesigner*innen werden auch selbst lernen, wissenschaftlich zu arbeiten. Das ist ein Weg, den die Kunstuniversität Linz mit dem Studienzweig Fashion & Technology beschreitet. Durch die künstlerische Basis gehen die Studenten ergebnisoffen in Projekte. So kann es am Ende doch auch wieder ein handwerklicher Ansatz sein, der zum gewünschten Ergebnis führt – und das ist gut so. Weil sowohl Handwerk als auch Technik limitiert sind. Spannend sind die Schnittstellen.
Danke für das spannende Interview!
Hildegard Suntinger publiziert regelmäßig zu den Themen Innovation, Design und Mode – mehr dazu könnt ihr auf ihrem Blog nachlesen: notforrealweb.com
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Dass wir Möglichkeiten der Einflussnahme haben und eine Künstliche Intelligenz mitgestalten können, die sich positiv auf Mensch und Gesellschaft auswirken soll, davon ist Maya Pindeus, Co-Founderin von Humanising Autonomy, überzeugt.
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Vernetzungs-Service für Creative Region Members Wir inspirieren, initiieren und vernetzen Ideen, Menschen und Unternehmen. Unsere Erfahrung ist: viele gute Dinge starten bei einer Tasse Kaffee! Mit dem „UP FOR COFFEE?“ Service öffnen wir unser Netzwerk und bringen aktiv Menschen zusammen, die von einem gemeinsamen Kaffee-Termin profitieren können. Ob es Wissensaustausch, Beziehungsaufbau, oder das Etablieren deiner eigenen Expertise ist – Netzwerken ist der Schlüssel dazu. Wenn du dich also zB mit jemanden zu einem bestimmten Thema austauschen möchtest, du einfach andere Creatives kennenlernen willst, oder du Kontakte außerhalb deiner Bubble knüpfen möchtest, dann lass dich von uns matchen, wir finden den/die richtige/n Kaffee-Partner*in für dich! So funktioniert der Service: Natürlich sind unsere Möglichkeiten auch begrenzt, aber sei dir sicher, wir geben unser Bestes!
Ein nachhaltiges Giveaway – Pflanzensamenkugeln als Frühlingsgruß – des Büromöbelherstellers hali hat den Spot On Call “Best of Nachhaltigkeit” gewonnen. Wir haben mit Gregor Schinko, Texter & Storyteller, und Susanne Gruber, Head of Marketing bei hali, über das Projekt und die Bedeutung von Nachhaltigkeit für das Unternehmen, aber auch für sie persönlich, gesprochen.
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Maria Felhofer ist im Bereich Marketing und Grafik bei Marketingfuchs tätig und hat zusätzlich den Lead über die Lehrlingsausbildung. Seit 2019 gibt es die Mühlviertler Agentur in St. Veit im Mühlkreis, die ihre Services vor allem rund um den Bereich Online Marketing / digitales Marketing aufbaut. Im Herbst 2023 nahm Maria an unserem Lehrgang „Leadership for Creatives“ teil und erzählt heute, was sich seither getan hat. Maria, warum hast du dich dafür entschieden, dich im Leadership-Bereich weiterzubilden? Ich wollte einfach die Basiswerkzeuge und ein wenig Orientierung für gewisse Lead-Situationen haben. Alles, was den Bereich Kommunikation betrifft, war für mich ganz wichtig. Was mache ich denn, wenn ich in ein Konfliktgespräch komme? Mit Kommunikation kann man so viel im Team zerstören. Wenn man Kommunikation beherrscht, und ich glaube das beherrscht man aber eh nie wirklich ganz richtig, aber wenn man sich Gedanken dazu macht, dann kann man mit gewissen Situationen besser umgehen. Oder auch, dass man seine Emotionen im Konflikt im Griff hat. Ich wollte einfache Richtlinien, die mir im Falle der Fälle helfen, gut zu reagieren und gut zu kommunizieren.Generell war ich am Anfang etwas kritisch, was Lehrgänge im Allgemeinen betrifft. Ganz oft sitzt man ja in einer Weiterbildung und denkt sich: Was für eine Zeitverschwendung. Das kennt wohl jeder von uns als eigene Erfahrung. Wir waren aber schon bei einigen Veranstaltungen der Creative Region und da wissen wir bereits aus Erfahrung, wir sind hier auf der sicheren Seite, weil …
Christoph Platzer, Fotograf aus Bad Hall, ist einer der beiden Gewinner*innen des Spot On Calls “Best Young Creatives”. Für Dantendorfer Mode schoss er zwei Kampagnen mit einer analogen Mittelformat-Kamera – ein unkonventioneller Ansatz für das kleine Familienunternehmen aus Linz. Im Interview erzählt er uns, wie er Fotografie kennen und lieben gelernt und schließlich zum Beruf gemacht hat, was ihm bei der Arbeit am meisten Spaß macht und welche Tipps er anderen Young Creatives mit auf den Weg geben kann.
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Vernetzung ist eine der Hauptaufgaben der Creative Region, der wir seit 2011 nachkommen. Mittlerweile hat sich ein großes, starkes Netzwerk voll innovativer Köpfe gebildet. Das Membership-Programm ermöglicht es uns, diesen Grundpfeiler unserer Arbeit, den es zur Entwicklung einer Region braucht, weiter zu professionalisieren. Nachhaltige Verbindungen schaffen Ziel der Membership ist es, mit unterschiedlichen Aktivitäten dieses Netzwerk sichtbarer, greifbarer und offener zu gestalten. Durch kuratiertes Vernetzen, also gezieltem „Matchen“ von Kreativschaffenden als auch branchenfernen Unternehmen miteinander, schaffen wir Verbindungen, die Zusammenarbeit, gegenseitiges Unterstützen und Inspirieren ermöglichen. Dabei fokussieren wir uns auf nachhaltige, tiefere Verbindungen, fernab von kurzweiligem Kennenlernen, das nicht im Gedächtnis bleibt, hin zu Verbindungen, die jahrelang begleitend wirken. Beim ersten „not another Matchmaking“ wurden im exklusivem Rahmen 35 Members & Friends geladen und bereits im Vorfeld in passende Gruppen eingeteilt. Als Kriterien galten: Die Teilnehmer*innen kennen sich noch nicht, haben ein ähnliches Expertise-Feld oder könnten sich in der Zusammenarbeit optimal ergänzen. Bei leckerem Thai Food und lockerer Stimmung konnten viele neue Kontakte gesammelt werden. In Verbindung bleiben können die Teilnehmer*innen mit Hilfe einer digitalen Pinnwand, die auch bei weiteren Matchmakings mit unterschiedlichen Gästen immer weiter ausgebaut werden kann. Das nächste Members Matchmaking kommt bestimmt!
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